Ri 6,14
A.Christlieb
Gehe hin, du sollst Israel erlösen aus der Midianiter Hände.
Richter 6, 14
Schon bald nach Baraks Sieg fiel Israel wieder ab. Zur
Strafe gab Gott das Volk in die Gewalt der Midianiter. Die
kamen über das Land wie ein Heuschreckenschwarm, der alles
wegfrißt. Ganz Israel mußte sich zurückziehen in die Gebirge
und dort in Höhlen und Klüften hausen. Da schlug Israel in
sich und schrie zu Gott. In Gideon erweckte er ihm den
Richter und Erlöser. Ehe Gott aber die Rettung bescherte,
tat er ein dreifaches. Zunächst sandte er einen Propheten,
der dem Volke die ganze Schande seiner Undankbarkeit und
Sündengreuel aufdecken mußte. - So tut Gott bis heute auch
an uns. Die Segnungen göttlicher Hilfen werden eingeleitet
durch gottgewirkte Erkenntnis unserer Sündenschuld. Hilfe
ohne Schulderkenntnis würde unsere Leichtfertigkeit
befördern. - Sodann befahl Gott dem Gideon, das Götzenbild
Baals umzuhauen. Gideon kam dem Befehl nach, wenn auch - aus
Menschenfurcht - bei Nacht. Diese Tat löste ein Wutgeschrei
bei Israel aus! - Das ist ein Sinnbild der menschlichen
Undankbarkeit. Man will Gottes Hilfe, will aber seinen
geliebten Götzendienst nicht aufgeben. Bis heute schreit
mancher zu Gott. Aber die Götzenaltäre des Geizes, der
Fleischeslust, der Ehrsucht dürfen nicht angetastet werden!
- Ein drittes noch tat Gott. Er nahm sich Zeit, den Gideon
selber im Glauben fest zu gründen. Er gab ihm Gelegenheit,
sein ganzes Herz vor Gott auszuschütten. Er durfte die
Zuverlässigkeit der Worte Gottes und die Treue des
Allmächtigen mehrfach auf die Probe stellen. Und erst
nachdem Gideons Vertrauen unerschütterlich fest gegründet
war, durfte er Hand ans Werk legen, um Israel zu erlösen! -
Erschrecken wir nie, wenn Gott sich Zeit nimmt, sein
helfendes Eingreifen gründlich vorzubereiten. Wo fehlt es
bei uns noch? An der Erkenntnis der Schuld? An der
Loslösung von den Götzen? Am Glauben? - Gott nimmt sich
Zeit. Verstehen wir ihn?