2Mo 12,11
A.Christlieb
Und also sollt ihr das Passahmahl essen. 2. Mose 12, 11
Eine dreifache Anweisung für die Feier des Passahmahls hat
Gott gegeben. Zunächst: Das bei dieser Gelegenheit
geschlachtete Lamm mußte restlos verzehrt werden. War es für
die Bewohner eines Hauses zu viel, so mußten sie die Glieder
der zunächst wohnenden Familie mit herzunehmen. Das war eine
weise und heilige Anordnung. Wie häufig kommt es vor, daß
gerade zwischen den nächsten Nachbarn allerlei Reiberei
stattfindet. Kam für Israel der Tag der Passahfeier, der
auch der große Versöhnungstag genannt wurde (3. Mose 23,
27), dann durfte man im Bedarfsfalle nicht eine beliebige
Familie aussuchen, um mit ihr gemeinsam zu feiern. Es mußte
die Familie des nächsten Nachbarn sein (V. 4)! War das
Verhältnis zwischen beiden getrübt, dann mußte es geordnet
werden. Kein Tag war dazu besser geeignet als der Gedenktag
an die große Barmherzigkeit Gottes, die Israel aus der
Knechtschaft Ägyptens gerettet hatte. - Und wir, wie stehen
wir zu unseren nächsten Nachbarn? - Eine zweite Anordnung
besagte: ,,Ihr sollt es essen als die hinwegeilen" (V. 11).
In Reisekleidern, mit Wanderschuhen an den Füßen, den
Reisestab in der Hand, so mußten sie es genießen. - Diese
Anweisung ist auch für uns bedeutsam, die wir uns auf der
Reise nach der oberen Heimat befinden. Wie steht es um
unsern Pilgersinn? Sind wir gebunden an den irdischen
Besitz, an Geschäft und Mammon? Ach, wie selten ist unter
den Jüngern Jesu der Pilgersinn des Paulus zu finden, der
bei seinem Abschied von Milet sagte: ,,Ich bin bereit, zu
sterben." - Nach der dritten Anordnung hatten die Israeliten
das letzte Krümelchen Sauerteig aus ihren Häusern zu
entfernen. Paulus lehrt die Korinther, diese Weisung
geistlich zu verstehen (1. Kor. 5, 8) und alle ,,Bosheit
und Schalkheit" von sich zu tun, damit sie in Christo ein
rechter ,,Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit würden.
W.Nee
Also sollt ihr es essen: die Lenden gegürtet, die Schuhe an
den Füßen und den Stab in der Hand; und ihr sollt es essen
in Eile: es ist das Passah des Herrn. 2. Mose 12,11
Das vergossene Blut, das Zeichen des Stellvertreters, war
für Gott. Es wurde an die Türpfosten gestrichen, aber außen,
und der Erstgeborene drinnen, der durch seine Kraft gerettet
wurde, konnte es nicht sehen. Nicht die Menschen sollten es
wahrnehmen, sondern Gott, und er versprach, wenn er es sehe,
werde er an dem Hause vorübergehen. Gott braucht den Tod des
Stellvertreters, das Opfer. Uns gibt er das Festmahl. Im
Hause müssen wir uns von dem Fleisch des Lammes nähren,
werden wir gestärkt für die vor uns liegende Pilgerfahrt.
Das Passamahl war nicht für solche, die, geschützt durch das
Opferblut, in Ägypten blieben, sondern für die, welche den
festen Entschluß gefaßt hatten, aufzubrechen und mit Gott
weiterzuziehen. Und so ist es auch bei uns. Was wir
brauchen, finden wir in Christus, indem wir ihn in uns
aufnehmen. Aber vergessen wir nicht: wir tun dies stets
in der ständigen Bereitschaft, aufzubrechen und gemäß
Gottes Willen weiterzuziehen.
C.O.Rosenius
So sollt ihr es essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet
sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und Stäbe in euren
Händen, und ihr sollt es essen, als die hinwegeilen; denn es
ist des Herrn Passah. 2. Mose 12, 11.
Die geistliche Bedeutung dieser Vorschrift in bezug auf das
Essen des Passahlammes zur Zeit des Alten Bundes ist diese:
Ein jeder, der zu Christus kommt und Ihn aufnimmt, soll
sogleich von seinem vorigen knechtischen Leben und der Sünde,
der Welt und der Eitelkeit aufbrechen, sogleich vom alten
Wesen Abschied nehmen und einen ganz neuen Weg betreten. Er
soll hernach nie mehr zurückblicken, sondern wie ein gejagter
Flüchtling so weit und so schnell wie möglich vom Dienst der
Sünde und des Teufels hinwegeilen. Er soll sich nie mehr an
das Irdische ketten, nie versuchen, sich hier ein Paradies
zu bereiten, sondern immer auf reisendem Fuß sein, als der
sein Vaterland sucht. Der Apostel sagt: ,,Seid ihr nun mit
Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, da Christus
ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was
droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr
seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus
in Gott."
