1Mo 6,9
J.Kroeker
Von der göttlichen Offenbarung.
"Noah war ein gerechter Mann, tadellos zu seiner Zeit.
Mit Gott wandelte Noah." 1.Mose 6,9.
Sobald die göttliche Offenbarung zu uns sprechen kann, will
sie mehr als nur uns ansprechen. Sie sucht unser Leben in
ihren Geist und Inhalt hineinzuziehen. Noahs Leben im Licht
der göttlichen Offenbarung führte ihn zu einem dauernden
Wandel mit Gott. Nicht die einmalige göttliche Tat seiner
Errettung war das Entscheidende in seinem Leben. Es war
die fortschreitende Gottesoffenbarung, die ihm für sein
jeweiliges Handeln zur rechten Zeit werden konnte. Während
damals die ganze Welt in ihrem eigenen Licht wandelte und in
stolzer Freude und Zuversicht auf ihre Führer und Helden, auf
ihre Künstler und Erfinder blickte, lebte in ihrer Mitte ein
Mann, der dennoch ein Fremdling inmitten der herrschenden
Begeisterung blieb. So sehr er das Kulturleben seiner Zeit
auch fortschreiten sah, so mächtig die Kunst auch auf seine
Zeitgenossen wirkte, so sehr Industrie und Handel, Wirtschaft
und Verkehr auch in Blüte standen und das Leben bereicherten,
- Noahs Seele lebte in einer Welt, die ihm weit Höheres bot.
Dies war die Welt Gottes, die ihm zu einer Offenbarung für
sein Leben wurde.
Durch das Licht, das er auf Grund dieser Gottesoffenbarung in
den großen entscheidenden Augenblicken seines Lebens von Fall
zu Fall empfing, wurde er in seinen einzelnen Entscheidungen
und Handlungen bestimmt. Er lebte nicht im eigenen Licht,
orientierte sich auch nicht an dem Geist seiner Zeit. Er
empfing sein tiefstes Wissen auf jener Prophetenwarte, die
sich allen Gottesknechten immer wieder in ihrem vertrauten
Umgang mit Gott erschloss. Als ihm das nahende Gottesgericht
über das Tun und Lassen seiner Zeit enthüllt worden war,
hatte er sich durch seine schrankenlose Hingabe an Gott
bewusst auf dasselbe eingestellt. Daher konnte sein Leben
auch nicht dem seiner Zeit ähnlich sein. Es musste zu einer
anderen Zukunft führen. Die Kraft dazu fand er allein in
seinem Wandel mit Gott. Er war in Gott und in dessen Urteil
über die bestehende Weltordnung zur Ruhe gekommen. Daher
suchte er kein anderes Licht zur Lösung der auftauchenden
Fragen, keine andere Zuflucht zur Sicherung seiner Zukunft,
keine andere Einstellung der Gesinnung seiner Zeit gegenüber,
keine andere Unterordnung als die der empfangenen Offenbarung
Gottes gegenüber. Er blieb der einsame Prophet seines
Zeitalters, der unverstandene Gerechte seiner Umgebung,
der innerlich verschlossene Heilige seiner Tage, dem die
Weltgeschichte später das unauslöschbare Zeugnis für
alle Zeiten geben musste: "Mit Gott wandelte Noah!"