1Mo 9,26
A.Christlieb
Verflucht sei Kanaan. Gott breite Japhet aus und lasse ihn
wohnen in der Hütte Sems. 1. Mose 9, 26 f.
Noah hatte einen Weinberg gepflanzt und Wein gekeltert. Er
kannte die Wirkungen des Alkohols noch nicht. So kam es,
daß er eines Tages trunken und entblößt in seiner Hütte lag.
Sein ältester Sohn Ham (Kanaan) kam herein, sah hin und
war boshaft und unehrerbietig genug, es seinen Brüdern
weiterzuerzählen. Die Brüder aber spotteten nicht, traten
rücklings auf den Vater zu und bedeckten ihn mit abgewandtem
Gesicht. Als Noah erwachte und erfuhr, was geschehen, hat er
Ham verflucht und Sem sowie Japhet gesegnet. - Bis heute
gibt es Menschen, die entweder dem Ham oder seinen Brüdern
gleichen. Die einen haben Wohlgefallen daran, die Fehler
und Blößen ihrer Mitmenschen aufzudecken und schadenfroh
weiterzuerzählen. Die anderen gleichen Sem und Japhet, die
in Liebe solche Dinge zudecken. -
Es ist ein erschütternd ernstes Bild. Ham ist einer der
wenigen, der acht Menschen, die durch die Sintflut
hindurchgerettet sind. Er hat Gottes Gnade und Bewahrung
inmitten des schwersten Gerichtes erlebt, das bisher über die
Menschheit hereinbrach. Er hat aber aus der Vergangenheit
einen Mangel an Demut und keuscher Zurückhaltung
mithinübergenommen, der ihm zum Verderben wird. Gerettet -
und doch verflucht! Das ist Hams Geschick! - In allen
Familien- und Christengemeinschaften finden sich solche
Ham-Seelen. Sie sind gerettet, haben aber eine Freude am
Richten und Kritisieren behalten. Wehe dem, der diese
Neigung beibehält! Gesegnet seien Sem und Japhet, und
tausendmal mehr alle Christen, welche die Art Hams ablegen,
die Tat Japhets nachahmen und fremde Blößen liebevoll
zudecken. Der alte Pastor Engels hat u. a. den Grundsatz
gehabt: ,,Ich will nichts aussprechen, was mich hebt, ebenso
nichts, was einen anderen heruntersetzt, es sei denn durchaus
nötig."