2Kö 5,8
J.Kroeker
Über Gottes Offenbarungsträger.
"Sobald Elisa hörte, dass der König von Israel seine Kleider
zerrissen hatte, ließ er ihm sagen: ,Warum zerreißt du die
Kleider? Möge jener zu mir kommen, damit er erfahre, dass
es einen Propheten in Israel gibt.'" 2.Kön. 5,8 ff.
Es gibt königliche Leute auch ohne Kronen und führende
Persönlichkeiten ohne Zepter. Ihr Adel ist innerlich und
ihre Größe liegt in ihrem selbstlosen Dienen und nicht in der
knechtischen Beherrschung anderer. Adel und Größe sind von
ihnen aber aus dem Umgang mit Gott und im Dienst des Nächsten
gewonnen worden.
So eine Persönlichkeit war auch Elisa. Sein klarer Blick
erkannte die wunderbare Gelegenheit, die Gott in dem Kommen
des Naeman schuf, um ihm einen Blick für das Walten und
Wirken des lebendigen Gottes in Israel zu geben. Daher war
er bereit, selbstlos dem Hilfe suchenden Naeman in seiner Not
zu dienen. Und Gott fügte es so, dass Naeman mit diesem
seinem Knechte zusammenkam. Als der Prophet Elisa von der
Ratlosigkeit des Hofes von Samaria erfuhr, ließ er dem Könige
sagen: "Warum zerreißt du deine Kleider? Jener möge zu mir
kommen, damit er erfahre, dass es einen Propheten in Israel
gibt!"
Darauf machte sich Naeman mit Pferd und Wagen auf und hielt
vor der Haustür Elisas. Der Prophet aber ließ ihm durch
einen Boten mitteilen: "Geh und bade dich siebenmal im
Jordan, dann wird dein Leib wieder rein sein!"
Als Naeman das hörte, ging er unwillig fort. Er hatte sich
das Auftreten des Propheten und die Heilung von ihm ganz
anders vorgestellt. Befangen in der heidnischen Anschauung,
dass alles Große und Wunderbare nur auf dem Weg heiliger
Riten und Kultübungen erreicht werden könne, sprach er: "Ich
hatte fest geglaubt, er würde zu mir herauskommen, hintreten,
den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen, seine Hand nach
dem Heiligtum schwingen, und mich so von meinem Aussatz
befreien!"
Allein Naeman sollte erfahren, dass Gottes Handeln nicht an
unsere äußerlichen Kulthandlungen gebunden ist, sondern an
das unbedingte und kindliche Vertrauen unserer Seele. Denn
als er sich nach allem Zögern schließlich doch überreden ließ
und sich im Jordan siebenmal badete, da wurde er rein von
seinem Aussatz. Hinfort sah der Syrer weniger den Propheten
mit seiner Schau für das Können Gottes, er sah vielmehr Gott
selbst in der Kraft seines schöpferischen Handelns.