1Kö 1,24
J.Kroeker
Von David und seinem Fall.
"Und Natan sprach (zu David): Mein Herr König, hast du
gesagt: Adonia soll nach mir König sein und soll auf meinem
Throne sitzen? Siehe, sie essen und trinken vor ihm und
sagen: Es lebe der König Adonia! Und der Priester Zadok samt
dem Propheten Nathan salbe Salomo daselbst zum Könige in
Israel und blase mit der Posaune und spreche: Es lebe der
König Salomo." 1.Kön.1,24 u.34.
Davids Leiden kamen nicht zur Ruhe. Als seine Kraft mehr und
mehr zusammenbrach, da glaubte Adonia, der der älteste der
königlichen Prinzen war, dass er allein für die Thronfolge in
Frage käme. In dieser seiner Meinung sah er sich sowohl von
der militärischen Macht, durch den Feldhauptmann Joab, als
auch durch die geistliche unter der Führung des
Hohenpriesters Abjatar bestärkt.
David hatte jedoch seinen Sohn Salomo von der schönen
Bathseba zum Thronerben ausersehen. Er sah sich unterstützt
durch den Propheten Nathan, durch den Hohepriester Zadok
und durch den Führer seiner Leibwache Benaja. Als Adonias
Ernennung bekannt wurde, ließ David gleich den jungen Salomo,
der kaum erst zwanzig Jahre alt war, zur Zionsburg am Tal
Gihons führen und in Gegenwart einer großen Volksmenge
öffentlich durch den Propheten Nathan und den Hohenpriester
Zadok zum König über ganz Israel und Juda salben. Durch
diesen Akt wurde eine neue, ungeheure Aufregung unter das
Volk getragen. Die eine Partei rief von den östlichen
Bergen: "Es lebe der König Adonia!", und die anderen riefen
von den westlichen Hügeln: "Es lebe der König Salomo!"
Nur dem Umstand war es zu verdanken, dass kein neuer
Bürgerkrieg ausbrach, dass Adonia unter der Zusicherung
seiner Begnadigung schließlich zurücktrat und ebenfalls
Salomo als zukünftigem Herrscher über Israel seine Huldigung
darbrachte.
So ward Davids Lebenskelch zuletzt bis an sein Lebensende
mit Bitterkeiten über Bitterkeiten gefüllt. Bevor er zu
seinen Vätern ging, übergab er noch Salomo sein königliches
Testament, das ebenfalls keinen reinen Charakter mehr trug.
Zwar empfahl er seinem Sohn, alles zu beachten, was der Herr
durch Mose geboten hatte, der Schluss seiner Weisung aber
atmete Bitterkeit und Vergeltung. Anstatt in königlicher
Großmut Vergangenes zu vergeben und zuzudecken, um eine
völlig neue Zukunft für das ganze Volk unter dem neuen
Gesalbten beginnen zu lassen, wurden alte Sünden und Vergehen
selbst der treuesten Freunde Davids aufgezählt und die
Vergeltung als ein Erbe Salomo übergeben. Am Herzen Gottes
hatte dies David, dem so unendlich viel vergeben worden
war, nicht gelernt. Der dunkle Schatten seiner letzten
Regierungszeit fiel selbst auf sein Kranken- und Totenbett.
Die Theokratie, d.h. _Gottesherrschaft, hatte längst in
David ihr Wort verloren, sie musste schweigen auch im
letzten Testament ihr es Trägers.