3Mo 25,10
A.Christlieb
Ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und ein Freijahr
ausrufen. 3. Mose 25, 10
Mit Posaunenschall wurde das einzigartige Jahr angekündigt
und hieß darum ,,H a l l j a h r". Sehnsüchtig harrten
die Armen, Verschuldeten und Versklavten auf den Ton der
Posaunen. Denn wer in Schuld geraten und dadurch um Hab und
Gut gekommen war, dem wurden die Schulden erlassen. Das
,,E r l a ß j a h r" war da! Selbst die Sklaven, die ihre
persönliche Freiheit verloren hatten, mußten freigegeben
werden. Gab das einen Jubel, wenn der Tag der Freiheit
anbrach und man ,,J u b e l j a h r" schrieb! - Man kann
verstehen, daß diese beglückende Einrichtung dem Herrn Jesus
ein willkommenes Sinnbild war für die frohe Kunde, die er
zu bringen hatte. Darum nahm er bei der ersten Predigt in
seiner Vaterstadt einen Text, der sich auf das Halljahr bezog
und rief: ,,Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren."
O, hört es, ihr Sklaven der Sünde, die ihr seufzt unter dem
Joch Satanas, unter den Ketten der unreinen Lüste, des Geizes
und der Sorge: Jesus macht frei! ,,Wer Sünde tut, der ist
der Sünde Knecht. Wen aber der Sohn frei macht, der ist
recht frei" (Joh. 8, 34. 36). Laßt die Posaune des
Evangeliums in alle Welt hinein schallen: Satan hat kein
Recht, euch festzuhalten. Ihr seid frei! Danket Gott! Das
Jubeljahr bricht für euch an mit der Stunde, in welcher ihr
dem Herrn Jesus den innersten Geistesgrund öffnet. Mit einem
Schlag geht es aus Armut und Knechtschaft in Reichtum und
Freiheit! - Den Erniedrigten, Verachteten, Versklavten
brachte das Halljahr volle Gleichberechtigung mit allen
Gliedern des erwählten Gottesvolkes. Mußten sie bis dahin
als Unwürdige zur Seite stehen, jetzt war ihre Ehre wieder
voll hergestellt. So macht der Herr Jesus die Seinen zu
vollberechtigten Mitgliedern der Engel- und Gotteswelt. Er
bringt das ,,Jubeljahr" im vollsten Sinne.
W.MacDonald
»Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und
sollt im Land Freilassung für all seine Bewohner ausrufen.
Ein Jubeljahr soll es euch sein, und ihr werdetjeder wieder
zu seinem Eigentum kommen undjeder zu seiner Sippe
zurückkehren.« 3. Mose 25,10
Jedes fünfzigste Jahr im Kalender Israels war als
das »Jubeljahr« bekannt. Das Ackerland sollte dann
brachliegen. Grund und Boden kehrte an seinen ursprünglichen
Besitzer zurück. Sklaven wurden freigelassen. Es war eine
frohe Zeit der Freiheit, Gnade, Erlösung und Ruhe. Wenn
jemand sich ein Grundstück kaufte, mußte er dabei in Betracht
ziehen, welches Jahr gerade war. Das Land war beispielsweise
wertvoller, wenn noch 45 Jahre bis zum nächsten Jubeljahr
blieben. Aber wenn es sich nur noch um ein einziges Jahr
handelte, dann lohnte sich der Kauf kaum. Denn der Käufer
würde ja nur ein einziges Mal davon ernten können. Es gibt
auch eine andere Deutung dieser Textstelle, nach der das
Wiederkommen des Herrn für die Christen das Jubeljahr sein
wird. Dann werden sie in die ewige Ruhe im Vaterhaus
eingehen. Sie werden von den Fesseln der Sterblichkeit
befreit werden und einen neuen herrlichen geistlichen Leib
bekommen. Und alle materiellen Dinge, die ihnen als
Verwaltern anvertraut waren, werden an ihren ursprünglichen
Besitzer zurückkehren. All das sollten wir mitbedenken,
wenn wir unsere materiellen Besitztümer zählen. Wir mögen
vielleicht viele Tausende von Mark unser eigen nennen in Form
von Grundbesitz, Investitionen oder Bankkonten. Aber wenn
der Herr heute wiederkommen würde, wären sie für uns nichts
mehr wert. Je näher wir Seiner Wiederkunft kommen, desto
geringer wird der wirkliche Wert dieser Reichtümer. Das
heißt aber auch, daß wir sie heute noch arbeiten lassen
sollen zur Förderung der Sache Christi und zur Behebung
menschlicher Not. Gerade so wie das Jubeljahr durch
Trompeten angekündigt wurde, so wird die Wiederkunft
des Herrn einmal durch den Klang »der letzten Posaune«
eingeleitet werden. C.H. Mackintosh sagt in diesem
Zusammenhang: »All das will uns etwas Gutes lehren: Wenn wir
die bleibende Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn stets
in unserem Herzen tragen, werden wir unbeschwert sein von
allen irdischen Dingen. Es ist moralisch ganz unmöglich, mit
Freude und Geduld den Sohn vom Himmel zu erwarten und nicht
gleichzeitig zu dieser gegenwärtigen Welt einen gesunden
Abstand zu haben... Einer, der in der ständigen Erwartung
lebt, daß Jesus Christus erscheinen wird, muß von allem
distanziert sein, was verworfen und zerbrochen wird, sobald
unser Herr kommt... Möge unser Herz zu Ihm hingezogen und
unser Leben und Tun in allen Dingen von dieser kostbaren und
heiligenden Wahrheit beeinflußt werden.«