2Kö 5,3
A.Christlieb
Ach, daß mein Herr bei dem Propheten zu Samaria wäre!
2. Könige 5, 3
Dieses Wort aus Kindermund kann uns lehren, welche wichtige
Sache es ist um ein rechtes Zeugnis zur rechten Stunde. Dies
Mädchen hat gewiß nie in einer öffentlichen Versammlung den
Mund aufgetan und wurde doch zu einer Missionarin in
heidnischem Land, von der alle Prediger des Wortes
Gottes etwas lernen können. Das Kind ist geradezu eine
Lehrmeisterin für die Ausübung des Predigerberufes.
Zunächst: Sie glaubt selbst fest das, was sie sagt. Hätte
das Mägdlein daran gezweifelt, daß Elisa den Naeman heilen
würde, hätte sie gesagt: ,,Vielleicht", ,,möglicherweise",
so hätte ihr Wort kaum Eindruck gemacht. Nun aber ist ihr
Zeugnis so glaubensstark und mutig, daß Naeman und ein ganzer
Reisezug sich nach Samaria in Bewegung setzt. Wir Prediger
des Evangeliums wollen davon lernen. Wir sind umgeben von
Menschen, die mit dem Aussatz der Sünde behaftet sind und
ratlos vor der Frage stehen: ,,Wie werde ich rein?" Da dürfen
wir, noch viel gewisser, nachdrücklicher und glaubensfroher
sagen: ,,Ach, wenn du bei dem Propheten von Golgatha wärest!"
- Wir wollen von dem Mädchen auch lernen, unsere Botschaft so
einfach, so ungekünstelt, so schlicht und glaubensmutig
vorzutragen, daß Menschen sich in Bewegung setzen. Wir
wollen vor allem aber daraus lernen, den Hauptinhalt unserer
Botschaft klar zusammenzufassen. Spräche man zu einem
Prediger: ,,Sprich das, was du zu sagen hast, in einem Satz
aus", es wäre recht, wenn derselbe antwortete: ,,Ach, daß du
bei dem Propheten von Golgatha wärest, da würdest du rein
von deinem Sündenaussatz." Solches schlichte Zeugnis aus
gebeugtem Herzen, von heiliger Glaubensgewißheit und Liebe
zum Heiland durchglüht, kann Menschen auf den einzigen Helfer
in Sündennot hinweisen und für die Ewigkeit retten.
J.Kroeker
Über unseren Glaubensumgang mit Gott.
"Und die Magd Naemans sprach zu seiner Frau: Ach, dass mein
Herr bei dem Propheten zu Samaria wäre; der würde ihn von
seinem Aussatz befreien!" 2.Kön. 5,3.
So kurz dieses Zeugnis der Magd Naemans auch war, es genügte,
dass eine Seele durch dasselbe den Weg zum Leben fand. Es
enthielt genug Licht, um andere zum Licht zu führen. Das
Zeugnis hatte etwas von Gott zu sagen, daher fand in seinem
Licht ein Suchender den Weg zu Gott.
Beim Könige dagegen herrschte Aufregung, Ratlosigkeit,
Verzweiflung. Das Schlimmste vermutend, zerreißt Joram
seine Kleider, denn er vernimmt nichts von dem Vertrauen,
das bei ihm Hilfe sucht. Auch hat er keine Ahnung von den
todesüberwindenden Lebenskräften, die in seinen Tagen noch
im Volk Gottes walteten. Sie sind ihm fremd und unbekannt
geblieben, obgleich die Kraft Gottes sich so oft durch den
Propheten Elisa verherrlicht hatte zum Heil der Elenden und
Suchenden.
Das ist der gewaltige Unterschied zwischen einer
fleischlichen und einer geistlichen Glaubensstellung. Und
je nachdem, wie unsere innere Stellung zu Gott ist, werden
sich auch bei uns entweder die Züge des Königs oder die der
israelitischen Magd finden. Dem König war es entgangen, was
auch in seinen Tagen Gott durch den Dienst seines Knechtes,
des Propheten Elisa, hatte tun können. Er hatte offenbar
eine ganz andere Welt, eine ganz andere geistige Atmosphäre
um sich als die, in der sich die israelitische Magd unter
ihrem Volk bewegt hatte. In seiner Umgebung war er nicht
vertraut geworden mit dem, was Gott auch zum Heil der
Leidenden durch seinen Propheten zu tun vermag. Daher stand
der König auch so ratlos, so voller Misstrauen. Er verstand
nicht die Sprache der Welt, die in ihrer herben und
unfreundlichen Art bei ihm Hilfe suchte in der Stunde ihrer
Not.
