2Kö 5,10
J.Kroeker
Über Gottes Offenbarungsträger.
"Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: "Gehe
hin und wasche dich siebenmal im Jordan, dann wird dein Leib
wieder rein sein!" 2.Kön. 5,10.
Es kann unendlich viel Herrlichkeit Gottes und Heil für die
Welt verloren gehen, wenn im entscheidenden Augenblick jene
Organe versagen, durch die Gott sich in seiner Gnade zum
Heile der Menschheit offenbaren möchte. Elisa versagte
jedoch nicht. Er beherrschte die Situation, und darin liegt
immer etwas Königliches. Daher wahrte auch der Prophet seine
unabhängige Stellung in jeder Hinsicht dem Syrer gegenüber.
Obgleich Elisa wusste, wen er vor sich hatte, dass der
Feldhauptmann der Aramäer vor seiner Tür hielt, so ließ er
sich dadurch doch in keiner Weise beeinflussen. Er vergaß
nicht, dass er vor einem weit Höheren stehe und seinen Dienst
in dessen Auftrag und Vollmacht zu vollziehen habe. Diese
unabhängige Stellung entzieht uns nicht unserem Bruder und
dem Nächsten, sondern bringt uns ihm erst recht nahe. Ohne
sie fände man nie den Boden, um ihm in seinem Leid zu dienen.
Erst durch sie haben wir den klaren Blick, was unserem
Nächsten zum Leben gereichen kann und was nicht. Wer seinen
Blick im Lichte Gottes schärft und sein Urteil in der
Lebenssphäre der oberen Welt bildet, wird wunderbar
unabhängig vom Urteil der Welt und den geistigen Strömungen
seiner Umgebung.
Denn nicht das gibt uns im Leben einen wirklich geistlichen
Adel und eine unabhängige Stellung, wenn wir von anderen
gestützt und gehoben, durch Protektionen und Legitimationen
befördert werden, sondern eine königliche Stellung im Reich
Gottes erlangen wir allein auf dem Weg der Abhängigkeit von
Gott und dem des selbstlosen Dienens. Und das hatte Elisa
gelernt. Er wusste sich auch in seinem Dienen abhängig von
seinem Gott und blieb in den Grenzen, die Gott seinem Diener
zog. Als er Gottes Auftrag ausgeführt hatte, da hatte er
nichts weiter in dieser Angelegenheit zu tun. Diese Stellung
ließ ihn unabhängig sein von den Wünschen und Meinungen der
Menschen. Nur ein wirkliches Gebundensein an Gott macht uns
gelöst auch von den Meinungen der Menschen. Unser Dienst
wird nicht bestimmt durch ihr Urteil, unsere Frucht lassen
wir nicht besolden durch ihre Gaben. Wir wissen uns bei
aller Hingabe an den Nächsten in erster Linie abhängig allein
von Gott und seinem Segen.