2Mo 22,27
W.MacDonald
»Die Richter (wörtl.: 'Götter') sollst du nicht lästern,
und einem Fürsten deines Volkes sollst du nicht fluchen.«
2. Mose 22,27
Als Gott Mose das Gesetz gab, schloß Er das Verbot
ein, negativ oder respektlos von denen zu reden, die
Autoritätspositionen bekleideten. Der Grund dafür ist klar.
Diese Herrscher und Führer sind Stellvertreter Gottes.
»Denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese,
welche sind, sind von Gott verordnet« (Römer 13 ,1). Die
Obrigkeit ist »Gottes Dienerin, dir zum Guten« (Römer
13,4). Wenn auch die betreffende Autoritätsperson den Herrn
nicht persönlich kennt, ist sie doch offiziell von Gott
verordnet. Die Verbindung zwischen Gott und menschlichen
Herrschern ist so eng, daß Er sie manchmal als Götter
bezeichnet. So heißt es im heutigen Vers wörtlich: »Die
Götter sollst du nicht lästern« (siehe Elberfelder Fußnote
zu 2. Mose 21,6), was sich auf eine Stellung hoheitlicher
Autorität bezieht, eben »Richter« oder andere hohe Beamte.
Auch in Psalm 82,1.6 bezeichnet der Herr die Richter als
,Götter' (siehe Fußnote Elberfelder) - was nicht heißen soll,
daß sie Gottheiten sind, sondern einfach an Gottes Stelle
Handelnde. Trotz König Sauls heimtückischer Attentate und
Angriffe gegen David ließ letzterer nicht zu, daß seine
Leute dem König auch nur das Geringste antaten, weil er
der Gesalbte des Herrn war (s. 1. Samuel 24,6). Als der
Apostel Paulus versehentlich den Hohenpriester beleidigte,
tat er sofort Buße und entschuldigte sich: »Ich wußte nicht,
Brüder, daß es der Hohepriester ist; denn es steht
geschrieben: 'Von dem Obersten deines Volkes sollst du
nicht übel reden'« (Apostelgeschichte 23,5). Respekt vor
Autoritäten gibt es sogar im geistlichen Bereich. Nur so ist
es zu verstehen, daß Michael, der Erzengel, es nicht wagte,
ein lästerndes Urteil über Satan zu fällen, sondern einfach
sprach: »Der Herr schelte dich« (Judas 9). Eines der
Kennzeichen der Abgefallenen der letzten Tage ist es, daß sie
Herrschaften verachten und keine Angst haben, Gewalten zu
lästern (2. Petrus 2,10). Die Lektion für uns ist deutlich.
Wir haben unsere Obrigkeit als offizielle Diener Gottes
zu betrachten, auch wenn wir mit ihrer Politik nicht
übereinstimmen oder ihren persönlichen Charakter nicht
billigen können. Unter gar keinen Umständen sollten wir je
sagen, was ein Christ in der Hitze einer politischen Kampagne
sagte: »Der Präsident ist ein gemeiner Halunke.« Außerdem
sollen wir beten »für alle Menschen, für Könige und alle,
die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben
führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst«
(1. Timotheus 2,2).