Ri 13,5
J.Kroeker
Von Simson und seinem Fall.
"Denn siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären, dem
kein Schermesser auf das Haupt kommen soll; denn der Knabe
wird ein Nasiräer (Geweihter) Gottes sein von Mutterleib an,
und er wird anfangen, Israel aus der Philister Hand zu
erretten." Richt. 13,5 f.
Als Manoah diese Kunde aus dem Mund seiner Frau hörte,
bewegte es ihn so tief, dass er sich eine nochmalige
Erscheinung des Gottesmannes erbat: "O mein Herr, möge doch
der Mann Gottes, den du gesandt, noch einmal zu uns kommen
und uns belehren, wie wir mit dem Knaben, der geboren werden
soll, verfahren sollen." Seine Bitte wurde ihm gewährt und
daraufhin wurde der Knabe schon vor seiner Geburt als
ein Nasiräer, als ein dem Herrn Geweihter angesehen.
Dementsprechend war auch Simsons spätere Erziehung. Als
er erwachsen war, rechtfertigte sein Leben aber nicht die
großen Erwartungen, zu denen seine Eltern sich durch ihr
Erlebnis vor seiner Geburt berechtigt sahen.
Denn das Erste war eine Verliebtheit Simsons in eine
Philisterin in Timnath. Dieselbe war so stark, dass er seine
Eltern bat, sie ihm zur Frau zu nehmen. Alle Vorstellungen
des Vaters nutzten nicht, er blieb bei seinem Entschluss.
Wenn Gott in seiner Barmherzigkeit die ganze dunkle
Geschichte auch benutzte, um den Daniten eine gewisse Rettung
durch Simson zu geben, so wurde jedoch bereits in Simsons
jüngeren Jahren jene sinnliche Leidenschaft offenbar, über
die er in seinen späteren Jahren straucheln musste. So stark
seine Eltern ihn auch als einen Gott Geweihten angesehen
hatten, er selbst brach die Heiligkeit des wahren
Nasiräertums. Er folgte in seinem Leben der Lust seiner
Augen.
Später fand er da sein Gericht, wo die Schuld seines Lebens
lag. Die Verblendung seiner Augen führte eines Tages zur
Blendung derselben durch die Philister. Simson ging an einer
Delila im Tal Sorek zu Grunde. In ihrem Schoß verriet er das
Geheimnis seiner Kraft und wurde zum geblendeten Sklaven
jener Philister, deren Kraft zu brechen er berufen war.
Erschütternd ist der biblische Bericht, den er uns über
sein Erwachen auf dem Schoß der Delila gibt. Als sie zu ihm
sprach: "Philister über dich, Simson!", da erwachte er aus
seinem Schlaf und dachte: "Ich will hinaus wie die früheren
Male und mich aufraffen; denn er wusste nicht, dass der Herr
von ihm gewichen war. Die Philister ergriffen ihn und
stachen ihm die Augen aus."
Wenn auch seine Gefangennahme eines Tages wiederum den
Philistern zum Gericht wurde, so lag doch eine seltene
Tragik über Simsons Leben. Er teilte mit den Philistern das
Gericht, das er über diese verhängen musste. Simsons Leben
hatte sich nicht als eine fruchttragende Rebe am Weinstock
Israels bewährt, sondern endete im Feuer des Gerichts mit den
Feinden seiner Stammesbrüder.