1Mo 2,23
J.Kroeker
Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.
"Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch
von meinem Fleisch! Diese mag Männin genannt werden, denn
von einem Manne ward diese genommen." 1.Mose 2,23.
Als der erste Mensch seine Einsamkeit erkannte, griff
Gott "in göttlichem Schweigen" ein und warf auch über das
Entstehen der Frau den Schleier des Geheimnisses, wie er über
alles erste Werden des Lebens ruht. Der Mensch erkennt nur:
"Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von
meinem Fleische!" Hier kommt die ganze innere Freude, das
tiefste Glück der menschlichen Persönlichkeit in ihrer
Reinheit zum Ausdruck, endlich gefunden zu haben, was ihr
Innerstes bisher in der übrigen Schöpfung vergeblich suchte.
Daher ist auch die wahre Ehe das Symbol der tiefsten und
höchsten Gemeinschaft geworden, die sich dem Menschen
erschließen kann. Sprachen doch später die Propheten von
dem Verhältnis Gottes zu Israel und von der Stellung des
Volkes zu Gott in diesem Bild. Ja, noch später nennt Paulus
Christus und die Kirche in Verbindung mit dem Wort: "Um das
wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und
seiner Frau anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein.
Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und
die Gemeinde."
Ging dem Menschen die wahre Ehe verloren, dann verlor er die
höchste Gemeinschaft, zu der das menschliche Leben geadelt
werden kann. Sie ist daher auch ungleich tiefer und reiner
als das geschlechtliche Zusammenleben der übrigen Welt.
Grade unser Zeitalter ist ein erschütternder Beweis, welch
eine Vereinsamung der Seele und welch eine Verwilderung der
Sitten eintreten, wenn der Mann nicht mehr in seiner Frau
und die Frau nicht mehr in ihrem Mann völlig zur Ruhe kommt.
Dann erkennt zwar der Mann noch im Nächsten das andere
Geschlecht, aber nicht mehr seine Frau. Und mit der Frau
geht alsdann die höchste Schöpfung des Menschen als Mann und
Frau verloren, die Familie: dieses Paradies der Menschheit
mit der Wiege ihrer Zukunft. Noch hat sich kein Volk
vor seinem sittlichen und physischen Untergang zu retten
vermocht, sobald der Mann die Frau nicht mehr erkannte
und damit die Ehe verlor.
So erweist sich jede Abweichung des Menschen von seiner
göttlichen Berufung und von dem Sabbatboden der Schöpfung als
ein neuer Zustand, der nicht zum ewigen Leben, sondern zu
jenem Tode führt, wo man ewig stirbt und doch nicht sterben
kann. Man hört zwar auf zu sein, was man war, aber man hört
nicht auf zu sein, was man ist und wird. Nur eine
Neuschöpfung Gottes kann den Menschen hinfort noch aus jenem
Zustand erlösen, den er sich durch seinen Fall auf dem Boden
der ersten Schöpfung schuf.