Das rechte Leben eines Christen ist, dem vorigen Wesen
gestorben und mit Christus zu einem neuen Leben auferstanden
zu sein und seinen Schatz und sein Vaterland dort zu haben,
wo Er ist, im Himmel - kurz, immer in den Fußtapfen des
Glaubens Abrahams zu wandeln, von dem es heißt: ,,Durch den
Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen
Lande, als in einem fremden, und wohnte in Hütten mit Isaak
und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er
wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister
und Schöpfer Gott ist." ,,Sie haben die Verheißung von ferne
gesehen und sich ihrer getröstet und wohl genügen lassen und
bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind, die
eines besseren Vaterlandes begehren, nämlich eines
himmlischen."
So soll unser ganzes Leben sein: Wir sollen das Lamm in
Reisekleidern essen, Fremdlinge und Pilger sein, die
beständig nach ihrem Vaterlande eilen. Ein rechter Pilger
darf darum, wenn er etwas Glänzendes am Wege, eine Goldgrube
oder ein schönes Eigentum antrifft, sich dort nicht
niederlassen, bauen und wohnen, sondern er muß seine
Wanderung rastlos fortsetzen, bis er das Heilige Land und
die Stadt Gottes erreicht hat. Er darf in der Herberge, nur
Nachtquartier und eine notwendige Erquickung nehmen, nicht
aber daselbst bleiben. Darum noch einmal: Bedenke und vergiß
nie, daß das Lamm in Reisekleidern gegessen werden soll!
Aber nicht genug damit. Gleichwie die Kinder Israels in
derselben Nacht, in der sie das Passahlamm gegessen hatten,
schleunigst aus dem Lande der Knechtschaft eilten, binnen
weniger Tage aber die Heere des alten Unterdrückers auf den
Fersen hatten, so daß sie nichts anderes mehr sahen, als daß
sie wieder von denselben Ägyptern vernichtet würden, so soll
auch ein jeder, der die große Gnade hat, aus der Welt zu
einem Nachfolger Jesu erwählt zu sein, nie vergessen, daß er
sofort von der Stunde an von all den alten Feinden verfolgt
und gejagt werden wird. Darum vergiß nie, daß du durch ein
feindliches Land ziehst und deine kostbaren Perlen in
Tongefäßen trägst, von Tausenden umgeben, die nur darauf
warten, dir deinen Schmuck zu rauben. Hier der alte
Seelenfeind, der uns den Tod geschworen hat und mit Macht,
mit List oder unendlicher Hartnäckigkeit es hinauszuführen
gedenkt - dort die Welt, die bald mit Drohungen, bald
mit bezaubernden Verlockungen dich auf ihre alten Wege
zurückzubringen sucht - vor allen Dingen aber dein eigenes
falsches Herz, das Fleisch, das stets gegen den Geist
streitet und nie nach dem Reiche Gottes fragt.
Solltest du in solcher Lage dich zur Ruhe begeben und
schlafen können? Hier ist es notwendig, stets in voller
Rüstung zu sein, um die Lenden gegürtet mit dem Gurte der
Wahrheit, mit Stäben in den Händen und Schuhen an den Füßen,
,,als die hinwegeilen". Es ist eine gefährliche Neigung im
Herzen des Menschen, etwas Irdisches zu seiner Freude und
seinem Wohlsein haben zu wollen. Auch die Herzen der
Gläubigen, die ihre Freude in Gott gesucht haben, werden
immer wieder auf etwas anderes abgelenkt. Das ist gerade
das Gefährliche. Wenn ein Christ anfängt, sehr um seine
irdischen Dinge, seinen Handel, seine Ländereien, sein Gehöft
zu eifern, dann ist Gefahr vorhanden, so davon eingenommen zu
werden, daß er vom Abendmahl abgehalten wird. Dabei sind
diese irdischen Dinge an und für sich ganz unschuldig, allein
- das Herz! Wie steht es mit deinem Herzen? Nur darauf
kommt es an. Sei aufrichtig! -Wo ist dein Herz? - Da ist
dein Schatz und davon redet der Mund. Der Liebeseifer deines
Bräutigams um dein Herz gestattet nicht, daß du es einem
anderen als Ihm auftust. Du sollst deine Lust am Herrn
haben.
Ach, es ist bitter für die Natur, nie an eine irdische Freude
und Glückseligkeit denken zu sollen, sondern immer getötet zu
werden, Abschied zu nehmen, hinwegzueilen! Aber was gilt's,
so ist der Weg. Und dem Geist ist es lieblich. - Darum laß
dich nie zu dem Versuch betrügen, hier auf Erden ein Paradies
zu erhalten! Du sollst beständig in Reisekleidern sein, wenn
du dem Volke des Gekreuzigten angehören und mit Ihm in das
himmlische Vaterland eingehen willst.