2Kö 5,13
A.Christlieb
Lieber Vater! Wenn der Prophet dich etwas Großes geheißen
hätte, solltest du es nicht tun? Wieviel mehr, so er zu dir
sagt: ,,Wasche dich, so wirst du rein." 2. Könige 5, 13
Der stolze Feldmarschall ist empört darüber, daß er eine
Antwort erhält, wie sie für jeden Bettler gepaßt hätte. Voll
Unmut und zornigen Herzens wendet er sich ab. Da haben seine
Knechte in bewundernswerter Weise die schwierige Aufgabe
gelöst, den hochgestellten, gereizten, enttäuschten, von
gallenbitterem Zorn aufgebrachten und laut schimpfenden Herrn
zu beruhigen und zur Vernunft zu bringen. Sie reden ihm
nicht nach dem Mund, sie stimmen nicht seinem törichten Plan
zu. Liebe gibt ihnen die nötige Weisheit. Sie nahen sich
ihm in respektvoller Haltung, zart und vorsichtig, fast
ängstlich, um ja nichts zu verderben. Ihre Stimme hat den
rechten Ton. Hochachtung und Liebe vereinen sich in der
Anrede: ,,Lieber Vater!" Sie disputieren nicht mit ihm über
Vernunft oder Unvernunft des Vorschlags, sondern weisen in
freundlichster Weise hin auf die staunenswerte Einfachheit
der Anweisung. Und siehe, es gelingt diesen treuen Menschen,
den selbstherrlichen Mann zum Herabsteigen von seinem hohen
Generalswagen zu bewegen. - Diese Knechte können unsere
Lehrmeister sein in der richtigen Behandlung unwilliger
und gereizter Sünder die sich über die Anweisungen des
prophetischen Wortes ärgern. Ich bekenne mit Schmerz,
daß ich oft meine Ohnmacht und Unfähigkeit solchen Seelen
gegenüber tief empfinde und Gott anflehe um die Weisheit
von oben. Nie solche Menschen von oben herab behandeln!
Auch dem schlimmsten Sünder und dem am weitesten abgeirrten
Menschen gegenüber die Hochachtung nie vergessen. Nie durch
Disputieren, sondern in der Weisheit des Heiligen Geistes
den von Jesu, dem Gekreuzigten, uns gebahnten, einfachen
Rettungsweg aus dem Labyrinth eigener Gedanken weisen. So
schlicht, so innig, so treuherzig wie die Knechte Naemans
sagen: Ach, daß du dem Propheten von Golgatha gehorchen
wolltest.