5. Mose

5Mo 34,9 A.Christlieb Josua aber wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. 5. Mose 34, 9

Die letzte Sorge ist dem Mose abgenommen, die letzte Bitte ihm erhört. Als Gott ihn einst gemahnt, sich zum Sterben zu rüsten, breitete Mose sein letztes Anliegen vor Gott aus mit den Worten: ,,Der Herr, der Gott der Geister alles Fleisches, wolle einen Mann setzen über die Gemeinde, der vor ihnen her aus und ein gehe, daß die Gemeinde des Herrn nicht sei wie die Schafe ohne Hirten" (4. Mose 27, 12-23). - Mose wurde erhört. Auf Gottes Anordnung wurde dem Josua unter Moses Handauflegung das Führeramt in Israel feierlich übertragen. - Freundlich sorgt Gott beim Scheiden seiner treuen Knechte für sein Volk. Er gibt ihm zur rechten Zeit die Männer, deren es bedarf. - Wenn Elia gen Himmel fährt, bleibt sein Mantel dem Elisa zurück. Wenn Mose scheidet, wird Josua mit Führergaben ausgerüstet. Wie verhängnisvoll hätte sich ein Streit um die Nachfolgerschaft Moses auswirken können! Gott hat das freundlich verhindert. Auch wir dürfen die Bitte vor Gott ausbreiten, er möge seinem Volk da und dort die rechten Männer geben. In Josua ist diese Bitte voll erhört worden. Er hat bewiesen, daß er die rechte, gottgeschenkte Weisheit besaß. Das zur Eroberung der Stadt Ai ausgesandte Heer kam geschlagen zurück. Da hat Josua nicht in menschlichem Zorn die Hauptleute der Soldaten wegen Untüchtigkeit gescholten. Er fiel mit ernstem Gebet nieder vor Gott und flehte ihn an, er möge die verborgene Ursache der Niederlage aufdecken. Gott erhörte sein Flehen. Die Ursache wurde beseitigt und Ai erobert. - Gott gebe seinen Knechten, namentlich denen in leitender Stellung, solche Josua-Weisheit, die in anhaltendem Gebet verborgene Hindernisse aufdecken und beseitigen kann. - Die wichtigste Gabe für Männer in führender Stellung ist der Geist der Weisheit.





W.MacDonald »Josua aber, der Sohn des Nun, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Söhne Israel gehorchten ihm und taten, wie der Herr dem Mose geboten hatte.« 5. Mose 34,9

Eine der wichtigen Einsichten, die wir aus diesem Vers gewinnen können, ist die, daß Mose den Josua als seinen Nachfolger bestimmt hat, da er wußte, daß sein eigener Dienst bald zu Ende gehen würde. Damit hat er ein gutes Beispiel für alle gegeben, die an einen Platz gestellt sind, wo sie geistlich führen, d.h. Führer sein sollen. Manche meinen vielleicht, das wäre viel zu selbstverständlich, als daß man es hier besonders betonen müßte, aber leider ist es so, daß viele es sträflich vernachlässigen, Nachfolger anzulernen und die Arbeit nach und nach in ihre Hände zu legen. Es scheint hier einen natürlichen Widerstand gegen die Vorstellung zu geben, daß wir Menschen alle zu ersetzen sind.

Manchmal ist das ein Problem für einen Ältesten in der örtlichen Gemeinde. Vielleicht hat er schon viele Jahre lang treu gedient, aber der Tag rückt näher, an dem er die Herde nicht mehr länger hüten kann. Und doch fällt es ihm schwer, einen jüngeren Mann dazu anzuleiten, daß der einmal seinen Platz übernimmt. Vielleicht sieht er junge Männer sogar als Bedrohung für seine Position an. Oder er vergleicht ihre Unerfahrenheit mit seiner eigenen Reife und kommt zu dem Schluß, daß sie alle völlig ungeeignet sind. Er vergißt darüber leicht, wie unerfahren er selbst einmal war und wie er sich erst allmählich zu seiner jetzigen Reife entwickelt hat, indem er in seiner Arbeit viele Erfahrungen sammelte.

Dieselben Schwierigkeiten kann es auch auf dem Missionsfeld geben. Der Missionar weiß wohl, daß er Einheimische ausbilden sollte, damit auch sie es lernen, führende Positionen einzunehmen. Aber er sagt sich, daß sie es nicht so gut können wie er selbst. Und sie machen doch noch so viele Fehler... Und es werden auch nicht mehr so viele Leute zu den Versammlungen kommen, wenn er nicht alle Predigten selbst hält. Und überhaupt wissen sie nicht, wie man so ein Amt richtig ausfüllt. Die Antwort auf all diese Argumente kann nur lauten, daß dieser Missionar lernen muß, sich selbst als entbehrlich anzusehen. Er sollte unbedingt Einheimische ausbilden und ihnen Autorität übertragen, bis er sich aus diesem besonderen Arbeitsgebiet ganz zurückziehen kann. Es gibt immer unbebaute Äcker, die anderswo liegen. Er braucht deswegen bestimmt nicht ohne Beschäftigung bleiben.

Als Josua an die Stelle Mose trat, war das ein ganz glatter Übergang. Es gab kein Vakuum, keinen Leerlauf in der Führung Israels. Die Sache Gottes erlitt keinerlei Schaden. Und so sollte es eigentlich immer sein.

Alle Diener Gottes sollten sich freuen, wenn sie jüngere Männer erleben, die in führende Stellungen aufsteigen. Sie sollten es für ihr besonderes Vorrecht halten, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit ihnen zu teilen, und dann sollten sie die Arbeit den Jüngeren überlassen, bevor sie durch ihren eigenen Tod dazu gezwungen werden. Sie sollten die selbstlose Haltung haben, die Mose bei einer anderen Gelegenheit zeigte, als er sagte: »Wollte Gott, daß alle im Volk Gottes Propheten wären.«