1Kö 19,21
A.Christlieb
Und Elisa machte sich auf, folgte dem Elia nach und diente
ihm. 1. Könige 19, 21
Hier wird uns die Berufung des Elisa erzählt. Er pflügt auf
dem Acker. Zwölf Joch Ochsen arbeiten vor ihm her. Da kommt
der Prophet Elia. Er geht auf den jungen Mann zu, wirft ihm
wortlos den Prophetenmantel über die Schultern und eilt
davon. Elisa läßt seinen Pflug stehen, läuft dem Elia nach
und spricht: ,,Laß mich nur Abschied nehmen von meinen
Eltern!" Elia erlaubt es ihm mit den Worten: ,,Geh hin und
komm wieder! Bedenke, was ich dir getan habe." Elisa nimmt
von Eltern, Geschwistern und Dienerschaft Abschied, folgt
dem Elia nach und dient ihm. -
Durch die Berufung, die Bekleidung mit dem Prophetenmantel,
ist für Elisa mit einem Schlag alles anders geworden: Seine
Interessen, seine Arbeit, sein Lebensziel. Alles wurde nun
in die Gotteswelt, in die Ewigkeit erhoben. Und alles ging
vor sich ohne Drängen und Treiben und doch mit
unwiderstehlicher Gewalt. - Das ist ein Sinnbild für die
göttliche Berufung, die bis zum heutigen Tag allen zuteil
wird, die zur Gemeinde des Herrn Jesu kommen. Ganz
ungesucht, meist urplötzlich, wenn auch nicht unvorbereitet,
überkommt es einen mit Urgewalt: ,,Gott war in Christo und
versöhnte die Welt mit ihm selber. Er hat den, der von
keiner Sünde wußte, für uns - ja höre: Für Dich! - zur Sünde
gemacht." Und dann steht er vor uns, der mehr war als ein
Prophet, der Dornengekrönte, und wirft über uns den Mantel
der Gerechtigkeit Gottes, den Mantel der ,,Blutgerechtigkeit
Jesu Christi". Es ist ein Geheimnis, ein Wunder, aber ein
urgewaltig wirksames. Es geht einem wie dem Elisa. Alles
erfährt eine Umwertung, eine Änderung. Manchmal erfolgt
sogar ein Berufswechsel aus innerer Notwendigkeit heraus;
aber alles ist natürlich, ungezwungen und zur Ehre Gottes
in Jesus Christus. - Wohl dem, der die Berufung erlebt!
A.Christlieb
Er folgte Elia nach und diente ihm. 1. Könige 19, 21
In der Nachfolge des Elia hat Elisa allerlei verloren.
Zunächst seine Freiheit. Als Sohn im Vaterhause hatte er
Diener unter sich und konnte befehlen. Jetzt ist er selbst
Diener und muß gehorchen. - So ist es auch in der Nachfolge
Christi. ,,Früher gürtetest du dich selber und wandeltest,
wohin du wolltest. Jetzt heißt es: Die Hände ausstrecken und
dich führen lassen, wohin du nicht willst" (Joh. 21, 18). -
Sodann: Elisa konnte sich in seinem Wandel nicht mehr
irgendwie gehen lassen. Gewiß war er bis dahin schon ein
Mensch gewesen, der in der Zucht des Geistes gestanden hatte.
Aber als Diener des Propheten wurden noch höhere
Anforderungen an ihn gestellt. Er trug die Ehre des Elia,
die Ehre des lebendigen, heiligen Gottes. So ist es auch in
der Nachfolge Jesu Christi. Paulus mahnt: ,,Es trete ab von
der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt" (2. Tim.
2, 19), und: ,,Hurerei und alle Unreinigkeit oder Geiz lasset
nicht von euch gesagt werden, auch nicht schandbare Worte und
Narrengeschwätz oder Scherze, welche euch nicht ziemen!"
