1Sam 29,6
J.Kroeker
Von David und seinem Fall.
"Da rief Achis den David und sprach zu ihm: So wahr der Herr
lebt, ich halte dich für aufrichtig, denn ich habe nichts
Arges an dir gefunden seit der Zeit, da du zu mir gekommen
bist. Aber du gefällst (meinen Fürsten) nicht. So kehre nun
um und gehe hin in Frieden." 1.Sam. 29,6 ff.
Und obgleich der König Achis dem David bezeugte: "Du gefällst
meinen Augen wie ein Bote Gottes", so musste er ihn doch
entlassen und nach Ziklag zurücksenden. So wurde David
verhindert, die Schmach zu begehen, in Verbindung mit den
Philistern das Volk zu bekämpfen, dem zu dienen er als
Gesalbter Gottes berufen war.
So schmachvoll es für ihn auch war, dass er mit seinen Helden
nach Ziklag umkehren musste, es blieb ihm kein anderer
Ausweg. Jedoch er fand sein Ziklag nicht wieder. Denn in
seiner Abwesenheit waren die Amalekiter in den Süden und in
Ziklag eingefallen, hatten es geschlagen und mit Feuer
verbrannt, und die Frauen und alle, die darin waren, hatten
sie gefangen weggeführt, vom Kleinsten bis zum Größten. So
brach Gott ab, was David sich selbst auf fremdem Boden erbaut
hatte. Unser Gott hat Diener genug, die schonungslos jene
Ruhestätten vernichten können, die wir uns selbst auf dem
Boden der Welt gesucht haben. Wer sich nicht freiwillig von
dem selbsterwählten Ziklag in dem Lande der Philister zu
lösen vermag, den wird Gott eines Tages durch das Gericht
lösen. Wer glaubte, dauernd in Ziklag wohnen zu dürfen, wird
eines Tages weinend vor den Ruinen seiner Hoffnungs- und
Ruhestätte stehen. Denn nie konnte Ziklag die Heimstätte
des Gesalbten Gottes werden. Trägt Gott es auch in seiner
Geduld, dass es für sechzehn Monate die Zufluchtsstätte
seines Knechtes war, es muss dennoch zurücktreten. Vor
David lagen höhere Aufgaben.
Sechzehn Monate hatte David Ziklag besessen. Nun stand er
vor den Ruinen seiner Zufluchtsstätte. Seine Frauen mit all
seinem Hab und Gut waren ein Raub seines Feindes geworden.
Und fast das Schwerste war, dass in dieser Stunde der
äußersten Not auch seine getreuesten Freunde zu ihm das
Vertrauen verloren und ihn zu steinigen drohten.
So entzog Gott dem David Stütze um Stütze und ließ ihn die
volle Frucht jener Bitterkeit schmecken, die er sich durch
sein eigenes Tun großgezogen hatte. Denn auch David konnte
erst auf Grund seines Falles erlöst werden. Erst als er
erkannte, wohin ihn sein eigenes Handeln geführt hatte, war
er bereit, hinfort Gott wieder handeln zu lassen. Das Feuer
durfte wohl Davids morsche Stützen fressen, nicht aber
ihn selbst verzehren. Menschlich gesprochen hätte David
innerlich zerbrechen und verzweifeln müssen. Und hätte er
nicht zurück zu Gott und dessen Hilfsquellen gefunden, auch
er wäre untergegangen wie einige Tage später Saul auf den
Höhen Gilboas.