1Mo 6,5
J.Kroeker
Von seinen Gerichten.
"Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf
Erden, und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse
war immerdar, da reute es ihn, dass Er die Menschen gemacht
hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen."
1.Mose 6,5-6.
In diesem Gottesurteil spricht sich der ganze göttliche
Schmerz aus, den der Schöpfer Himmels und der Erde,
der Vater der Menschheit über die Gesamtentwicklung der
damaligen Zeit empfand. Er sah, wie die Menschheit sich in
ihrer Einstellung auf sich selbst den sicheren Untergang
bereitete, ohne dass sie daran glaubte. Eine vom Geist
Kains inspirierte Geschichtsentwicklung schuf noch immer
hoffnungsfreudig und siegesbewusst ihre Zukunft, bis diese
ihr zum Fallstrick und zur Katastrophe wurde. Und je mehr
es ihr gelang, ihre innere Hässlichkeit mit dem Schein der
Gottseligkeit zu verdecken, ihre niedrigen Gelüste mit den
Begriffen des Gottgewollten zu umkleiden, ihr redendes
Gewissen durch die Vermählung mit den Söhnen Gottes zum
Schweigen zu bringen, desto blinder wurde sie dem nahenden
Zusammenbruch gegenüber, der sich in der Gesamtentwicklung
mit innerer Notwendigkeit vorbereitete.
Ist doch die Welt noch immer an ihren eigenen, von Gott
gelösten Ideen zugrunde gegangen! Inspirationen von unten
endeten in ihren Auswirkungen konsequent wiederum unten.
Daher war auch das Werturteil Gottes über die damalige
kainitische Geistesrichtung ein so ganz anderes, als man es
selbst in jenen Tagen glaubte. Erst in göttlichem Lichte
werden die Illusionen einer falschen Geistesrichtung und
einer von unten inspirierten Kulturentwicklung in ihrer
vollen Nacktheit und in ihrem ganzen Umfang offenbar. In
diesem Lichte der Ewigkeit wurden auch damals die Abgründe
des Verderbens sichtbar, in die mit unabwendbarer
Notwendigkeit die Gesamtentwicklung führen musste.
Das bezeugen die so gewaltigen Ereignisse in dem Zeitalter
eines Noah. Es ging damals eine große Vergangenheit mit
ihrer innerlichen und äußeren Entwicklung unter, während
ein Noah sich mit seiner Familie eines Tages in eine neue,
durch Gericht gereinigte Welt versetzt sah. Dieselben
Gerichtswellen, die eine alte Welt untergehen ließen, trugen
ihn hinüber in jene neue, die auf allen Gebieten seines
Dienstes und seiner Herrschaft wartete. Der erlöste Mensch
sollte die durch Gericht erlöste Erde wieder zum Schauplatz
des göttlichen Wirkens und zum Tempel der göttlichen
Offenbarung und Herrlichkeit machen. Noah wäre aber mit
seiner Familie nie zu diesem begnadeten Menschen geworden,
wenn er sich nicht im Gegensatz zu der damaligen
Geisteshaltung der Zeit allein auf Gott eingestellt hätte.