1. Samuel

1Sam 23,1 A.Christlieb Davids selige Gewohnheit 1. Samuel 23, 1-13

In unserer Geschichte kommt wiederholt der Ausdruck vor: »David fragte den Herrn.« Dieser Mann nach dem Herzen Gottes (1. Sam. 13, 14; Apg. 13, 22) kam in die mannigfaltigsten Notlagen. Aber immer ging er denselben Weg. Er eilte mit allem, was ihm unklar war, zum Herrn selbst, um Licht und Leitung zu erbitten. Er tat dies in der damals üblichen, alttestamentlichen Weise, wobei das hohepriesterliche Gewand mit den Edelsteinen »Licht und Recht« auf eine uns nicht näher bekannte Weise zur Verwendung kam. Jene äußere Form der Befragung Gottes war nur vorübergehend. Die Sache selbst aber bleibt für alle Zeiten bestehen. Für alle, die Gottes Wege gehen wollen, gilt es, wie David zur rechten Quelle des Lichtes zu eilen und bei Gott Rat und Licht zu erbitten. Eine nähere Betrachtung unserer Geschichte zeigt uns, daß diese selige Gewohnheit gar manchen Gewinn nach sich zieht. Laßt uns auf einen dreifachen Segen achten, den David dadurch bekam!

1. Er wußte sich auf Gottes Wegen

Der erste Segen bestand darin, daß David bei seinen Unternehmungen das beruhigende Bewußtsein hatte, sich auf Gottes und nicht auf eigenen Wegen zu befinden. Vergegenwärtigen wir uns Davids Lage! Er war damals noch nicht König, sondern hielt sich mit einer Anzahl von Männern, die sich um ihn gesammelt hatten, an verborgenen Orten auf, um Sauls Verfolgungen zu entgehen. In jener Zeit wurde ihm eines Tages die Nachricht gebracht, die Grenzstadt Kegila sei von den Philistern überfallen worden und die Plünderung der Getreidevorräte habe bereits begonnen. In jener Nachricht lag für David die stille Bitte, wenn möglich mit seinen Streitern Hilfe zu bringen. Zuallererst suchte David jetzt Gottes Angesicht. Er bat um Klarheit, ob er der Bitte um Hilfe entsprechen soll. Mancher würde das Gebet um Leitung überflüssig gehalten und die Frage selbst entschieden haben. David aber hielt es mit Recht für nötig, Gott zu fragen. Er wollte bei einem etwaigen Kriegszug vor allen Dingen die Gewißheit haben, daß dieses Unternehmen von Gott gewollt sei. Besaß er diese Klarheit, so war er des glücklichen Ausgangs gewiß. David blieb nicht ohne göttliche Antwort. Der Herr gab ihm volle Klarheit darüber, daß der Weg nach Kegila der rechte sei. Jetzt konnte er getrost und zuversichtlich dorthin gehen (V. 2 b). Auch bei all unsern Plänen kommt alles darauf an, ob diese mit Gottes Willen übereinstimmen. Ist das der Fall, so wird kein Hindernis uns aufhalten können. Viele Aufforderungen zu allerlei Mithilfe treten in unserer Zeit an die gläubigen Christen heran. Dadurch entsteht die Gefahr, daß sie ihre Kräfte zersplittern, für Aufgaben verwenden, zu denen sie nicht von Gott berufen sind. Wohl uns, wenn wir nichts nach eigener Wahl und eigenem Gutdünken unternehmen, sondern immer zuerst des Willens Gottes gewiß zu werden versuchen!

