2Mo 2,5
A.Christlieb
Da die Tochter Pharaos das Knäblein im Schilf sah, sandte
sie ihre Magd hin und ließ es holen . . . und das Knäblein
ward ihr Sohn. 2. Mose 2, 5 und 10
Im menschlichen Leben greifen oft Gottes Handeln und
menschliche Tat wunderbar ineinander. Läßt ein Mensch
gottgeschenkte Gelegenheit ungenutzt verstreichen, so kann
er schweren, vielleicht ewigen Schaden davontragen. -
Bei der Rettung des Mose ist solche Gelegenheit dreimal
geschenkt und ausgenutzt worden. Zunächst hat Mirjam
zugegriffen. Sie sieht die ägyptische Prinzessin mit ihren
Hofdamen herankommen. Die Fürstin läßt das Kindlein holen
und - im nächsten Augenblick steht Mirjam vor ihr. Sie hat
alle Bedenken niedergekämpft, ob sie es wagen dürfe, in
ihrer ärmlichen Kleidung zwischen die vornehmen, prunkvoll
gekleideten Damen zu treten. Sie hat die Scheu
niedergerungen vor der Tochter des Mannes, der ihres Volkes
Söhne mordete und hat gewagt, sie um Erbarmen zu bitten. -
Die Liebe zu ihrem Brüderchen gab ihr die Kraft, den
gegebenen Augenblick zu nutzen. Auch für die Tochter Pharaos
galt es, schnell einen entscheidenden Entschluß zu fassen.
Sie läßt das Kästlein holen. Sie öffnet es. Da weint das
Knäblein. Ihr Herz mahnt sie, Erbarmung zu üben. Mirjam
steht vor ihr und sagt: ,,Soll ich eine der hebräischen
Frauen holen, daß sie das Kind säuge?" Darf die Tochter
des Pharaos, der die Hebräer ausrotten will, es wagen, ein
hebräisches Kind in den Palast zu holen? Die Prinzessin hat
die Stunde genutzt. Sie übt Barmherzigkeit. Es trägt ihr
einen ewigen Segen ein. - Am verantwortungsvollsten war die
Aufgabe der Mutter des Mose. Es galt in den kurzen ersten
Lebensjahren des Sohnes, ihm die Ehrfurcht vor dem Gott der
Väter und den Glauben an denselben so tief einzupflanzen,
daß alle Einflüsse des üppigen Lebens an dem heidnischen
Königshof ihn nicht mehr ausrotten könnten. - Wie handeln
wir bei ähnlichen Gelegenheiten?