1. Mose

1Mo 29,31 W.MacDonald »Und als der Herr sah, daß Lea ungeliebt war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar.« 1. Mose 29,31

Es gibt ein Gesetz des Ausgleichs im Leben. Nach diesem Gesetz haben Menschen, die auf einem Gebiet benachteiligt sind, auf einem anderen Gebiet besondere Vorzüge. Was einer Frau an Schönheit abgeht, gleicht sie vielleicht durch große praktische Weisheit aus. Ein Mann, der im Sport etwas unbeholfen ist, hat vielleicht größere intellektuelle Fähigkeiten. Dichter sind nicht immer praktisch veranlagt, und Künstler können nicht immer richtig mit ihren Finanzen umgehen.

Als Gott sah, daß Jakob Rahel mehr liebte als Lea, ließ Er Lea fruchtbarer sein. Jahre später wirkte dieses Gesetz des Ausgleichs bei Hanna und Peninna ganz genau so. Elkana liebte Hanna mehr als Peninna, aber Peninna hatte Kinder und Hanna nicht (1. Samuel 1,1-6).

Obwohl Fanny Crosby (1823-1915, amerikanische Liederdichterin) nicht die Gabe des Augenlichts hatte, hatte sie eine unvergleichliche Gabe im Dichten von geistlichen Liedern. Sie sind einer der großen Schätze der Gemeinde (z.B. »Sicher in Jesu Armen«, Seliges Wissen, Jesus ist mein!«, »O Gott, Dir sei Ehre, der Großes getan«, »Gehe nicht vorbei, o Heiland« u.v.a.). Alexander Crudens (1699-1770) litt unter schweren Depressionen, hatte aber die Kraft, die Konkordanz anzufertigen, die seinen Namen trägt (und eigentlich die Grundlage aller modernen Konkordanzen ist).

Da gibt es z.B. einen bescheidenen Christen, der nicht einmal vor sauren Äpfeln predigen könnte, er hat einfach keine Gabe für öffentliche Dienste. Aber er ist ein mechanisches Genie und kann glücklicherweise den Wagen des Predigers immer in fahrbarem Zustand halten. Der Prediger ist ein hoffnungsloser Mechaniker. Wenn mit seinem Auto etwas nicht stimmt, kann er nichts weiter tun, als die Motorhaube öffnen, den Kopf darunterstecken und beten.

Wenn jemand einwendet, daß das Gesetz des Ausgleichs nicht immer im Leben vollkommen funktioniert, dann müssen wir ihm wohl zustimmen. Es gibt Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Aber dieses Leben ist nicht alles! Das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben. Wenn Gott den Vorhang öffnet und uns die jenseitige Welt sehen läßt, dann wird uns klar, daß sich spätestens dann das Blatt wendet und das Punktekonto ausgeglichen wird. Wir hören z.B., wie Abraham zu dem reichen Mann sagt: »Kind, gedenke, daß du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleicherweise das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein« (Lukas 16,25).

In der Zwischenzeit aber ist es gut für uns, wenn wir eine ausgewogene Sichtweise des Lebens haben. Anstatt uns auf unsere Mängel zu konzentrieren, sollten wir daran denken, daß Gott uns einige Eigenschaften und Fähigkeiten geschenkt hat, die andere, die vom Leben mehr begünstigt scheinen, nicht haben. Das bewahrt uns vor Minderwertigkeitsgefühlen, Neid und Bitterkeit.