2Mo 7,1
A.Christlieb
Gott sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich zu einem Gott
gesetzt über Pharao. 2. Mose 7, 1
Wunderliche Gewalt! Mose hat Macht über Pharao wie Gott!
Wohl bleibt Gott der allein Gewaltige. Aber er kann einem
Menschen seine Macht verleihen. Er spricht gleichsam zu
Mose: Pharao ist völlig in deine Hand gegeben. Du brauchst
dich vor ihm nicht im allergeringsten zu fürchten. Du sollst
ihn in deiner Hand haben, wie ich ein armes Menschenkind in
meiner Hand habe. Er soll sich gegen dich in keiner Weise
wehren können. Dein Wort ist ihm gegenüber allmächtig. - Zu
beachten ist, wann Mose diese einzigartige Vollmacht erhielt.
In dem unmittelbar voraufgehenden Verse hat Mose zu Gott
gesprochen: ,,Siehe, ich bin im Reden ungewandt. Wie soll
Pharao mich hören?" (Kap. 6, 30.) Er bekam die göttliche
Gewalt, als er seine eigene Unfähigkeit und Unzulänglichkeit
tief empfand. - Niemals wird Gott einem hochmütigen Menschen
göttliche Autorität verleihen. Nur Demütigen gibt er solche
Gnade. Bitten wir Gott vor schweren Aufgaben und vor
schwierigen Gängen in Pharao-Häuser, er möge uns die eigene
Ohnmacht und Untüchtigkeit recht fühlen lassen. Dann wird es
gut gehen! Gott wird uns die nötige Autorität schenken. -
Und die Grenze der Gewalt? Gott sagt Mose: ,,Du sollst reden
alles, was ich dir gebiete." Mose konnte nicht nach eigener
Willkür mit Pharao umspringen. Der Herr wollte nur, daß
s e i n Wort für Pharao den nötigen Nachdruck erhielte.
Mose mußte von Gott abhängig bleiben; dann blieb Pharao von
Mose abhängig. - So können auch heute noch Menschen, die
lauterlich nichts suchen, als was Gott sagt und will, nach
und nach göttliches Ansehen bekommen. Sobald sie aber ihre
Stellung benutzen, um für die eigene Ehre oder den eigenen
Vorteil etwas zu suchen, entzieht Gott ihnen wieder diese
Gewalt.