2Sam 15,21
D.Rappard
So wahr der Herr lebt, an welchem Ort mein Herr,
der König, sein wird, es gerate zum Tode oder zum
Leben, da wird dein Knecht auch sein.
2. Sam. 15,21.
Wir sehen hier den König David in der Stunde seiner
tiefsten Erniedrigung bis ins Herz getroffen durch den
Verrat seines eigenen Sohnes, verlassen von dem großen Haufen
seines Volkes. Mit verhülltem Haupt zieht er über den
Bach Kidron den Ölberg hinan, denselben Weg, den tausend
Jahre später unser König, Jesus Christus, machte, in seiner
letzten Leidensnacht.
Etliche Männer waren David treu geblieben. Einer derselben,
Itthai, sprach das schöne Wort, das uns heute vorliegt.
Es ist ein Wort feuriger L i e b e, einer Liebe, die
schlechterdings von keiner Trennung etwas wissen will. - Es ist
ein Wort großer T r e u e, einer Treue, die sich nicht nach jedem
Winde richtet, sondern unverbrüchlich dem Einen anhängt, den
sie erkoren hat. - Es ist ein Wort mutiger H i n g a b e, die
der Schmach, ja sogar dem Tod ins Auge blickt und spricht:
Dennoch bleibe ich bei dir!
Unser König, der einst in Armut und Niedrigkeit geboren
wurde, wandelt hienieden noch einher mit verhülltem Haupt,
von wenigen wahrhaft erkannt und verehrt. Ohne Zweifel
gehen wir Zeiten noch tieferer Erniedrigung entgegen. Werden
wir zu den Treuen gehören?
O, Du Größerer denn David, Dir möchte ich
heute geloben: An welchem Ort mein Herr, der
König, sein wird, es gerate zum Tode oder zum
Leben, da wird Dein Knecht, Deine Magd auch
sein. Amen.
Ch.Spurgeon
"Ittai aber antwortete dem König und sprach: So wahr der Herr
lebt, und so wahr mein Herr, der König, lebt: an welchem Ort
mein Herr und König sein wird - es gehe zum Tode oder zum
Leben -, daselbst soll auch dein Diener sein!" 2. Samuel
15,21
Ittai übergab sich David ganz freiwillig. Niemand überredete
ihn, es zu tun, und David selbst scheint ihm davon abgeraten
zu haben. David prüfte ihn, aber er sprach freiwillig aus
vollem Herzen: "An welchem Ort mein Herr und König sein wird,
daselbst soll auch dein Diener sein!"
Wenn ihr glaubt, daß der Herr Jesus euer ist, so übergebt
euch ihm durch eine bestimmte Tat und Handlung. Wartet
nicht, bis euch eure Pflicht eingeschärft wird; denn je
freier die Hingabe, desto annehmbarer wird sie sein. Man
sagt, daß kein Wein so köstlich ist wie der, der beim ersten
sanften Druck aus der Traube fließt. Wir lieben den Dienst
nicht, der aus einem Menschen herausgepreßt wird, und gewiß
wird der Gott der Liebe nicht gezwungene Arbeit annehmen.
Ittai schwor einen Eid, was wir Christen nicht tun sollten.
Aber wir sollten unsere Übergabe ebenso ernst nehmen. Ihr
seid teuer erkauft, und ihr solltet deshalb ausdrücklich
eures Herrn Eigentumsrecht an euch anerkennen und alle
Ansprüche auf euren Leib, Seele und Geist ihm übertragen.
Ittai brachte das öffentlich zum Ausdruck, und als David
sprach: "So komm und geh mit!", war Ittai der erste Mann,
der über den Bach ging. Wenn du ein Christ bist, solltest
du nicht versuchen, durch Hintergassen in den Himmel zu
schleichen, sondern geh den schmalen Weg wie ein Mann hinauf,
ja wie dein Meister. Er schämte sich deiner nie, obwohl er
es hätte tun können. Wie kannst du dich seiner schämen, wenn
in ihm nichts ist, dessen man sich schämen könnte? Manche
Christen scheinen zu denken, daß sie ein einfacheres Leben
führen können, wenn sie nie ein offenes Bekenntnis ablegen.
Wie eine Ratte hinter dem Getäfel kommen sie in der Nacht
heraus, fangen einen Krumen, ziehen sich dann wieder zurück.
Ich möchte nicht ein solches Leben führen.