Jos 20,2
A.Christlieb
Gebt unter euch Freistädte, dahin fliehen möge ein
Totschläger, der eine Seele unversehens schlägt. Josua 20,
2 u. 3
Gottes Wort sagt (1. Mose 9, 6): ,,Wer Menschenblut
vergießt, des Blut soll wieder durch Menschen vergossen
werden." Zuweilen kommt es aber vor, daß jemand unversehens,
unbeabsichtigt ein Menschenleben vernichtet. Solange die
Sitte der Blutrache herrschte, war auch solch ein
fahrlässiger Totschläger seines Lebens nicht sicher.
Zur Rettung solcher Menschen werden nun eine Reihe von
Freistädten eingerichtet, in welche ein Totschläger fliehen
und dort sicher wohnen durfte. - Von jeher sind diese
Freistädte in der christlichen Kirche als Sinnbilder genommen
für die Rettung, welche der Herr Jesus uns Menschen gebracht
hat. Wir Menschen sind ja durch unsere Geburt bereits
,,unversehens und unwissend" zu Sündern geworden. Und unsere
Sünden werden von Gott sehr ernst genommen. Die Heilige
Schrift sagt 1. Joh. 3, 15: Wer seinen Bruder haßt, der ist
ein Totschläger." Dieser Haß ist so allgemein, daß schon
Kinder auf die Frage: ,,Wer von euch würde noch leben, wenn
Gedanken töten könnten?", schnell antworten: ,,Keiner!" - Wir
werden aber als Glieder der Menschheit sogar angesehen als
angehörig dem Geschlecht der Mörder des Sohnes Gottes, und
sind als solche dem Gericht verfallen! Wir singen - meist
gedankenlos - im Blick auf das Kreuz des Herrn Jesu: ,,Wer
hat dich so geschlagen...?" und bedenken kaum, wie belastend
die Antwort ist: ,,Ich, ich und meine Sünden...!" - Gott
sei gedankt, daß er uns auch eine Rettung bereitet hat.
Woltersdorf singt: ,,Wer kann mir die Freistadt sagen, die
dem Sünder offen steht, wenn er unter Furcht und Zagen nach
Errettung seufzt und fleht?" - ,,Keine weiß ich, als die
Wunden, welche Gottes Lamm empfing, das von Liebesmacht
gebunden, in des Todes Rachen ging." - Wie schwer sind
wir alle belastet! Wohl dem, der die Zuflucht in dieser
Freistadt sucht und findet und ewig nicht verläßt.