2Kö 5,4
A.Christlieb
Naeman kam mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür des
Elisa. Da sandte der Prophet einen Boten und ließ ihm sagen:
Wasche dich siebenmal im Jordan, so wirst du rein. Da
erzürnte Naeman und zog weg mit Zorn. 2. Könige 5, 4-12
Naeman hat den Rat seiner kleinen Hausgehilfin befolgt. Mit
einem Troß von Wagen und Rossen, mit großen Schätzen beladen,
hält er vor der Tür des Propheten und läßt sein Anliegen
melden. Der aber würdigt den vornehmen Besucher und seinen
Troß nicht eines einzigen Blickes oder Wortes. Er läßt ihm
nur durch einen Diener sagen: ,,Wasche dich siebenmal im
Jordan, dann wirst du rein!" Das ist für den allgewaltigen
Feldmarschall zu viel. Der Prophet behandelt ihn ja wie
einen dummen Schulbuben. Naeman ist an der empfindlichsten
Stelle getroffen. Er weiß noch gar nicht, daß der Aussatz am
Körper nicht sein tiefster Schaden ist, daß an seinem Herzen
ein Schaden frißt, schlimmer als der Aussatz: Stolz und
Hochmut. Er ahnt nicht, daß er zu einem Propheten Gottes
gekommen ist, und kennt nicht die Wahrheit: ,,Was hoch ist
unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott." Naeman ist
angekommen an der Demütigungsklippe. An dieser Klippe sind
schon viele Menschen gescheitert. ,,Klein werden müssen?"
Niemals! Mit grimmigem Zorn wendet Naeman sich ab und zieht
davon. Naeman ist ein Sinnbild all der Menschen, die wohl
spüren, daß ihr Inneres krank ist, die ahnen, daß der Prophet
von Golgatha ihr Retter sein könne. Aber ihr Herz ist
trotzig und eigensinnig und stolz. Merken sie, daß Gott all
die Wagenladungen ihrer guten Taten und die Fülle ihrer guten
Eigenschaften nichts achtet, weil im Herzen der Aussatz des
Hochmuts frißt, dann sind sie tödlich beleidigt und ziehen
wütend ab. Das Heil Gottes findet man nur, wenn man an der
Demütigungsklippe des Kreuzes Christi nicht scheitert.
W.MacDonald
»... das Mädchen... das aus dem Lande Israel ist.«
2. Könige 5,4
Jemand muß nicht namentlich bekannt sein, um große Taten für
Gott zu vollbringen. Im Gegenteil, manche Personen in der
Bibel, die unsterblichen Ruhm erlangt haben, werden nicht
mit Namen genannt.
Da sind die drei Männer, die David Wasser aus der Zisterne
von Bethlehem brachten (2. Samuel 23,13-17). David sah
diesen Beweis ihrer Hingabe als so außergewöhnlich an, daß er
das Wasser nicht trinken wollte, sondern es als Trankopfer
auf die Erde goß. Doch die Helden bleiben ungenannt.
Wir kennen den Namen der berühmten Frau von Sunem nicht
(2. Könige 4,8-17), aber man wird ihrer allezeit gedenken,
weil sie das Prophetengemach für Elisa bauen ließ.
Es war ein anonymes jüdisches Mädchen, auf dessen Empfehlung
Naaman zu Elisa reiste, um vom Aussatz geheilt zu werden
(2. Könige 5 ,3-14). Gott kennt ihren Namen, und allein
darauf kommt es an.
Wer war die Frau, die das Haupt des Herrn Jesus gesalbt hat
(Matthäus 26,6-13)? Matthäus nennt ihren Namen nicht, aber
ihr Ruhm wird mit den Worten des Herrn vorausgesagt:
»Wahrlich, ich sage euch: Wo irgend dieses Evangelium
gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch von dem
geredet werden, was diese getan hat, zu ihrem Gedächtnis«
(Vers 13).
Die arme Witwe, die ihre zwei Scherflein in den Schatzkasten
einlegte ist eine weitere von »Gottes Unbekannten« (Lukas
21 ,2). Sie ist ein leuchtendes Beispiel dafür wie
erstaunlich viel wir für Gott tun können, wenn wir uns
nicht darum kümmern, ob wir Anerkennung dafür bekommen.
Dann ist da natürlich noch der Junge, der seine zwei Brote
und fünf Fische dem Herrn gab und erlebte, wie sie vermehrt
wurden und dadurch den Hunger von 5000 Männern plus Frauen
und Kindern stillen konnten (Johannes 6,9). Wir kennen
seinen Namen nicht, aber seine Tat wird nie vergessen werden.
Und eine letzte Illustration! Paulus sandte mit Titus zwei
Brüder nach Korinth in Verbindung mit der Sammlung für die
bedürftigen Heiligen in Jerusalem. Er nennt ihre Namen
nicht, aber er preist sie als Gesandte der Versammlungen und
Christi Herrlichkeit (2. Korinther 8,23).
Als Gray (James Martin, 1851-1935, amerikanischer Autor
und Bibellehrer, Mitherausgeber der Scofield-Bibel) einmal
die Grabsteine unbekannter Leute in einem Dorffriedhof
betrachtete, schrieb er:
Gar manche Blume wächst, um ungesehen zu blühen,
Und damit ihren Duft an Wüstenluft zu verschwenden.
Bei Gott wird jedoch nichts verschwendet. Er kennt die Namen
all derer, die Ihm anonym gedient haben, und Er wird sie auf
eine Ihm würdige Weise belohnen.