1Sam 1,9
A.Christlieb
Das Gebet der Hanna
1. Samuel 1, 9-18
Das genannte Kapitel erzählt von dem Gebet der Hanna. Wir
bemerken drei Lehren.
1. Hanna wird nicht verbittert durch fortgesetzte Kränkung
Wenn wir die Geschichte der Hanna ansehen, wie sie
fortgesetzt von ihrer Hausgenossin Peninna auf das
empfindlichste gereizt wird, so könnte man erwarten, daß
sie in eine tiefe, innere Verstimmung und Verbitterung
hineingeraten wäre. Manche hätte an ihrer Stelle gesagt:
»Ein solches Leben ist ja gar nicht zum Aushalten, dem macht
man lieber selbst ein Ende!« Wie viele Tausende gehen bitter
durchs Leben, weil Kränkungen sie verbittert haben!
Die Kränkung, die Hanna erfuhr, war besonders peinlich
dadurch, daß sie sich unausgesetzt wiederholte. Aber Hanna
hatte ein Mittel, das sie gegen Verbitterung schützte, ein
Rezept, das in keiner Menschenapotheke bereitet werden kann.
Es ist enthalten in dem Worte: »Hanna betete« (V. 10).
Sie betete gründlich und schüttete ihr Herz vor Gott aus.
Wieviel schöner stand ihr das an, als wenn sie finster und
verbittert durchs Leben gegangen wäre!
2. Hanna antwortet ruhig auf den Vorwurf der Unnüchternheit
Hanna mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, sie sei nicht
nüchtern (V. 13 u. 14). Der Hohepriester selber sprach
dieses böse Urteil über sie aus. Wir wollen uns nicht
wundern, wenn man auch uns - wie das oft geschieht -
so beschimpft. Wir sind in guter Gesellschaft!
Schon die Beterin Hanna sollte ja »unnüchtern« sein.
Hütet euch vor dem, was die Welt »nüchtern« nennt! So
entschuldigt sich das laue, gemächliche Christentum. Suchen
wir umso mehr die biblische Nüchternheit, die Hanna besaß!
Laßt uns aber wie Hanna freundlich und friedlich antworten
auf den Vorwurf der Unnüchternheit! Wäre Hanna empfindlich
gegen Eli aufgebracht gewesen, so hätte sie schwerlich einen
so günstigen Eindruck auf ihn gemacht und hätte nicht das
schöne Wort auf den Heimweg mitbekommen: »Der Gott Israels
wird dir geben deine Bitte, die du von ihm gebeten hast« (V.
17). Der Herr gebe uns Hannas Gebetseifer und ihre sanfte
Ruhe bei Sticheleien. Beides hängt zusammen.
3. Hanna betet nicht nur in Notzeiten
Zuletzt laßt uns halten, was wir Gott gelobt haben, und nicht
nur in Notzeiten, sondern auch nach der Rettung aus Angst und
Qual ein Gebetsleben führen, wie Hanna es tat (V. 28).
Ein General soll vor einer Schlacht gebetet haben, Gott möge
ihm dieses eine Mal wieder helfen, dann wolle er so bald
nicht wieder mit neuen Bitten kommen. Hanna machte es
besser. Sie eilte immer aufs neue zum Gnadenthron. Wie
viele werden lau, wenn Zeiten der Not und des Druckes vorbei
sind, viele auch übermütig und stolz! Laßt uns wie Hanna vor
der Not und nach der Not am Flehen bleiben, so wird Gott uns
bewahren und weiter segnen!