1Mo 11,5
J.Kroeker
Von Babel und ihrem Fall.
"Da stieg der Herr herab, dass Er die Stadt und den Turm
sähe, den die Menschenkinder bauten. Wohlan, lasst uns
herabfahren und daselbst ihre Sprache verwirren, dass keiner
des anderen Sprache verstehe!" 1.Mose 11,5-7.
"Da stieg Gott hernieder", heißt es in dem alten biblischen
Bericht, "die Stadt und den Turm zu sehen, welche die
Menschensöhne bauten." In diesem Niedersteigen Gottes lag
jedoch das Heil für die Zukunft. Denn Gott sprach: "Siehe,
da sind sie nun ein Volk, - und eine Sprache haben sie alle
und da ist es dies, was sie zuerst zu unternehmen beginnen,
nun wird ihnen nicht unerreichbar bleiben alles, was sie
bereits maßlos auszuführen sich vorgesetzt haben. Wohlan,
steigen wir hinab, so wird dort ihre Sprache verwirrt werden,
sodass einer nicht mehr die Sprache des anderen versteht."
Das war Gericht für Babel, aber Gnade für die Zukunft. Man
wage einmal, den Gedanken zu Ende zu denken, was aus der
Weltgeschichte geworden wäre, wenn Nimrods Geistesrichtung
und Ruhmesbauten keine Unterbrechung durch das Gericht der
Verwirrung erlebt hätten! Die Welt wäre längst zu einem
unerträglichen Chaos geworden. Sagt Gott doch selbst, dass
dies das Erste sei, das sie auszuführen unternommen haben.
Wird ihnen das gelingen, so werden sie zu weit Größerem
schreiten. So lag im Gericht der Gegenwart die Rettung der
Zukunft. Babels Turmbau und Gottes Niedersteigen sind
seitdem die beiden großen Faktoren der Weltgeschichte. Es
würde viel zu weit führen, dies an einzelnen großen
geschichtlichen Ereignissen noch näher zu beleuchten. Wir
erinnern uns nur an das große endgeschichtliche Drama, das
uns in der Johannes-Offenbarung geschildert wird. Da sehen
wir den Ausgang des großen Ringens zwischen Babels Turmbau
und Gottes Niedersteigen.
In der Offenbarung Johannes tritt Babel zwar noch einmal, in
nie da gewesener Machtentfaltung und in blendendem Glanz, auf
den Schauplatz der Geschichte; die Stadt aber fällt, indem
Gott in einem anderen Bau, und zwar in dem neuen Jerusalem,
herniedersteigt und dieses hinfort der Mittelpunkt, die Hütte
Gottes unter den Menschen wird. Denn wo erst Gottes Thron
erscheint, brechen Babels Türme zusammen. Hinfort erlöschen
die Inspirationen einer Menschheit, die nur auf sich selbst
eingestellt ist und in den Schöpfungen ihres Geistes ihren
Ruhm und ihre Erlösung sucht.
Wer nun nicht mehr in Nimrods Weltanschauung und in Babels
Ruhmesbauten dem Wesen nach zu Hause ist, sondern im Geist
jener Gottesschöpfung lebt, die in Christo ihre Grundlage,
ihren Inhalt und ihre Zukunft hat, der versteht gegenwärtig
schon jenen Psalm der Anbetung einer erlösten Schöpfung:
"Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat
die Königsherrschaft übernommen. Lasst uns fröhlich sein und
frohlocken und Ihm die Ehre geben!"