1. Mose

1Mo 1,27 C.Eichhorn Der Mensch - das Ebenbild Gottes Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn. 1. Mose 1, 27

In diesem dichterisch schwungvollen Satz kommt die innere Gehobenheit zum Ausdruck, angesichts der großen Tatsache: der Mensch - ein Abbild Gottes. Es war ein gewaltiger Augenblick, als Gott seiner Schöpfung durch den Menschen die Krone aufsetzte. Er steht, wie Psalm 8 sagt, nur wenig hinter Gott zurück. Gott hat ihn mit Herrlichkeit und Hoheit gekrönt. Es ist ja wohl auch allen übrigen Schöpfungswerken der Stempel Gottes aufgeprägt; jedoch der Mensch hat etwas von der göttlichen Majestät. Gott hat ihn zum Herrn gemacht über die Erde und alles unter seine Füße getan. So ist er ein Abbild des höchsten Herrn. Gott hat ihn mit Vernunft und Willen begabt; Vernunft ist sein Herrscherstab. Er hat nicht nur eine Seele, sondern auch einen Geist; Gott hat ihm Freiheit gegeben.

Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, die sich kundtut in der Herrschaft über die Welt, muß aber im Gehorsam gegen Gott gewurzelt und verankert sein; denn der Mensch ist nicht ein Gott, sondern ein Geschöpf und darum von Gott abhängig. Seine Freiheit besteht in der freiwilligen, nicht gezwungenen Unterwerfung unter Gott.

Als Gottes Ebenbild ist der Mensch bestimmt zur Gemeinschaft mit seinem Urbild. Gemeinschaft ist nur möglich zwischen Wesen, die sich ähnlich sind. Zwischen Mensch und Tier gibt es keine volle Gemeinschaft. Der Mensch ist eine Person und kann darum mit Gott in wirkliche Verbindung treten. Es ist ihm vom Augenblick der Erschaffung an ein Zug zu Gott in die Seele gegeben; er fühlte sich zu seinem Ursprung mächtig hingezogen und wollte und konnte ohne ihn nicht sein.

Leider hat sich der Mensch selbst seiner Krone beraubt. Infolge des Sündenfalls hat er seine gottähnliche Stellung verscherzt. Durch Ungehorsam gegen Gott ist er zum Sklaven der geschaffenen Dinge geworden, durch seine Begierden ist er von ihnen geknechtet. Zwar herrscht er noch mittels seines Verstandes und Willens über die Natur, aber er herrscht nicht im Sinne Gottes, sondern in despotischem Geist und räuberischer Gesinnung. Er betrachtet sich nicht als Diener und Haushalter Gottes, er pflegt nicht die Werke Gottes mit liebevoller Sorgfalt, sondern beutet, was Gott ihm in die Hand gegeben, selbstsüchtig aus.

Der gefallene Mensch sucht sich und verliert sich, er setzt sich auf den Thron und erniedrigt sich. Er wird nur Mensch, wenn er sich ganz unter Gott stellt, er herrscht nur im vollen und göttlichen Sinn, solange er Gott dient.

Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht; Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht; Liebe, dir ergeb' ich mich, dein zu bleiben ewiglich!





J.Kroeker Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.

"Da schuf Gott den Adam nach seinem Bilde, nach seinem Bilde schuf Er ihn; als Mann und Frau schuf Er sie." 1.Mose 1,27.

Der sechste Schöpfungstag erwies sich mit seiner Offenbarung als ein Evangelium der Vollendung. Gottes Imperative erschöpfen sich nicht. Auch nicht mit dem fünften Schöpfungstage. Denn die Kraft der Offenbarung seiner Liebe ist weit größer auch als der fünfte Schöpfungstag. Sie ist ewig schlechthin - ohne Anfang und ohne Ende. