1Kö 20,11
W.MacDonald
»Es rühme sich nicht der sich Gürtende wie der den Gürtel
Lösende!« 1. Könige 20,11
Obwohl diese Worte von einem gottlosen König, nämlich Ahab,
gesprochen wurden, sind sie doch Worte der Wahrheit. Auch
gottlose Menschen sprechen manchmal die Wahrheit. Der
König von Syrien hatte Ahab beleidigende und demütigende
Forderungen gestellt und im Fall einer Weigerung mit Krieg
gedroht. Doch in der folgenden Schlacht waren die Syrer
gezwungen, sich zurückzuziehen, und ihr König mußte um sein
Leben fliehen. Seine Leistung blieb weit hinter seiner
Prahlerei zurück. Der heutige Text wäre auch ein guter Rat
für Goliath gewesen. Als er David auf sich zukommen sah,
sagte er: »Komm her zu mir, daß ich dein Fleisch den Vögeln
des Himmels und den Tieren des Feldes gebe« (1. Samuel
17,44). Aber David besiegte ihn problemlos mit einem
einzigen Kieselstein aus seiner Schleuder. Der Riese hatte
zu früh geprahlt. Wenn wir junge Christen sind, überschätzen
wir leicht unsere eigenen Fähigkeiten. Wir tun, als ob wir
es »mit links« mit der Welt, dem Fleisch und dem Teufel
aufnehmen könnten. Vielleicht machen wir sogar älteren
Christen Vorwürfe, weil sie es nicht fertiggebracht haben,
die Welt zu evangelisieren. Wir werden es ihnen zeigen,
wie man das macht! Aber unser Rühmen kommt zu früh. Die
Schlacht hat gerade erst begonnen, und wir tun, als ob
sie schon vorbei und gewonnen wäre. Bei einem lockeren
Beisammensein von Gläubigen am Abend drehte sich alles um
einen brillanten jungen Prediger, der anwesend war. Ihm tat
es recht wohl, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. In
der Gruppe saß auch ein Sonntagsschullehrer, der einen tiefen
Einfluß auf sein Leben ausgeübt hatte. Jemand sagte zu
diesem Lehrer: »Sie müssen eigentlich ziemlich stolz auf
ihren ehemaligen Schüler sein.« Seine Antwort lautete:
»Ja, w e n n e r b i s z u m E n d e s o g u t
w e i t e r m a c h t .« Zu diesem Zeitpunkt hielt der
junge Prediger diese Bemerkung für einen ziemlichen
Wermutstropfen in einem ansonsten angenehmen Abend.
Aber später, mit der erweiterten Perspektive jahrelanger
Erfahrung, wurde er sich klar, daß sein Lehrer völlig Recht
hatte. Es zählt nicht, wie wir die Rüstung anlegen. Es kommt
darauf an, wie wir die Schlacht beenden. In Wirklichkeit
ist die Schlacht im Leben nie zu Ende. Sie wird nicht zu
Ende sein, bis wir vor unserem großen Feldherrn im Himmel
stehen. Dann werden wir Seine Beurteilung unseres Dienstes
zu hören bekommen, die einzige Beurteilung, die wirklich
zählt. Und gleichgültig, wie Seine Beurteilung ausfällt,
wir werden keinen Grund zum Rühmen haben. Mit demütiger
Überzeugung werden wir bekennen: »Wir sind unnütze
Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig
waren« (Lukas 17,10).