(Eph. 5, 11). -
Und endlich: Elisa konnte nicht mehr dem Ziel nachjagen,
auf Erden Reichtümer zu sammeln. Als Erbe eines Bauerngutes,
auf dem man mit zwölf Joch Ochsen pflügte, hätte er ein
schwerreicher Mann werden können. Der Gedanke an den
herrlichen Landwirtschaftsbetrieb hätte ihn zurückhalten
können von der Nachfolge Elias und dem Dienst am Reich
Gottes. Aber Elisa verzichtet auf den vergänglichen
Reichtum. - Im Dienst des Teufels kann man Schätze sammeln
nach Herzenslust. Er ist der Gott des Mammons. Wer aber in
die Nachfolge Jesu gerufen ist, der wird innerlich gelöst vom
irdischen Besitz. Er vermag, wenn es gefordert wird, um Jesu
willen den Raub seiner Güter mit Freuden zu erdulden (Hebr.
10, 34). - Sind wir Berufene Jesu Christi?
A.Christlieb
Er folgte Elia nach und diente ihm. 1. Könige 19, 21
Wir sahen, Elisa hat in der Nachfolge des Elia allerhand
verloren. Er hat dabei aber auch herrliche Gewinne gemacht.
Zunächst gewann er Heiligungskräfte. Der tägliche Umgang mit
dem Gottesmann Elia führte auch ihn immer mehr hinein in die
Nähe Gottes. Da wehte Höhenluft. Das ständige Bewußtsein,
in der Nähe Gottes zu leben, wirkte heiligend. Einem
Liebhaber der Sünde wäre es im Umgang mit Elia bald zu eng
und schwül geworden. Für einen aufrichtigen Menschen, wie
Elisa, war das aber ein großer Gewinn. - Das erlebt in
ähnlicher Weise jeder, der in die Nachfolge des Herrn Jesu
tritt. Wer betend mit ihm umgeht, wer vor ihm sein Herz
ausschüttet, wer alles mit ihm bespricht, der kommt immer
inniger in die Gottesgemeinschaft, und dessen Leben wird
durchdrungen von Heiligungskräften. Ging schon von dem
Menschen Elia ein heiligender Einfluß aus, dann noch viel
mehr von dem Sohn Gottes, der im Blick auf die Seinen
spricht: ,,Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch
sie geheiligt seien in der Wahrheit." - Sodann hat Elisa
Bewahrungskräfte gewonnen. Durch seine Prophetenstellung
geriet er in Gefahren, die ihm als friedlichen Gutsbesitzer
fremd geblieben wären; denn wen greift Satan heftiger und
listiger an als die Werkzeuge Gottes, die im Dienste des
Himmelreiches stehen! - Der Syrerkönig hat einmal ein ganzes
Heer aufgeboten, um Elisa in Dothan zu fangen, und der König
Israels wollte ihm den ,,Kopf abreißen". Aber - Gott wußte
seinen Diener zu schützen. Ein ganzes Engelheer mit feurigen
Rossen und Wagen lagerte sich um Elisa her, daß niemand
ihn antasten durfte. - Den gleichen Schutz hat Gott den
Nachfolgern des Herrn Jesu zugedacht. Hebr. 1 heißt es von
den Engeln: ,,Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister,
ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben die
Seligkeit''?
A.Christlieb
Gehe hin und komm wieder und gedenke, was ich dir getan habe.
1. Könige 19, 21
Gehe hin! - Mit diesen Worten gibt Elia dem Elisa die
Erlaubnis, von seinen Eltern und Geschwistern Abschied zu
nehmen. Er hätte ihm das auch abschlagen und den jungen
Mann in gesetzlicher Weise an sich binden können. - Dieser
Umstand will bedacht sein von solchen, die jugendliche
Nachfolger Jesu Christi zu leiten haben. Wenn man ihnen
erlaubte Freuden verbietet, erzieht man sie zu Heuchelei und
Scheinheiligkeit. - Elia fährt aber fort: ,,...und komm
wieder!" Darin liegt eine gewisse Warnung. Elia sagt damit:
Laß dich zuhause von niemanden aufhalten. Du hast die
Freiheit, deine Eltern zu besuchen. Vergiß aber nicht diese
himmlische Berufung! Derselben mußt du um jeden Preis treu
bleiben. - Diese Mahnung ist gewiß nicht überflüssig
gewesen. Sehr wahrscheinlich hat jemand zu ihm gesagt:
,,Wie kannst du nur in eine so unsichere Zukunft gehen! Wer
sorgt für deinen Lebensunterhalt? Willst du wirklich dein
väterliches Erbe preisgeben?" Dann hat Elisa innerlich die
Warnung gehört: ,,Komm wieder!" - Ähnlich müssen wir denen
helfen, die als junge Menschen unserer Leitung anvertraut
sind. Paulus schreibt 1. Korinther 6, 12: ,,Ich habe über
all das Macht, es soll mich aber nichts gefangennehmen." -
Zuletzt spricht Elia: ,,Gedenke, was ich dir getan habe!"
