2Mo 32,20
A.Christlieb
Aaron machte ein gegossenes Kalb. - Mose nahm das Kalb und
zerschmelzte es. 2. Mose 32, 4 u. 20
Die Geschichte vom Goldenen Kalb zeigt uns den Unterschied
zwischen einer schwachen und einer festen Erzieherhand. Mose
hatte die feste Hand. Er hatte die rechte Strenge eines
gottesfürchtigen Erziehers, der fest und ernst gegenüber den
ihm anvertrauten Seelen auftreten konnte. Bei Aaron vermißt
man diese heilige Festigkeit. In falscher Nachgiebigkeit hat
er dem Volk den Willen getan und ist dadurch der eigentliche
Urheber des Abfalles geworden. Die Heilige Schrift sagt
(Vers 25): ,,Aaron hatte das Volk zuchtlos gemacht." Fast
scheint uns dieser Ausdruck zu scharf, denn Aaron hatte
sich ja nur vom Volk drängen lassen. Aber das Wort der
Bibel trifft doch die Wahrheit. Aaron hätte dem Volk mit
göttlicher Festigkeit entgegentreten müssen, als es die
Herstellung eines Götzenbildes verlangte. Weil er das nicht
getan, ist er recht eigentlich Schuld an der Zuchtlosigkeit
des Volkes. Es war nur ein schwächliches Nachgeben
seinerseits; aber die furchtbare Verantwortung für den
blutigen Tod der 3000 Opfer und all das damit verbundene
Elend lag auf seinem Gewissen. - Welch ein ernster Hinweis
für alle Erzieher! Die Bibel ist treffsicher in ihrem Urteil.
Und wenn sie sich nicht scheut, von dem derzeitigen
Hohenpriester zu sagen: Er hatte das Volk zuchtlos gemacht -
wie wird sie erst urteilen über all die vielen Eltern, die
ihren Kindern in schwächlicher Weise nachgeben, so daß die
Kinder um das goldene Kalb der Weltlust und das Götzenbild
der Eitelkeit herumtanzen! Gottes Urteil über sie würde
lauten: I h r! Ihr habt eure Kinder verdorben, nicht die
Kameraden, die Freundinnen, die anderen, auf welche ihr die
Schuld abschieben wollt. -
Gott bewahre uns vor einem Urteil, wie es den Aaron traf,
dem die heilige feste Hand eines Erziehers fehlte, der
einzig nach Gottes Wohlgefallen fragt.