4Mo 13,27
J.Kroeker
Von den Kundschaftern und ihrem Fall.
"Die Kundschafter erzählten Mose und sprachen: Wir sind in
das Land gekommen, dahin du uns sandtest, das tatsächlich
von Milch und Honig fließt, und dieses ist seine Frucht. Nur
dass das Volk, welches im Lande wohnt, stark und die Städte
sehr fest und groß sind." 4.Mose 13,27 ff.
Dieser Bericht war an sich ein völlig objektiver und
entsprach der von den Kundschaftern gesehenen Wirklichkeit.
Sie verschwiegen nicht, dass das Land reiche Früchte zu
tragen vermag, erkannten aber auch die Unmöglichkeit, mit
ihren Kräften das Land seinen uralten und kampfgeübten
Bewohnern entreißen zu können. Amalek bewohnte das Südland,
und dessen Schwert hatte man bereits kennen gelernt. Die
Hethiter, Jebusiter und Amoriter beherrschten die Mitte des
Landes bis hinauf zum Libanongebirge und bis zum Meere im
Westen und bis an die Ufer des Jordans nach dem Osten hin.
Kanaan war also kein offenes, herrenloses Land, das auf einen
Besitzer wartete.
Der ganze Bericht floss aber nicht aus dem Glauben, dem
Gottes Offenbarung mit ihren Verheißungen fester stand als
Hebron und mächtiger war als die Riesen des Landes. Man
hatte vergessen, dass Gottes Hand stark genug war, Israel
als seinen Sohn von der Hand Pharaos zu fordern und aus dem
Sklavenhause Ägyptens, dieser uralten Weltmacht, zu erretten.
Die Einnahme des Landes wurde daher von den Kundschaftern zu
einer gewöhnlichen Kampffrage zwischen den Söhnen Israels und
den Geschlechtern Anaks, dem Schwerte Amaleks und den übrigen
Bewohnern des Landes gemacht. Sie erwiesen sich daher
unfähig, das Volk zu jenem weltüberwindenden Glauben zu
führen, der auf dem Boden der größten Schwierigkeiten die
größten Taten Gottes zu erleben vermag.
So kam es denn auch, dass sie von einer objektiven
Darstellung des Landes zu dessen Verleumdung übergingen:
"Und brachten üble Reden über das Land, das sie erforscht
hatten, unter Israels Söhne."
Ist der Glaube nicht ein Vertrauen, hinter dem Gott mit
seiner Offenbarung und seinem Können steht, dann ist er
eine Illusion, die zum unsinnigsten Handeln und zu einer
schweren Katastrophe führen muss. Denn Illusionen sind immer
allen Wirklichkeiten blind gegenüber. Sie leben von der
Berauschung der eigenen Kraft, und der Unterschätzung
der Widerstände und Gefahren des Lebens. Es wäre daher
unverantwortlich gewesen, wenn die Kundschafter nach ihrer
Rückkehr durch ihre Darstellung das ganze Lager Israel in
solche Illusionen geführt hätten. Die Kundschafter hatten
aber eine höhere Aufgabe, sie sollten das Volk nicht nur vor
Illusionen bewahren, sie sollten es zum Vertrauen auf Gott
führen auch angesichts eines verschlossenen Landes.