1Kö 22,8
W.Nee
Es ist nur noch einer da, durch den man den Herrn befragen
könnte; aber ich hasse ihn, denn er weissagt mir nichts
Gutes: Micha, der Sohn Jimlas. 1. Könige 22,8
Besessenheit ist etwas Furchtbares. Wer lügt, täuscht andere
und ist sich seines Lügens bewußt. Wer aber besessen ist,
hat sich selbst getäuscht und weiß nicht, daß er lügt; er hat
sich aus dem Bereich seines Gewissens soweit fortbewegt, daß
das Licht, das in uns ist, Finsternis wird; mit einem Wort,
er hat die Wahrheit ausgesperrt. In diesen Zustand gerät man
dadurch, daß man sich für die Finsternis entschieden hat.
»Wer Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht.«
»Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft, daß sie
der Lüge glauben« (Johannes 3,19 ff.; 2. Thessalonicher
2,11). Und so sind die Besessenen am Ende wahrhaftig; sie
sind dahin gekommen, an das, was sie tun, zu glauben! (Auch
Saul von Tarsus glaubte ehrlich, etwas Gutes zu tun, als er
die Gemeinde verfolgte.)
Wie werden wir davon befreit? Nur durch eines: durch das
Licht. »Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht.« Es bedarf
dazu keines weiteren Wirkens Gottes. Manchmal werde ich
gefragt: »Warum spricht man immer so viel von Erleuchtung?
Warum betonen wir nicht das Wirken Gottes, das uns befreit?«
Darauf antwortete ich: »Weil das befreiende Wirken darin
besteht, daß er uns erleuchtet.« Auf Grund der Erleuchtung
erkannte Saul, daß er ein Lästerer war. Durch sie kam Hiob
dahin zu sagen: »Nun hat dich mein Auge gesehen, darum
verabscheue ich mich und bereue.« Gott macht, daß wir sehen,
und das genügt.