2. Könige

2Kö 4,13 W.MacDonald »Ich wohne inmitten meines Volkes.« 2. Könige 4,13

Eine wohlhabende Frau in Sunem erwies Elisa jedesmal Gastfreundschaft, wenn er vorbeikam. Schließlich machte sie ihrem Ehemann den Vorschlag, ein Extrazimmer für den Propheten zu bauen, so daß er einen eigenen Raum hätte, wenn er bei ihnen Rast machte. In der Absicht, sich seiner großzügigen Gastgeberin erkenntlich zu zeigen, fragte Elisa, was er für sie tun könne - vielleicht sie beim König oder beim Heerobersten einführen. Ihre einfache Antwort war: »Ich wohne inmitten meines Volkes.« Mit anderen Worten: »Ich bin mit meinem Leben völlig zufrieden. Ich mag die einfachen Leute, unter denen ich lebe. Ich habe keine besondere Sehnsucht nach der Gesellschaft der 'Oberen Zehntausend'. Der Umgang mit berühmten Leuten ist für mich kein erstrebenswertes Ziel.«

Sie war eine weise Frau! Diejenigen, die niemals zufrieden sind, bis sie endlich in die Kreise der Berühmten, der Reichen und der Aristokraten eingeführt sind, müssen dort oft lernen, daß die wertvollsten und kostbarsten Menschen der Erde niemals auf den Titelseiten - bzw. in den Klatschspalten - erscheinen.

Ich hatte einigen Kontakt mit großen Namen in der evangelikalen Welt, aber ich muß gestehen, daß es meist enttäuschende Erfahrungen waren. Und je mehr ich persönlich erlebt habe, was in der christlichen Presse mit großem Tamtam angepriesen wird, desto mehr habe ich meine Illusionen verloren. Wenn ich wählen kann, wünsche ich mir Gemeinschaft mit jenen demütigen, gottesfürchtigen, zuverlässigen Bürgern, die in dieser Welt keinen bekannten Namen haben, im Himmel aber wohlbekannt sind.

A.W. Tozer spiegelt meine Gefühle genau wieder, indem er schrieb: »Ich glaube an Heilige. Ich habe die Komiker getroffen; ich habe die Marktschreier getroffen; ich habe den Gründer kennengelernt, der seinen Namen vorn auf das Gebäude setzen läßt, damit die Leute wissen, wer es gestiftet hat. Ich habe bekehrte Cowboys getroffen, die nicht allzu bekehrt waren. Ich habe alle Arten seltsamer Christen überall in den Vereinigten Staaten und Kanada getroffen, aber mein Herz hält Ausschau nach Heiligen. Ich möchte die Menschen kennenlernen, die sind wie der Herr Jesus Christus ... Was wir nämlich wirklich haben wollen und sollen ist die Schönheit des Herrn, unseres Gottes, in der Brust von Menschen. Ein gewinnender, anziehender Heiliger ist mehr wert als 500 Werbefachleute und christliche Macher und religiöse Ingenieure.«

Charles Simeon hat ähnliche Gedanken: »Vom ersten Tag an habe ich mich darum bemüht bis zur gegenwärtigen Stunde ... mein Umgang war mit den Heiligen und Herrlichen der Erde, und jeder einzelne von ihnen hat sich mit äußerster Kraft bemüht, mir Gütigkeit um des Herrn willen zu erzeigen.«

Deshalb gebührt der Frau von Sunem ein großer Orchideenstrauß für die geistliche Einsicht, die in ihren Worten liegt: »Ich wohne inmitten meines Volkes.«