2Kö 5,11
C.Eichhorn
Erst hinab, dann empor! (II)
Ich meinte, er solle zu mir herauskommen und den Namen
Jehovas, seines Gottes, über mir ausrufen. 2. Kön. 5, 11
Es geht so ganz anders, als wir meinen. Naeman hatte sich's
ganz anders gedacht, als er Heilung suchend zu Elisa kam.
Der Gottesmann - so erwartete er - werde sich persönlich um
ihn bemühen und unter Handauflegung feierlich und inbrünstig
zu Jehova flehen. Stattdessen läßt ihm Elisa nur durch
einen Boten sagen, er solle sich im Jordan baden.
Die göttlichen Gedanken sind anders als unsere menschlichen.
Wir denken unrichtig und verkehrt, sind aber gleichwohl sehr
auf unsere Gedanken versessen und lassen sie schwer los.
Besonders tief eingewurzelte Lieblingsgedanken wollen wir
um keinen Preis hergeben. So dachten die Jünger Jesu, ihr
Meister müsse einen ganz anderen Ausgang nehmen. Seine Sache
müsse in Machtherrlichkeit enden, nicht in schmachvollem
Tod. "Wir hofften, er sollte Israel erlösen", nämlich von
der Herrschaft der Römer. Jesus arbeitete diesen irrigen
Gedanken entgegen und bezeugte wiederholt seinen Leidensweg.
Aber umsonst! Es wollte in ihre Köpfe nicht hinein. "Sie
vernahmen's nicht." - Paulus hatte in seinem unbekehrten
Zustand die Meinung, er könne Gott keinen besseren Dienst
erweisen, als wenn er die verhaßte Sekte der Nazarener mit
Stumpf und Stiel ausrotte. "Ich meinte bei mir selbst, ich
müßte viel zuwidertun dem Namen Jesu von Nazareth." - Mose
"meinte" in Ägypten, sein Volk müsse erkennen, daß Gott sie
durch seine, des Mose, Hand, errette, als er in seiner
ungebrochenen Kraft so eigenwillig vorging.
Nichts ist gefährlicher als die irrige Meinung unbekehrter
Leute: "Ich bin schon auf dem rechten Weg. Warum sollte ich
nicht ans Ziel kommen? Ich tue nichts Schlechtes und erfülle
meine Pflicht gegen Gott." Diese irrige Meinung bekämpften
Johannes der Täufer und alle Propheten vor ihm. Jesus selbst
stritt gegen diesen Irrtum seiner Zeitgenossen und nach ihm
alle Zeugen der Wahrheit. Nur die Lügenprediger bestärken
ihre Hörer in der verkehrten Meinung, sie seien schon auf
dem richtigen Weg.
Wir müssen unsere eigenen Gedanken korrigieren lassen vom
Wort Gottes. Dem Naeman ging es sehr schwer ein. Er wollte
im Unwillen davon. Aber er besann sich. Wohl allen, die
durch Gottes Wort sich zur rechten Einsicht bringen lassen
und ihre Vernunft gefangengeben unter den Gehorsam der
Wahrheit!
Dein allerheiligste Gedanken
sind himmelweit von Menschenwahn;
drum leite mich in deinen Schranken
und führe mich auf rechter Bahn!
Mein Gott und Vater, führe mich,
nur selig, wenngleich wunderlich!