1Mo 14,11
J.Kroeker
Von Lot und seinem Fall.
"Und jene nahmen alle Habe zu Sodom und Gomorra und alle ihre
Nahrung und machten sich davon. Auch nahmen sie Lot mit
sich, Abrahams Bruder und seine Habe, denn er wohnte zu
Sodom, und gingen." 1.Mose 14,11 f.
Nun wandten sich die Sieger zum Besitz der geschlagenen
Städtekönige, zogen nach Sodom und Gomorra, machten eine
gewaltige Kriegsbeute, plünderten alle Speisevorräte,
schleppten die Bevölkerung als Gefangene mit und traten
alsdann die Rückkehr an. Auch Lot als Bürger Sodoms unterlag
mit seiner Familie und seiner Habe diesem Schicksal. Seine
eigene Wahl wurde ihm in der Stunde des Gerichts zum Fluch.
Er glaubte den Segen der Welt teilen zu sollen, um sich für
immer seine Zukunft zu sichern. Die Welt zog ihn aber mit in
die Kämpfe und Gerichte hinein, in die sie sich verwickelt
sah. Der Weg der freiwilligen Separation des Glaubens war
ihm zu einsam gewesen, nun löste ihn unfreiwillig die Welt
durch Gericht von Heimat und Herden. Sie machte ihn und
seine Familie zu einem Sklaven der Zukunft. Mag Lot auch
tausendmal beteuert haben, dass er als eigentlicher Fremdling
unbeteiligt an dem Aufstand und Abfall der fünf Städte-Könige
sei, er hatte sich auf deren gemeinsamen Boden gestellt und
musste deren Gericht teilen. Während Abraham in seiner
Separation des Glaubens Zeit hatte, dem Herrn Altäre der
Anbetung zu bauen und seine Herden zu pflegen, wanderte Lot
schweigend den schmachvollen Weg ins Exil, das ihm nur
Tränenbrot und Sklavendienst zu bieten hatte.
Wie oft hat sich jedoch dasselbe Bild in weit größerem Ausmaß
innerhalb der Geschichte der Söhne Jakobs und der Kirche des
neuen Bundes wiederholt. Gingen Israel und die Kirche den
Weg Abrahams, blieb man in den Grenzen der göttlichen
Offenbarung, verließ man nicht die Separation des Glaubens,
in die man sich durch die göttliche Berufung gestellt wusste,
dann lebte man zwar in der Welt und war doch nicht von der
Welt. Man erschloss sich nicht dem Geiste des weltlichen
Heldentums, man blieb fern von den blutigen Kämpfen der
nimmersatten Machthaber und teilte nicht den Fluch und die
Gerichte, in welche sich die Welt immer wieder in ihrer
Geschichte verwickelt sah. Ja, welch ein Segen, wenn die
wahren Söhne Abrahams auf ihrem vielfach sehr einsamen
Weg der Separation des Glaubens nicht überall dabei sein
müssen, wo die Welt sich zankt, ihre Laster auslebt, ihre
Machtbegierde stillt und - sich ihre Gerichte schafft. Unter
der Herrschaft Sodoms müssen auch Jordanauen Menschen des
Glaubens zum Fluche werden, sobald diese wie einst Lot in
denselben das Heil ihrer Zukunft sehen.