Nicht wer in der Weltlust lebt, wird die Welt in ihrer Not
verstehen. Ein klares tiefes Verständnis für das Sehnen und
Suchen der Zeit haben immer wieder nur jene Seelen, die
vertraut sind im Umgang mit Gott. In diesem Umgang gewinnen
sie jene zarten Organe des Verständnisses, durch welche sie
fähig werden, auch die Welt in ihrer Sprache zu verstehen.
Sie machen die Welt zum Gegenstand ihrer Liebe, so wie sie
ist, nicht wie sie sein sollte und sein könnte. Sie ist
ihnen wert, geliebt zu werden, weil sie wissen, dass sie
ein Gegenstand der Liebe ihres Gottes ist.
J.Kroeker
Vom Dienst in Vollmacht.
"Und die Magd Naemans sprach zu seiner Frau: Ach, dass mein
Herr bei dem Propheten zu Samaria wäre; der würde ihn von
seinem Aussatz befreien!" 2.Kön. 5,3.
Wie konnte die Sklavin mit solcher Gewissheit die Genesung
ihres Herrn verheißen? Sie konnte es, weil sie wusste, was
Gott zu tun vermag, und welche Vollmachten Er seinem Knechte,
dem Propheten Elisa, anvertraut hatte. So dunkel es in
geistlicher Beziehung damals auch in Israel war, so wenig
auch wahre Gotteserkenntnis das ganze Volksleben beherrschte,
all diese Erscheinungen hatten ihr trotzdem nicht den Blick
nehmen können für das, was wirklich an göttlicher Kraft und
Vollmacht in ihrem Volk da war. Zwar hatte sie wohl nie
gehört, dass ein Aussätziger durch den Propheten geheilt
worden wäre. Aber aus dem, was Gott bisher durch seinen
Knecht hatte tun können, schloss sie, dass Gott sich auch in
diesem Falle durch ihn zum Heile ihres Herrn verherrlichen
könne. Und ein Glaube, der so auf dem Boden des bisher
Erlebten und Geschauten Gott ehrt und Ihm noch Größeres
zutraut, wird nicht enttäuscht. Auch die israelitische
Magd erlebte, dass Wirklichkeit wurde, was sie mit
solcher Gewissheit ihrem Herrn verheißen hatte.
Es ist auch für uns von der größten Bedeutung, dass uns nicht
der Blick verloren geht für das, was Gott auch in unserer
Zeit auf dem Boden des menschlichen Elends zu tun vermag. So
klar unser Auge auch all das Fehlende unter unserem Volke und
in der Welt sieht, so schwer unsere Seele auch unter dem
Mangel an wahrer Gotteserkenntnis und Gottesfurcht leiden
mag, so klein vielfach auch die Schar ist, die in kindlichem
Umgang mit Gott lebt, so darf die glaubenslose und
glaubensarme Stellung der anderen uns doch nicht den Blick
nehmen für die Gotteskräfte, die auch in unseren Tagen und in
unserer Mitte wirksam sind.
Wollen wir wieder Organe werden, die etwas mit dazu beitragen
dürfen, dass unsere Zeit innerlich durch Gott gesunde und zu
ihrem Heil gelange, dann muss uns seine Kraft größer sein als
die Macht der Sünde, sein Erbarmen größer sein als die Schuld
der Menschheit. Das wird uns den Mut geben, in der Liebe
unseres Christus auch da zu dienen, wo zunächst noch die
Kräfte der Sünde und des Todes herrschen. Wem erst die Sünde
größer erscheint als die Gnade, die Schuld größer ist als
die Barmherzigkeit, der hat für die Welt in ihrer Not kein
Evangelium Gottes mehr und wird vergeblich jene Sprache
suchen, die der Welt Leben und Erlösung bringt.