Rt 4,13
A.Christlieb
Also nahm Boas die Ruth, daß sie seine Frau wurde. Ruth 4, 13
Die Heirat des reichen Bauern Boas mit einer völlig
mittellosen Witwe kann einen verwundern. Boas war kein
habgieriger Mensch, sonst wäre er diese Ehe nie eingegangen.
Im 2. und 3. Kapitel wird hervorgehoben, in welch edler und
reichlicher Weise er den Armen einen beträchtlichen Teil
seiner Ernte überließ. Er war ein freigebiger Mann. Er
klebte nicht - wie ein Nabal - an seiner Habe, sondern hatte
Freude daran, wohlzutun und mitzuteilen. Wohl dem, der
solche Gesinnung hat. Wer gerne gibt, wird reich gesegnet.
- Weiter: Boas war ein züchtiger Mensch. Als Ruth in
seiner Nähe schlief, lag für ihn die Versuchung nahe, sie
anzutasten. Aber Boas überwand die Versuchung. Er hatte
Ruth liebgewonnen, wollte aber vor einer geordneten Heirat
keinen verbotenen Umgang mit ihr haben. Das war ein
Edelsinn, der viele beschämt. - Die dritte Verzichtleistung
bestand darin, daß Boas bereit war, die ganze Heirat
aufzugeben, wenn der Mann, welcher nach damaligem Recht den
ersten Anspruch auf das Erbteil und auf die Ehe mit Ruth
hatte, sie begehrte. Boas war der Ruth von Herzen zugetan.
Er wollte sie gerne ehelichen. Umso anerkennenswerter ist es
von ihm, daß er keinen Schritt in dieser Sache tun wollte,
wenn nicht vor Gott und Menschen alles in Ordnung war. - Wie
beschämt Boas hier solche Menschen, die nicht genug eilen und
drängen können, wenn es um die Eheschließung geht. - Die
Verbindung des Boas mit der Ruth gehört zu den Ehen, die
im Himmel geschlossen werden. Gebe Gott, daß solche Ehen in
den Reihen der Christen zur Regel werden. Es ist das sonst
ein dunkles Gebiet und Ursache für viele Entgleisungen und
Lähmungen auch bei frommen Menschen. - Wohl dem, der dem
Boas in seiner dreifachen Verzichtleistung ähnlich wird.
A.Christlieb
Also nahm Boas die Ruth, daß sie seine Frau wurde. Ruth 4, 13
Das war eine Hochzeit, an der man sich freuen konnte! Da
wurde nicht ohne Gott oder gar gegen Gottes Willen
geheiratet, da wurde nicht mit Sünde und Schande begonnen.
Diese Ehe, dem Worte Gottes gemäß geschlossen, war gesegnet
und beglückend. Das Gesetz Moses befahl, wenn ein Ehemann
kinderlos starb, sollte der nächste Verwandte die Witwe
heiraten und den ersten Sohn nach dem Namen des Verstorbenen
nennen. Dieser Bestimmung gemäß handelte Boas. Er hatte
dadurch ein gutes Fundament für die Ehe, ein viel besseres,
als wenn irdische Vorteile oder Sinnenlust ihn bestimmt
hätten. - Diese Ehe darf auch deshalb eine gesegnete genannt
werden, weil beide Teile in ihrer Herzensstellung und
Gesinnung zueinander passen. Ein edler, freigebiger,
keuscher Mann verband sich einer treuen, tugendsamen, dreimal
demütigen Frau. Wohl solch einem Ehepaar! - Das wichtigste
Band in der Ehe ist nicht die vergängliche Anziehungskraft
des Fleisches, sondern die Harmonie der Seelen. Wo zwei in
göttlicher Gesinnung eins werden, wo beide (Ruth 2, 12) zu
dem gleichen Gott Israels kommen, um unter seinen Flügeln
Zuflucht zu suchen, da kann man von einer gesegneten Ehe
reden. - Und endlich, man kann diese Ehe eine köstliche
nennen, weil sie im Einvernehmen mit allen beteiligten
Personen geschlossen wurde. Boas hatte zuerst den näheren
Verwandten, der eigentlich die Ruth hätte heiraten müssen,
gefragt, ob er die Ehe eingehen wolle. Er hatte abgelehnt.
Nun konnte Boas seiner Neigung folgen. Alle Ältesten des
Ortes sprachen ihre Segenswünsche aus, und so war der Bund
besiegelt. Bei Ruth wissen wir, daß die Schwiegermutter, an
die Ruth zunächst gewiesen war, diese Verbindung wünschte und
selber angebahnt hatte. - Wie anders ist das oft in unsern
Tagen! Wie oft werden heimliche Verlöbnisse ohne oder gegen
den Willen der Eltern geschlossen! - Möchten uns viele Ehen
beschert werden, wie die zwischen Boas und Ruth.