1Sam 3,19
S.Keller
1. Sam. 3, 19: «... Der Herr war mit ihm, und fiel
keines unter allen seinen Worten auf die Erde.»
Wir wollen das nicht preisen, sondern nur annehmen, daß dabei
an diejenigen seiner Worte gedacht sei, die Entscheidung,
Urteile und Sehersprüche im Namen Gottes enthielten. Und bei
uns? Wie viel voreilige Entscheidungen, schiefe Urteile und
fromm gemeinte Ratschläge fallen bei uns vorbei, auf die
Erde, in das Steinige oder an den Weg! Wie anders müßte es
sein, wenn unsere Stellung zum Herrn echter, treuer, reiner
wäre, und die Menschen bei uns den berechtigten Eindruck
empfingen: das sagt er jetzt eben in Gottes Auftrag! Wenn
ich nur an meine vielen Predigten denke, die ich seit dem
Verlassen der Universität gehalten habe, oder an die
ernstgemeinten Ratschläge in den Sprechstunden! Wären alle
diese Worte von dem geheimen Nachdruck einer göttlichen
Autorität begleitet gewesen, was für einen Nachhall in der
Wirklichkeit müßten sie hinterlassen haben. Müssen wir da
nicht als bußfertige Sünder, die der Gnade bedürfen, uns an
den wenden, der allein helfen kann und ihm die Menge unsrer
Worte bringen mit der Bitte: entsündige das alles und
lenke du alles zum besten. Sonst könnten wir einst an dem
Überschwall unserer religiösen Reden ersticken. Jesu Worte
vergehen nicht; dann auch nicht seine Vergebung unserer
Wortsünden.
Herr Jesu, gehe nicht ins Gericht mit mir um meiner vielen
Worte willen. Vergib mir, reinige, bessere Du! Dann aber
komm Du auch und hilf mit deinem Segen, daß, was ich noch
zu sagen habe, deinen Stempel trage. Amen.