1Mo 11,4
A.Christlieb
Auf, laßt uns einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den
Himmel reicht. 1. Mose 11, 4
Die Nachkommen Kains nahmen an Zahl gewaltig zu. Sie dehnten
ihre Wohnplätze immer weiter aus nach Osten. Sie wurden mehr
und mehr seßhaft und bauten feste Wohnhäuser. Einer der
Baumeister sagte eines Tages: ,,Wohlauf, laßt uns Ziegel
streichen und brennen!" und nahmen Ziegel zu Stein und
Erdharz zu Kalk. Das gab feste, solide Bauten. Dagegen ist
nichts zu sagen. Es heißt aber weiter von ihnen: ,,Sie
sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und Turm bauen, des
Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen
machen, denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder." Ach,
wären die Leute beim Ziegelbrennen und Wohnungsbau geblieben!
Nun aber haben sie etwas begonnen, was ein Greuel ist vor
Gott. Hoffärtige Pläne haben sie im Herzen gehegt. Dem
Geist des Hochmuts, der ein Teufelsgeist ist, haben sie ihr
Innerstes geöffnet. Von dem Augenblick an war Gott gegen
sie, und ihr Unternehmen war zum Scheitern verurteilt. S i c h
wollten sie einen großen Namen machen. ,,Was aber hoch ist
vor den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott" (Luk. 1 6,
15). Gründlich sind Babels Erbauer zuschanden geworden. Der
Name auch nicht eines einzigen dieser stolzen, ehrgeizigen
Menschen ist erhalten geblieben. Der stolze Turm sank in den
Staub und zeugt als elender Trümmerhaufen bis heute wider
die, welche Gott nicht ehren. -
Auch in unseren Tagen ist der Geist derer geschäftig, die
sich durch Riesenunternehmungen auf dem Gebiete der
Wirtschaft und der Politik einen Namen machen wollen. Das
Ende wird immer nur sein können - ein elender Trümmerhaufen.
Wir wollen aus dieser Geschichte lernen, wie wahr das Wort
bleibt: (1. Petr. 5, 5) ,,Gott widersteht den Hoffärtigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade."
J.Kroeker
Von Babel und ihrem Fall.
"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen
Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir
uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze
Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.
Die leitenden Prinzipien, die zu der großen Schöpfung Babels
führten, waren Einheit, Machtentfaltung, Selbsterlösung und
Menschenverherrlichung. "Gib her", erzählt der biblische
Bericht, "wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, und
dessen Spitze soll bis in den Himmel reichen. So wollen wir
uns einen Namen machen. Wir könnten sonst über die ganze
Fläche zerstreut werden." Die Überlieferung nimmt an, dass es
niemand anders war, als der bereits bekannte Nimrod, der für
jene alte Zeit diese großen Schlagworte fand, durch welche er
die Geschlechter seiner Tage zu einem einheitlichen Handeln
zusammenzufassen vermochte. Nimrods neue Einheit wurde aber
geschaffen zum Zwecke der Selbsterlösung. Denn nie hätte
dieser Nimrod alle Menschen seiner Zeit zur Preisgabe ihrer
persönlichen Freiheit und zur Aufopferung ihrer Kraft und
Mittel für ein gemeinsames Ziel bewegen können, wenn von ihm
nicht Anregungen ausgegangen wären, die in allen die Hingabe
an das neue große Kulturwerk der Zukunft erweckten.
Zwar wissen wir nicht, welche Pläne man mit dem Bau des
Turmes, der bis zum Himmel reichen sollte, verband.
Vielleicht glaubte man, durch einen Bau auf festen
Fundamenten, aus gebrannten Ziegeln und von himmelstürmender
Höhe sich für jenen Fall eine Zufluchtsstätte zu schaffen,
dass die Menschheit auf's Neue durch eine Gerichtsflut
heimgesucht werden sollte. Sollte dieser Gedanke mitgewirkt
haben, so tritt in demselben etwas in die Erscheinung, was
seitdem immer in der Geschichte eine sehr wesentliche Basis
für den Zusammenschluss und das einheitliche Handeln der
Menschheit werden musste.
