1Mo 10,9
C.H.Spurgeon
Nimrod war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; darum sagt man:
'Wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN!' 1. Mos. 10, 9.
Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott
schauen. Matth. 5, 8.
Die Welt spricht: "Selig ist der Mann, der ein lustiges Leben
führt." Wenn ihr die gewöhnliche Art Leute fragt, was ein
glücklicher Mann ist, so werden sie euch sagen: "Glücklich ist
der, der viel Geld hat und es mit vollen Händen ausgibt, weil
er sein eigener Herr ist - der lustig durch's Leben tanzt und
tief aus dem Taumelbecher der Welt trinkt - der seinen Lüsten
den Zügel schießen läßt - der wie das wilde Pferd der Prärie,
frei vom lästigen Zaum der Ordnung, ungehemmt durch das Gebot
der Vernunft, ohne Geschirr, ohne Lenker und ohne Schranken
durch die weiten Ebenen der Sünde dahinjagt." Das ist der
Mann, den die Welt glücklich nennt, der stolze Mann, der
mächtige Mann, der Nimrod, der, welcher tun kann, was
ihm gefällt und sich mit Verachtung vom schmalen Pfad
der Heiligung abwendet.
Doch die Schrift spricht: Nicht so. "Selig sind die reinen
Herzens sind, denn sie werden Gott schauen." Seht, wie das
Evangelium verfährt, wie es die Welt umkehrt! "Selig sind, die
da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen
satt werden." Hier wird, wie ihr seht, die Welt umgekehrt, und
zwar durch die erste Predigt, die Christus gehalten hat.
J.Kroeker
Von Nimrod und seinem Fall.
"Nimrod war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn; daher sagt
man: Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod."
1.Mose 10,9 f.
Wenn es in der Überlieferung von Nimrod zweimal heißt,
dass er "ein Held vor dem Herrn" wäre, so ist damit nur
angedeutet, wie stark er nach außen hin seinen Handlungen
den Schein der Gottseligkeit zu geben verstand. Aber gerade
darin gipfelte das Verführerische und Verderbliche seines
Auftretens für die damalige Zeit. Wir haben hier daher
nichts geringeres, als den Anfang von jenem Missbrauch des
Namens Gottes, der seitdem im Geiste Nimrods je und je
betrieben wurde. Nimrod war der Erste, der anfing, seine
Mitmenschen "im Namen Gottes" zu unterdrücken. Er verstand
es offenbar, die selbstsüchtige Gewalt durch den Schein des
göttlichen Wohlgefallens zu verhüllen und so die Anerkennung
derselben im Namen Gottes zu fordern.
So stehen wir hier an der Wiege jener Art menschlichen
Herrschertums, dessen Träger sich und ihre Herrschaft zwar
mit dem Schein des Göttlichen umhüllten, den Geist des
Göttlichen aber niemals atmeten. Aus Nimrods Gesinnung
konnte immer nur ein Babel entstehen. Im geistigen Unterbau
seiner Regierung liegen daher die ersten Anfänge zu jener
geschichtlichen Weltstadt Babel, welche durch die
Jahrtausende menschlicher Entwicklung hindurch der Typus und
die Trägerin widergöttlicher Prinzipien in der Weltgeschichte
geworden ist. In Nimrods selbstsüchtiger Seele wurden die
Ideen und Energien zu einer antigöttlichen Weltherrschaft
geboren, die einst im Antichristen und in seiner Weltmacht
ihre letzte Vollendung, damit aber auch ihr endgültiges
Gericht finden wird.
Welch ein ungeheuerliches und blutiges Drama ist doch immer
wieder aus diesen Nimrodschen Ideenkräften geflossen. Wie
haben sie die Weltgeschichte in ein fast ununterbrochenes
Schlachtfeld verwandelt! Sie führten die Menschheit in
namenloses Elend und in unerträgliche Knechtungen. Sie
entweihten das Heiligste des Lebens und machten Menschen
wie Güter zum Gegenstand ihres Gewinnes. Um den eigenen
Säckel zu füllen und das begehrliche Genussleben zu pflegen,
erniedrigten sie alle Kulturwerte zu einem Propagandamittel,
zu einem Exportartikel, zu einem Konkurrenzobjekt. Heilig
war ihnen nur noch, was nutzte, gerecht nur noch, was die
eigene Macht zu heben vermochte, nützlich nur noch, was
Gewinn brachte.
Es war jedoch bisher das Gericht der Geschichte, dass sie den
blind machte, der in ihr seine Götter fand. Jene Götter, die
der Mensch beglückt in seiner Kulturwelt entdeckte, wurden
ihm eines Tages zu Dämonen, die seine Seele zerrissen. Daher
ist bis heute der Mensch auch immer wieder an seiner
Kulturschöpfung ohne Gott zerbrochen.