1Kö 18,44
A.Christlieb
Es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer, wie eines Mannes
Hand. 1. Könige 18, 44
Sechsmal hat der Diener des Elia vergeblich den
Aussichtspunkt bestiegen. Vom siebten Gang brachte er die
Kunde zurück: Es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer. -
Diese kleine Wolke will uns zunächst ermutigen, in aller
Bedrängnis demütig und gläubig anzuhalten am Gebet. Gott
erhört endlich doch unser Schreien (Ps. 25, 3). Das kleine
Wölkchen, die Antwort auf das Gebet des Elia, ist ein Beweis
dafür. Elia hatte sich bei seinem Flehen berufen können auf
die göttliche Verheißung (Kap. 18, 1): ,,Gehe hin, zeige
dich Ahab, daß ich regnen lasse auf Erden." Solange wir uns
bei unserem Bitten und Flehen auf eine klare, göttliche
Verheißung berufen können, dürfen wir getrost anhalten mit
Rufen und Beten! ,,Die Weissagung wird ja noch erfüllt
werden zu seiner Zeit und wird endlich frei an den Tag
kommen. Ob sie aber verzieht, so harre ihrer, sie wird gewiß
kommen und nicht verziehen" (Habakuk 2, 3). Wie Josua sagte:
,,Es fehlte nicht ein Wort an alle dem Guten, das der Herr,
euer Gott, euch verheißen hat" (Jos. 23, 14), so dürfen
wir das auch erfahren. - Zuletzt lehrt uns dieses kleine
Wölkchen, daß Gottes herrlichste Gnadenerweisungen oft
besonders klein und unscheinbar anfangen. Wie klein war das
Wölkchen! ,,Wie eines Mannes Hand." Und doch sollte es die
lange, unsagbar schwere Gerichtszeit der Dürre beenden. Gott
handelt manchmal so. Sein ewiges Reich, das alle Völker
umfangen soll, beginnt klein wie ein Senfkorn.
,,Heiland, deine größten Dinge beginnest du still und
geringe, was sind wir Armen, Herr, vor dir? Aber du wirst
für uns streiten und uns mit deinen Augen leiten, auf deine
Kraft vertrauen wir. Dein Senfkorn, arm und klein, wächst
endlich ohne Schein doch zum Baume, weil du, Herr Christ,
sein Hüter bist, dem es von Gott vertrauet ist."