1. Samuel

1Sam 30,6 A.Christlieb Wie man durch Gebet Mächte der Finsternis vertreibt »David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott« (1. Sam. 30, 6).

Welch eine Aufmunterung zum ernsten Gebet, wenn man betrachtet, wie obiges Gebet Davids eine dreifache Finsternis von ihm vertrieben hat!

1. Die Finsternis der Verzweiflung

David war in einer furchtbaren Lage. Sein ganzer irdischer Besitz war ihm mit einem Schlag genommen worden. Er wohnte damals in Ziklag und machte von dort aus seine Feldzüge. Von einem solchen Zug heimgekehrt, fand er Ziklag in Trümmern vor. Die Amalekiter waren in seiner Abwesenheit über die Stadt hergefallen, hatten sie ausgeplündert und mit Feuer verbrannt. Weib und Kind, Hab und Gut hatten die Feinde mitgeschleppt. Nur rauchende Trümmerhaufen waren übriggeblieben (V. 1 u. 2). Mußte ein solcher Anblick die Männer Davids nicht in Verzweiflung treiben? Alles, was sie auf Erden Liebes und Köstliches hatten, war ihnen auf einen Schlag genommen worden. Die zartesten Bande der Familie, das, was ihr Leben sonnig und glücklich machte, alles schien unwiederbringlich dahin. Ob ihre Angehörigen getötet oder in die Sklaverei verkauft waren, wußte niemand. Soviel aber war klar: es war nirgends eine Aussicht, sie je wiederzubekommen. War das nicht zum Verzweifeln? Diese Verzweiflung vertrieb David im Gebet! Den ganzen Jammer schüttete er vor dem Thron seines Gottes aus; da suchte und fand er Stillung für sein blutendes Herz: »David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.« Kommt, ihr verzweifelten und verzagten Herzen, denen das Schlimmste widerfahren ist! Vertreibt die Finsternis der Verzweiflung auf Davids Art! Sie wird weichen müssen, wenn ihr Davids Weg geht.

2. Die Finsternis des Grolls

Sodann verscheuchte David auf die gleiche Weise die Finsternis des Grolls gegen die Ungerechtigkeit anderer Menschen. Wenn er von der rauchenden Trümmerstätte weg auf seine Gefährten blickte, so las er Wut und Mordgedanken in ihren Zügen. »Das Volk wollte David steinigen, denn des ganzen Volkes Seele war unwillig.« Welch eine bittere Erfahrung von Undank und Wankelmut der Menschen! Das waren die Leute, die ihm zum großen Teil ihre Existenz zu verdanken hatten! So dankten sie ihm die freundliche Aufnahme in der Höhle Adullam (1. Sam. 22, 1 u. 2), so vergalten sie ihm alles, was er ihnen getan hatte. Jetzt machten sie ihn zum Schuldigen und wollten ihren Ärger an ihm, dessen Herz doch genug litt, auslassen. Wie hätte solche Ungerechtigkeit Davids Herz mit finsterem Groll erfüllen können! Aber diesen Zorn vertrieb David, indem er sich »in dem Herrn stärkte«. Nicht nur die Verzweiflung über die schweren Verluste, sondern auch die Bitterkeit über die undankbaren Genossen mußte am Gnadenthron weichen.

3. Die Unklarheit über Gottes Willen

Der dritte Anlaß, der David zu seinem Gebet trieb, war die Unklarheit über Gottes Willen. Er wußte nicht, welche Schritte er weiterhin tun sollte. Als er sich nun »im Herrn stärkte«, fragte er Gott über den ferneren Weg. Und siehe, Gott gab ihm alle Klarheit. Er erleuchtete David, daß er mit innerer Gewißheit die schwierige Verfolgung der Amalekiter aufnehmen und siegreich hinausführen konnte. Welch wichtige Erkenntnis, daß wir mit Gebet auch die Dunkelheiten über den Weg, den wir zu gehen haben, vertreiben können! Laßt uns den Gnadenthron aufsuchen und um Licht von oben bitten, wenn unser Weg völlig dunkel erscheint! Paulus hat es so gehalten. Und siehe, zur rechten Zeit schickte Gott ihm den Mann aus Mazedonien, der ihm den Weg nach Philippi zeigte (Apg. 16, 6-10). Das Dunkel, welches unsern Weg zu verhüllen scheint, soll uns nur inniger ins Gebet treiben. So gebe denn der Herr, daß wir diese dreifache Finsternis der Verzweiflung, des Grolles und der Unklarheit über unsere Wege mit Gebet vertreiben lernen!