Das ist aber Selbsterlösung. Man zitterte vor den
Katastrophen der Geschichte und suchte einer Wiederholung
derselben vorzubeugen, indem man sich selbst half.
Anstatt sich zu fragen, was einst die kainitische Welt
in die Flutkatastrophe geführt hatte, suchte man nur das
Gericht zu umgehen. Das ist jedoch bezeichnend für alle
Selbsterlösung. Nie hat die Menschheit sich über die großen
Gerichtskatastrophen hinwegzutäuschen vermocht. So oft die
Welt einen neuen erschütternden Zusammenbruch erlebte,
sann man nachher auf Mittel und forderte Opfer, um eine
Wiederholung solch eines durchlebten Zusammenbruchs
vorzubeugen. Nicht etwa innerliche Reue über die falsche
Geistesrichtung und die widergöttlichen Prinzipien waren es,
durch welche die Welt sich bei ihrem neuen Aufbau und ihren
neuen Kulturschöpfungen leiten ließ. Es war allein der
Gedanke, eine Wiederholung der Gerichte unmöglich zu machen.
Das aber ist Selbsterlösung.
J.Kroeker
Von Babel und ihrem Fall.
"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen
Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir
uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze
Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.
Mit der Selbsterlösung verband ferner die alte Welt die
Selbstverherrlichung. Sie sprach: "Lasst uns uns einen Namen
machen!" Auch hierin offenbarte sich das Widergöttliche in
der Geisteshaltung jener Zeit. Zwar will auch Gott die
Menschheit zu einer Einheit führen, jedoch zu einer Einheit
im Geist und in der Wahrheit. Auch Gott will den Menschen so
dem Gericht entrücken, dass er mitten im Gericht sich nicht
gerichtet sieht; jedoch durch eine Erlösung von innen heraus.
Auch Gottes Absicht ist es, den Menschen zu verherrlichen,
und zwar auf Grund der Vollmachten, die Er ihm über die
Schöpfung gegeben hat; aber allein auf der Grundlage, wo
der Mensch erlöst wird von sich selbst und sich freiwillig
hingibt an Gott. Erst ein völlig es an-Gott-gebunden-sein
führt zu einem Herrsein über die Schöpfung. Den vor Gott
Gebeugten lernt auch die Schöpfung gehorchen.
Wo jedoch in der Weltgeschichte Nimrods Geist und Babels
Schöpfung je und je sichtbar wurden, da baute man noch stets
an einem Ruhmestempel der Gesamtheit, schritt über die
Millionen von Leichen hinweg und lebte dabei dem Wahn, es
diene alles dem Ganzen. Was ist z.B. denn der russische
Kulturbolschewismus seinem innersten Wesen nach anderes als
jener kollektive Übermensch, den man bewusst e rzieht, als
jener gigantische Wirtschaftsaufbau, von dem man die Erlösung
erhofft, und als jener dämonische Gotteshass, durch den man
von Gott endgültig loszukommen sucht? Bei uns in Deutschland
schrieb vor einigen Jahren Raschke in seinem Buch "Revolution
um Gott": "So fern wie das Morgenland vom Abendland und das
Jahr 30 vom Jahr 1930, so verschieden der syrische Semit vom
deutschen Germanen, so verschieden ist die "reine Lehre
Jesu", d.h. das Urchristentum von allem, was uns heilig
ist, so fern liegen die neutestamentlichen Grundlagen des
Christentums den Grundlagen des ganzen abendländ-ischen
Lebens überhaupt. Das Urchristentum, die reine Lehre Jesu,
würde streng genommen das ganze Abendland in die Luft
sprengen!" Daher bejahte der Mensch auch seit dem Kommen Jesu
immer neu Barrabas und verneinte Christus, schuf weiter an
sein er Weltmonarchie und verleugnete die Königsherrschaft
Gottes, erwählte die Vergänglichkeit und floh vor dem Ewigen.
Welche Opfer an Blut und Leben, Intelligenz und Vermögen, an
Glück und Freude diese Einstellung auch immer wieder von ihm
verlangte, er brachte sie und huldigte jenen Göttern, die er
sich aus dem Vergänglichen schuf. Bei dieser Einstellung
blieb die Erde noch immer wertvoller als der Mensch, der
Gewinn stand höher als der Nächste.