Ri 3,1
A.Christlieb
Dies sind die Heiden, die der Herr bleiben ließ, auf daß
er durch sie Israel versuchte, und daß die Kinder Israel
streiten lernten - nämlich alle Kanaaniter, die am Berg
Libanon wohnten; dieselben blieben, Israel zu versuchen,
daß kund würde, ob sie den Geboten des Herrn gehorchten.
Richter 3, 1-4
Die folgenden Betrachtungen enthalten die Hauptgedanken einer
Reihe von Bibelstunden, welche die Bedeutung der Kämpfe
Israels mit den Kanaaniterresten ins rechte Licht rücken
sollten: 2.Mose 23,23 5.Mose 7,22 5.Mose 7,2 Jos.23,13
5.Mose 7,5 2.Mos.23,20 Jos.17,18. Diese Kämpfe haben eine
sinnbildliche Bedeutung für die Kämpfe eines Christen im
Leben der Heiligung. Selbst solche Schriftausleger, welche
der gleichnisartigen Auslegung der Heiligen Schrift ganz
ablehnend gegenüberstehen, können an dieser Stelle nicht
umhin, auf die Ähnlichkeit des Kampfes Israels mit dem Kampf
ernster Christen gegen das tiefe Verderben im eigenen
Herzensgrund hinzuweisen. Im Blick auf mein eigenes inneres
Leben danke ich dem Herrn für die Freude, Ruhe und Klarheit,
die mir das Studium dieser Bibelstellen für meine
persönlichen Kämpfe mit der Sünde gebracht haben. Diesen
Gewinn möchte ich auch anderen mitteilen, besonders solchen,
denen die in uns wohnende Sünde noch manche Träne auspreßt.
Wie schwer ist es zu begreifen, daß auch im Gnadenstande die
Sünde mit ihrer unheimlichen Zähigkeit uns so viel zu
schaffen macht. Ein doppelter Gebetswunsch begleitet diese
Betrachtungen: Die aufrichtigen Kämpfer sollen den Weg finden
heraus aus allem gesetzlichen Kampf gegen die Sünde, hinein
in das Geheimnis des Glaubenskampfes. Laue und träge Kämpfer
sollen etwas spüren von dem heiligen Ernst Gottes und seinen
Absichten auf die Zurüstung seines erwählten Volkes. Es
bleibt eines der tiefsten Geheimnisse des Neuen Testamentes,
daß Gott alles tun und wirken muß, Wollen und Vollbringen,
während der Mensch nichts vermag; und daß die Gläubigen doch
all ihren Fleiß daran zu wenden haben, im Glauben Tugend
darzureichen, wie Petrus (II, 1, 5) es sagt.