2Sam 7,27
A.Christlieb
Wie erlangt man Gebetsmacht?
»Denn du, Herr Zebaoth, du Gott Israels, hast das Ohr deines
Knechtes geöffnet und gesagt: Ich will dir ein Haus bauen.
Darum hat dein Knecht sein Herz gefunden, daß er dies Gebet
zu dir betet« (2. Sam. 7, 27).
Wer möchte gern das Geheimnis der wahren Gebetsmacht
erfassen? David verrät es uns mit den Worten: »Du, Gott,
hast das Ohr deines Knechtes geöffnet.« David will damit
sagen, daß Gott ihn mit seinem Willen bekannt gemacht habe
und daß er deshalb mit solcher Zuversicht und Gewißheit habe
beten können. Hier liegt ein Hinweis für uns alle: Wer gern
mit solcher Zuversicht wie David beten lernen möchte, der
suche recht in den Willen Gottes einzudringen. Wer erst
gewiß geworden ist über den Willen Gottes, der bekommt große
Macht im Gebet.
Als Elia jenes Gebet betete, durch das er den Himmel
zuschloß, daß kein Regen kam (Jak. 5, 17; 1. Kön. 17, 1),
da war er über den Willen Gottes völlig klar. Ein deutliches
Schriftwort hatte Regenmangel vorausgesagt, wenn Israel zu
den Götzen abfiele (5. Mose 11, 16 u. 17). Als Daniel ein
Herz fand, jenes inbrünstige Gebet zum Himmel zu senden,
durch welches er um Beendigung der Babylonischen
Gefangenschaft bat, hatte er zuvor im Propheten Jeremia sich
von dem Willen Gottes überzeugt, daß nach siebzig Jahren
dieses Gefängnis enden solle (Dan. 9, Jer. 25, 11 u. 12).
Und als die Beterschar vor Pfingsten auf dem Söller
zusammenstand, um die Ausgießung der Kraft von oben zu
erflehen, da hatten sie Jesu Wort unter den Füßen: »Ihr
sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis daß ihr angetan
werdet mit Kraft aus der Höhe« (Luk. 24, 49).
Gibt es auch für uns klare Gottesworte, die uns Macht
geben, mit bestimmten Bitten vor Gott zu treten?
Gewiß gibt es solche: »So jemand unter euch Weisheit mangelt,
der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann« (Jak. 1,
5). Nicht um schnelle Errettung aus allen Anfechtungen
sollen die Christen beten, aber um Weisheit, damit ihr Glaube
bewährt wird, Geduld wirkt und einst gekrönt werde.
»So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute
Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den
Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten« (Luk. 11, 13)!
Dieses Wort redet besonders eindringlich zu uns. Schon ein
armes Weib, wie die verschmachtende Sklavin Hagar in der
Wüste, sagte angesichts der Not ihres sterbenden Sohnes: »Ich
kann nicht ansehen des Knaben Sterben« (1. Mose 21, 16).
Und da sollte der Vater im Himmel nicht danach verlangen,
daß er seinen Geist, das wahre Quellwasser, in unsere
verdurstenden Seelen gebe? Bittet doch mehr um den
Pfingstgeist auf Grund der Heiligen Schrift! »Weiter sage
ich euch: Wo zwei unter euch eins werden auf Eden, worum es
ist, das sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von
meinem Vater im Himmel« (Matth. 18, 19). Ihr Eltern, die
ihr eins werdet, Gottes Eingreifen im Leben eurer Kinder zu
erflehen, ihr Christen, die ihr gemeinsame Hindernisse
niederringen wollt, die dem Wort und der Ehre Gottes im Wege
stehen blickt auf dieses Wort! Wie oft wurden zwei eins, um
irdischen Gewinn zu machen! Weshalb hört man so selten von
solchen, die zu gemeinsamem Flehen sich zusammentun? Noch
viele andere Stellen können uns das Ohr wecken: »Das ist der
Wille Gottes, eure Heiligung« (1. Thess. 4, 3), sagt die
Schrift. Laßt uns schreien um Heiligungskräfte auf Grund des
Wortes Gottes! »Auch ist's vor eurem Vater im Himmel nicht
der Wille, daß jemand von diesen Kleinen verloren werde«
(Matth. 18, 14). Laßt uns für die Kinder beten, daß
Seelenschäden von ihnen ferngehalten werden! Laßt uns
bitten, daß Gottes Wort laufe und gepriesen werde (2. Thess.
3, 1), bitten um Arbeiter in die Ernte (Matth. 9, 38), um
Ausbreitung des Reiches Gottes in alle Länder hinein, bitten
um unserer eigenen Seele Errettung! Laßt uns wie David
sprechen: »Mein Herz hält dir vor dein Wort: "Ihr sollt mein
Antlitz suchen." Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz«
(Ps. 27, 8).
Wer sich im Gebet auf das Wort und den Willen Gottes stützt,
der wird große Siegeskräfte darin erlangen.