1Sam 27,5
J.Kroeker
Von David und seinem Fall.
"Und David sprach zu Achis: Wenn ich doch Gnade vor deinen
Augen gefunden habe, so lass mir einen Platz in einer deiner
Städte auf dem Lande geben ... Da gab ihm Achis an demselben
Tage Ziklag." 1.Sam. 27,5 f.
Als sich die Feindschaft Sauls je länger, desto stärker
äußerte, da verlor David allen Mut und sprach in seinem
Herzen: "Ich werde der Tage einen doch in die Hände Sauls
fallen; es ist mir nicht besser, denn dass ich entrinne in
der Philister Land." So machte sich David mit all seinen
Männern auf und ging zu Achis, dem Könige zu Gath. Dieser
gab David auf seine Bitte hin die kleine Stadt Ziklag. Er
ließ ihn daselbst mit seinen beiden Frauen Ahinoam, der
Israelitin, und Abigail, der Karmeliterin, und samt allen
seinen Knechten wohnen. Dies war das zweite Mal, dass David
im Lande der Philister Zuflucht suchte. Und er bewährte sich
das zweite Mal noch weniger als das erste Mal. Zwar stellte
er sich diesmal nicht als ein Irrsinniger, sondern er gab
sich vor dem Philisterkönig einen ganz anderen Schein, als
er in Wirklichkeit war. Der Hebräer wurde scheinbar zum
Philister, der gesalbte König Israels zum Knechte des
Philisterkönigs Achis!
Wenn nämlich David von Ziklag aus Streif- und Raubzüge machte
und in die nächsten Nachbargebiete einfiel, besonders in
die Gebiete der Gessuriter, Girgisiter und Amalekiter, so
erschlug er dabei alle Männer und Frauen, damit niemand ihn
verraten könne. Innere Unwahrhaftigkeit bediente sich sehr
oft der widerlichsten Mittel, um ihre Schande verdecken zu
können. Sie kann hart genug sein, über Leichen hinweg sich
selbst am Leben zu erhalten.
Wenn Achis dann zu David kam und ihn fragte: ob er "heute
einen Einfall gemacht habe", so belog er den Philisterkönig
und antwortete: "Wir sind in das Mittagsland von Juda
gefallen." So gab er sich vor dem Philisterkönig den Schein,
als ob er sich mit seinen häufigen Streifzügen unter Israel
stinkend mache. Das war nicht mehr der Charakter des
Hirtenknaben, der im Vertrauen auf Gottes Kraft den
Philister schlug. Eigene Wege verändern auch den Charakter
von Gesalbten Gottes. Sie machen den Menschen stets unwahr
und unsicher in seinen Handlungen.
David hatte den Blick nach oben verloren, daher blieb sein
Blick an den Schwierigkeiten hängen, die sich auf seinem
Wege und in seiner langen Wartezeit stellten. Man kann ihn
einerseits verstehen, wie sehr sich seine Seele nach all
den Kämpfen und Hetzereien mit Saul nach Ruhe gesehnt haben
muss. Wohin er jedoch seine Blicke richtete, nirgends sah er
einen Ausweg, nirgends konnte er das Ende dieses qualvollen
Zustandes für sich und seine Leidensgefährten erblicken.
So kam er auf den Gedanken, Ruhe auf dem Boden der Welt zu
suchen, da auf dem Boden des Gottesvolkes ihm kein Wohnrecht
gewährt wurde.