1. Mose

1Mo 32,27 A.Christlieb Betet »ohne Unterlaß«!

Elias demütiges, gläubiges, anhaltendes Flehen haben wir in 1. Könige 18, 44 betrachtet. Wir wollen uns noch ein anderes Beispiel für anhaltendes Flehen zu Herzen nehmen.

»Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.« 1. Mose 32, 27

Die Schrift selbst erklärt uns den Kampf Jakobs als Gebetskampf (Hos. 12, 4 u. 5). Es war die Stellung Jakobs in jener Nacht, nachdem schon viel Gnadenarbeit an ihm vorangegangen war, daß er seinen göttlichen »Gegner« im Gebet festhielt. Er hatte, wie die Emmausjünger beim Heiland (Luk. 24, 29), das Gefühl: Diesen darf ich nicht loslassen. Wir sprechen oft von armseligem, irdischem Besitz: »Ich lasse dich nicht!« Der Wollüstling spricht von seiner Lust, der Mammonsknecht von seinem Gold, der Ehrgeizige von seinem Ruhm: »Ich lasse dich nicht!« Aber die Himmelsbürger sprechen zum Herrn selbst: »Ich lasse dich nicht!« Sie können manches loslassen, können Wünsche auf den Altar legen, aber den Herrn lassen sie nie los. Das ist der Weg zum neuen Namen »Gottesstreiter« und zum Genesen der Seele, wenn es dabei auch »gelähmte Hüften« (V. 26) gibt und durch Zerbrechen eigener Kraft hindurchgeht.

Ja, anhaltendes Gebet ist die stärkste Großmacht auf Erden. Gott gebe uns allen ein reiches Maß davon!





C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (IV) Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber er antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! 1. Mose 32, 27

Zuerst wäre wohl Jakob den Mann gern losgewesen, der ihn in jener Nacht überfiel. Aber dann hat er sich ihm nicht entwunden. Im Gegenteil! Als es hieß: "Laß mich gehen!", willigte Jakob nicht ein. Er hielt ihn fest. Mit den Worten: "Laß mich gehen!" stellte der Herr ihn auf die Probe. Es ist ähnlich, wie Jesus auf dem Weg nach Emmaus sich stellte, als wollte er weitergehen. Es sollte sich zeigen, ob die beiden Jünger ihn festhalten wollten oder nicht. Jesus aber ließ sich gern festhalten. Ähnlich war es auch bei dem kanaanäischen Weib. Jesus wollte sich ihr entziehen, aber sie ließ ihn nicht los. Er stieß das Weib ab. Aber sie nahm ihn beim Wort, das so abstoßend lautete, und so hat sie Jesus überwunden.

"Ich lasse dich nicht!" Das ist das Wort des Glaubens. Jakob fühlte den Ernst Gottes wider die Sünde. Aber er hielt die Liebe fest, die hinter dem Zorn verborgen ist. Er gab Gott recht, als er mit ihm so ernstlich Abrechnung hielt. Aber er hielt auch an seiner Gnade fest.

Wenn Gott dir in den Weg tritt, wenn er dich in eine Dornenhecke führt oder sogar deinen Weg durch eine Wand verbaut, dann will er, daß du ihm in die Arme fällst. Du möchtest ihm vielleicht gern ausweichen. Tue es nicht, halte stand unter dem peinlichen Gericht und verlasse nicht die Anklagebank! Aber laß dich auch nicht in Verzweiflung stürzen! Ergreife die Gnade hinter dem Zorn!

Dem Jakob hatte Gott vor zwanzig Jahren herrliche Verheißungen gegeben. An diese hielt er sich. Sie waren ihm ein Unterpfand der Liebe Gottes. Uns hat Gott seiner Liebe in noch gewaltigerer Weise versichert. Er hat seinen Sohn für uns am Kreuz sterben lassen. Wenn die Schrecken des Allmächtigen über uns fallen und wir uns als todeswürdige Missetäter erkennen müssen, dann dürfen wir unseren Blick aufs Kreuz richten. Gott will nicht den Tod des Sünders. Darum ließ er den eingeborenen Sohn für uns sterben. Er will uns nicht vernichten, sondern retten. Er hat Gedanken des Friedens, wenn er uns seinen Zorn über die Sünde zu spüren gibt. Der Glaube hält sich mitten im Gericht an die Gnade. Es ist nicht schwer, zu glauben, wenn man sich wohl und leicht fühlt. Wenn aber die Sündenlast zentnerschwer auf die Seele fällt, wenn man ein verlorenes Leben hinter sich und den Abgrund vor sich sieht, dann ist es eine Kunst, zu glauben. Dann fängt der Glaube erst richtig an, der Glaube, der den Herrn nicht losläßt, wie Gottfried Arnold sagt: "Unser Geist, der bindet dich im Glauben, läßt dich nicht, bis er die Erlösung findet, die dein treuer Mund verspricht." Diesem Glauben kann sich Gott nicht entziehen; denn er kann seiner Verheißung nicht untreu werden. Durch den Glauben wird Gott selbst besiegt.