2. Sein Gang war stetig und gewiß

Der zweite Segen bestand darin, daß David ein stetiger, fester Charakter wurde, der kein Hin- und Herschwanken kannte. Als David der göttlichen Weisung folgen und nach Kegila ziehen wollte, stieß er auf den Widerstand in seiner Umgebung. Seine Männer wiesen darauf hin, daß sie mit ihrer eigenen Sicherheit genug zu tun hätten. Sie sahen in dem Weg nach Kegila eine Vermehrung der ihnen durch Saul drohenden Gefahr. Der spätere Versuch Sauls, David in Kegila gefangenzunehmen (V. 7 u. 8), zeigt, daß ihre Bedenken nicht unbegründet waren. Davids Streiter meinten, man dürfe ihnen, den sehr Gefährdeten, nicht zumuten, sich um anderer willen noch mehr in Gefahr zu bringen. Sie handelten nach dem Grundsatz: Jeder ist sich selbst der Nächste. David geriet durch den Widerspruch der Männer in eine schwierige Lage. Auf der einen Seite hatte er die klare göttliche Weisung, nach Kegila zu ziehen. Auf der anderen Seite widersetzte sich die Gesamtheit seiner Umgebung diesem Plan. Was tat David in dieser Notlage? Ließ er sich durch seine Umgebung umstimmen und verzichtete er auf den Marsch nach Kegila? Das wäre Schwäche gewesen. David wußte, daß er unter einer höheren Leitung stand und daß diese in allen Fragen den letzten Ausschlag geben sollte. Als nun seine Männer ihn durch ihren Widerstand aus der göttlichen Führung herauszudrängen versuchten, ließ er sich durch sie nicht unsicher machen, sondern suchte aufs neue Klarheit bei dem Herrn selbst. Er fragte den Herrn zum zweiten Mal. Und zum zweitenmal gab ihm der Herr den Befehl, nach Kegila zu ziehen. Durch diese erneute Bestätigung des göttlichen Willens wurde Davids Gang fest und unerschütterlich. Jetzt konnte und durfte auch der Widerstand aller seiner Männer ihn nicht ins Wanken bringen. Durch Davids Festigkeit wurde vielmehr der Widerstand seiner Männer überwunden, so daß sie David folgten (V. 5). Viele Menschen lassen sich in ihrem Tun nur durch Einflüsse ihrer Umgebung bestimmen. Dadurch wird ihr Gang schwankend und unzuverlässig. Sie sind Wetterfahnen. Wer aus dieser verkehrten Art herausgehen möchte, der lerne aus Davids seliger Gewohnheit! Sie macht unseren Gang stetig und gewiß. Wie nötig sind in unserer Zeit solche Leute, deren Gang von Gott festgemacht ist!

3. Er nahm auch unangenehme Erfahrungen aus Gottes Hand

Der dritte Segen bestand darin, daß David über schmerzliche Erfahrung menschlicher Undankbarkeit leichter hinwegkam. Davids Rettungsversuch gelang. Er brachte den Philistern eine große Niederlage bei und befreite die Stadt Kegila. »David tat eine große Schlacht; so errettete er die zu Kegila« (V. 5). Nach dieser Rettungstat, die David trotz des Widerspruchs seiner Männer ausgeführt hatte, durfte er doch sicherlich auf die Dankbarkeit und Treue der Bewohner rechnen. Leider mußte er das Gegenteil erleben. Er, der die Stadt aus großer Gefahr befreit hatte, geriet gleich darauf selbst in Gefahr. Saul hatte den Aufenthalt Davids in Kegila erfahren und zog aus, um ihn dort gefangenzunehmen. Jetzt mußte es sich zeigen, ob die Einwohner Kegilas ihrem Erretter Treue und Dankbarkeit beweisen oder nur an ihre eigene Sicherheit denken würden. Gewiß hätte David von den durch ihn befreiten Einwohnern Gegenliebe erwarten können. Aber er mußte die Wahrheit des Wortes erfahren: Undank ist der Welt Lohn. Als er die neue, durch Sauls Plan entstehende Gefahr vor Gott brachte, auch Gott um Licht über die Zuverlässigkeit der Bewohner Kegilas bat, mußte er die betrübende Antwort vernehmen, daß er auf irgendwelchen Schutz seitens dieser Leute nicht rechnen dürfe. Sie dachten weniger an ihre Dankespflicht als an die eigene Sicherheit. Durch solche Erfahrung menschlichen Undankes hätte David in Groll und Bitterkeit geraten und die Lust zu weiteren Taten der Liebe und Barmherzigkeit verlieren können. Da ihm aber dieses betrübende Licht über die Bewohner Kegilas durch göttliche Antwort zuteil wurde, konnte er leichter, ohne innerlich Schaden zu nehmen, über die schmerzliche Erfahrung menschlichen Undanks hinwegkommen. Wie oft nehmen Menschen dadurch an ihrer Seele Schaden, daß sie über diese und jene Erfahrung menschlichen Undanks und menschlicher Untreue nicht hinwegkommen können, sondern in bleibende Verstimmung und Verbitterung hineingeraten! Wer wie David mit allen Fragen und Schwierigkeiten zum Gnadenthron eilt, der lernt auch alle unangenehmen Erfahrungen aus Gottes Hand hinnehmen. Ihm wird es leichter, auch bei schmerzlichen Erlebnissen im inneren Gleichgewicht zu bleiben. So sehen wir, wie Davids Gewohnheit mancherlei köstlichen Gewinn mit sich brachte. Laßt uns seine Gewohnheit zur unsrigen machen!