Ri 9,57
A.Christlieb
Alles Übel vergalt ihnen Gott auf ihren Kopf. Richter 9, 57
Das Richterbuch bezeugt durch viele erschütternd ernste
Beispiele die Wahrheit des Wortes Sprüche 14, 34: ,,Die Sünde
ist der Leute Verderben." - Das wird sichtbar auch an Gideon
und seinem Haus. Gideon ist ein Werkzeug Gottes gewesen bei
der Vernichtung der Feinde Israels. Überreiche Beute fiel
den Siegern in die Hände. Was darunter an goldenen
Stirnbändern war, schenkte Israel dem Freiheitshelden Gideon.
Der aber verwandte den Reichtum nicht zur Ehre Gottes. Er
ließ einen golddurchwirkten Priesterrock, ein Götzenbild,
machen und meinte so, seiner Familie einen Segen zu
hinterlassen. In Wahrheit vererbte er dadurch einen Fluch!
- Wenn doch alle Eltern daran dächten, daß die edelste,
segensreichste Hinterlassenschaft da zu finden ist, wo treue,
demütige Beter gewirkt haben. - Wie schauerlich hat der
Abfall Gideons sich in seiner Familie ausgewirkt! Sein
Sohn Abimelech ging nach Sichem, seinem Geburtsort, und
beschwatzte die Einwohner, ihn zum König zu machen. Mit
ihrer Hilfe ermordete er dann seine 70 Brüder. Nach
dieser Bluttat machte die Stadt Sichem ihn zum König! Die
Herrlichkeit dauerte aber nur drei Jahre. Dann entbrannte
ein Streit zwischen Abimelech und den Sichemiten. Im Verlauf
der Streitigkeiten kam es zur Belagerung von Thebaz. Bei der
Gelegenheit warf eine Frau einen Mühlstein von der Mauer
herab, der des Abimelechs Kopf zermalmte. Buchstäblich
erfüllte sich das Wort: ,,Gott vergalt ihm alles Übel auf den
Kopf." - Den Sichemitern erging es nicht besser. An ihnen
erfüllte sich der Fluch des einzigen Bruders von Abimelech,
der dem Blutbad entgangen war: ,,Feuer gehe aus und verzehre
die Männer zu Sichem" (V. 20). Die Geschichte Sichems
schließt mit den Worten: ,,Alles Übel der Männer Sichems
vergalt ihnen Gott auf ihren Kopf" (V. 57). - ,,Gottes
Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein; was in
Langmut er sich säumet, holet er in Schärfe ein."