1Mo 2,8
J.Kroeker
Von Adam und seinem Fall.
"Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen
Morgen. Darein setzte Erden Menschen, den Er gemacht hatte."
1.Mose 2,8.
Von tiefer Bedeutung ist die erschütternde Feststellung, dass
der Mensch sein Eden in Eden verlor. Denn er fand seinen
ersten Versuchungsboden im Paradiese. Obzwar der Mensch
außerhalb des Paradieses erschaffen war, so war er doch
bestimmt, im Paradiese zu leben.
In dieser Bestimmung des Menschen fürs Paradies liegt daher
auch seine gegenwärtige Qual, nachdem er es verloren hat.
Ewig sucht er es und findet es doch nicht. Und doch kann er
ohne dasselbe nicht leben. Dass er vergeblich das sucht,
ohne das er nicht leben kann, - darin liegt das erschütternde
Gericht des gefallenen Menschen.
Denn kein Fall riss ihm die ursprüngliche Bestimmung für jene
Heimat aus der Brust, die die Urgeschichte mit den Worten
beschreibt: "Und es pflanzte Gott der Herr einen Garten in
Eden zu Osten und setzte dorthin den Menschen, den Er
gebildet hatte." Und kein Gericht zerstörte im Menschen
seitdem die Sehnsucht nach dem Verlorenen, so tief er in
seiner Schuld auch sank und so weit er sich auch entfernte.
Das ist der gegenwärtige Mensch in seiner ganzen Tragik:
Dass er für eine Heimat bestimmt ist, die er niemals mehr
zu finden vermag. Aber in dieser seiner unzerstörbaren
Sehnsucht liegt auch die Verheißung seiner Erlösung. Ohne
Sehnsucht nach Erlösung hätte dem Menschen nie ein Erlöser
werden können. Könnte der Mensch letzthin auch in seiner
Qual zur Ruhe kommen, er würde sich niemals einer ihm
angebotenen Erlösung erschließen. Dann fände er in seinem
Gericht sein Leben. Aber dem Menschen in seiner Sehnsucht
vermag Gott als Erlösung nun das anzubieten, was er ohne
Erlösung ewig vergeblich sucht.
Wie jedoch konnte dem Menschen der ursprüngliche Boden
seiner Bestimmung zum Versuchungsboden werden? Es heißt im
biblischen Bericht: "Und es legte Gott der Herr dem Menschen
das Gebot auf: Von jeglichem Baum des Gartens darfst du sehr
wohl essen: aber von dem Baum der Erkenntnis dessen, was gut
und böse ist, sollst du nicht essen; denn an dem Tage, an
welchem du von ihm isst, musst du gewisslich sterben." Auch
auf Paradiesesboden gibt es verbotene Frucht. Obgleich es
der Boden seiner ewigen Bestimmung und die Zentralbasis
seiner Herrscherdienste war, so hatte dieser den Menschen
doch nicht von seinem inneren Sohnesverhältnis zum Schöpfer
gelöst. Gottes Vater- und Schöpferwille reichte bis ins
innerste Heiligtum des Paradieses hinein und band sein Kind,
den Menschen, für immer in seinem richtigen Verhältnis zu
Gott an den Gehorsam. Ein dauernder Kindeszustand ist nur
denkbar unter freiwilligem Kindesgehorsam.