Vergiß nicht deine hohe Berufung! - Das ist ein überaus
wichtiges Wort, auch für alle jungen Nachfolger Jesu Christi.
Lebt ihr ständig in weltlicher Umgebung, geratet ihr
unvermutet in böse Gesellschaft: bedenkt, wozu ihr berufen
seid! Vergeßt es keinen Augenblick, was der Herr Jesus für
euch getan hat. Er war der Sohn Gottes, des Allerhöchsten,
und gab am Kreuz sein Leben und Blut für euch hin. Wenn ihr
das bedenkt, verlieren die lockenden Stimmen der Weltlust und
der Sünde ihre verführerische Kraft. - ,,Geh hin und komm
wieder. Gedenke, was ich dir getan habe!"
A.Christlieb
Elisa lief und opferte die Rinder und gab es dem Volk.
1. Könige 19, 21
Elisa wandelte würdig seiner Berufung. Er eilte davon,
um möglichst bald wieder bei Elia einzutreffen. Bei der
Zubereitung des Opfers, zu dem er das Paar Ochsen nahm, mit
dem er pflügte, holte er nicht besonderes Brennholz. Er
zerscheiterte einfach das Holzgeschirr der Rinder. Keine
Spur von gemütlicher Gemächlichkeit. Heiliger Eifer hatte
ihn ergriffen. - Solch ein Eifer sollte bei allen Berufenen
Jesu Christi zu finden sein, nicht nur bei Missionaren und
ähnlichen Zeugen, sondern bei allen, die den Mantel der
Gerechtigkeit Christi tragen. - Sodann: Elisa vergaß auch
in der Abschiedsstunde von den Seinen nicht Gott den Herrn,
der durch Elia ihn berufen hatte. Elisas Liebe zu den Eltern
war stark und tief. Das deutet der Ausdruck an: ,,Laß mich
meinen Vater und meine Mutter küssen!" Elisa hat den
Abschiedsschmerz tief empfunden. Aber der durfte nicht
überwuchern. - Bedenkt das wohl, ihr Nachfolger Jesu
Christi! Unser Meister hat gesagt: ,,Wer Vater oder Mutter
mehr lieb hat, als mich, der ist meiner nicht wert!"
(Matth. 10, Vers 37). - Ein Gottesknecht betete auf seinem
Sterbelager: ,,Herr, wir müssen von allen Abschied nehmen,
nur nicht von dir, Herr Jesu!" -
Und endlich: Elisa lud zu der Opfermahlzeit nicht die
benachbarten Gutsbesitzer ein, sondern das arme Volk, die
Knechte und die Mägde. Ihnen wollte er noch eine besondere
Freude machen. Wenn es auch nur ein gutes Stück Fleisch war,
was er ihnen bieten konnte - es war Freude. Und das hat
diesen schlichten Leuten mehr wohlgetan, als wenn Elisa ihnen
eine gute Predigt gehalten hätte. - Merkt euch das auch, ihr
Berufenen Jesu Christi: Ihr lebt in einer Welt, die voll ist
von verbitterten Menschen. Manchem tut eine Liebesgabe
besser, als eine Ermahnung! ,,Laßt euer Licht leuchten,
das Licht der Liebe Gottes!"