1Sam 4,3
W.Nee
Laßt uns die Lade unseres Gottes von Silo zu uns herholen,
daß sie uns errette. 1. Samuel 4,3
Für die Israeliten war die Lade des Herrn die Lade seines
Bundes. Sie meinten, er werde deshalb den Bund dadurch
einhalten, daß er sie vor ihren Feinden beschützte,
gleichgültig, wie sehr sie selber dem Bunde auch untreu sein
mochten. Aber wenn Gottes Kinder sich geteilten Herzens von
ihm abwenden, kann er nicht anders, als sie der Niederlage
preisgeben. Sie glauben, um seiner Herrlichkeit willen müsse
er sie aus der Gefahr erretten, aber Gott liegt mehr daran,
sein heiliges Wesen zu schützen, als eine leere Schaustellung
seiner Herrlichkeit zu veranstalten. Wenn ein Diener Gottes
sich ernstlich verfehlt, dann meinen wir, die Sache würde am
besten verdeckt. Und daher beten wir in diesem Sinne, in der
Erwartung, Gott werde uns um seiner Herrlichkeit willen vor
offener Schande bewahren, auch wenn verborgene Niederlage
geschehen ist. Aber Gottes Art ist genau umgekehrt. Er muß
sein Volk in den Augen der Welt besiegt werden lassen, um
von dessen unheiligem Wesen abzurücken. Er wird es niemals
verdecken. Seine Herrlichkeit ruht auf geistigen Werten und
kann besser durch eine offene Niederlage seines Volkes
verteidigt werden als durch den Trug eines unechten Sieges.
J.Kroeker
Vom Versagen unseres Glaubens.
"Und als das Volk ins Lager kam, sprachen die Ältesten
Israels: Warum hat uns der Herr heute vor den Philistern
schlagen lassen?" 1.Sam. 4,3.
Die Ältesten des Volkes sprachen jedoch: "Lasst uns die
Bundeslade des Herrn von Silo zu uns nehmen, so wird Er
in unsere Mitte kommen." Aber Er kam nicht, trotz der
Bundeslade! Denn das Kommen Gottes und die Gegenwart des
Herrn sind nicht abhängig von einer Kultusreform, sondern von
einer Herzenserneuerung. Es handelte sich bei der Rückkehr
zur Kraft nicht um eine Institutions- und Organisationsfrage,
sondern um eine Zustandsfrage. Einst war Israel in seiner
inneren Stellung vor dem Herrn gleichsam eine Bundeslade
gewesen, über welche Er zelten und sie mit seiner Gegenwart
decken konnte. Diese eine Stellung zum Herrn hatte Israel
jedoch verloren. Nun glaubte man, dass das Geheimnis der
einstigen Gegenwart des Herrn in der Bundeslade an sich
gelegen hätte. Das Geheimnis lag jedoch in Israel als Volk
und nicht im Symbol des Volkes.
Zwar entstand unmittelbar nach der Ankunft der Bundeslade ein
gewaltiges Jauchzen im Heerlager Israels. Aber die Kraft
Gottes kam auch trotz des Jauchzens nicht. Ja, man kann die
Lade Gottes in seiner Mitte haben und doch ohne die Gegenwart
Gottes sein! Ja, man kann zu den Formen eines apostolischen
Gemeindelebens zurückgreifen und doch ohne den Geist der
Apostelzeit leben. Ja, man kann sich die Sprache und
Ausdrücke der Apostel Christi aneignen, und doch - wenn auch
vielleicht unbewusst und ungewollt - ein Feind des Kreuzes
und ein Verneiner des Auferstandenen sein! Ja, man kann sich
mit dem Mantel der Gottespropheten schmücken, und doch ohne
die Schau der wahren Gottespropheten sein! Ja, man kann
Gebets- und Erbauungsstunden organisieren, und doch fehlt die
innere und gemeinsame Erhebung der Versammelten zu Gott.
Aus dem Holen der Bundeslade geht jedoch hervor, wie sehr
damals Israel bereits den Blick für das Wesen der Dinge
verloren hatte. Es war wohl noch fähig, den Weg zur
Bundeslade zurückzufinden, aber es fand nicht mehr den Weg
bis zu Gott selbst zurück. Eine Bundeslade kann man sich
letzthin auch holen ohne Gott, aber den Kampf des Lebens zu
bestehen vermag man allein mit Gott. Jauchzen im Heerlager
eines versagenden Gottesvolkes vermag man auch ohne
Inspirationen von oben, aber Göttliches der Welt zu künden
vermag man nur durch den Geist von oben. Um ein Heerlager
der Philister vorübergehend zu erschrecken, genügt eine
gewaltige religiöse Begeisterung, aber um den Sieg Gottes in
die Welt zu tragen, bedarf es Herzen, die von dem Feuer des
Heiligen Geistes entzündet worden sind.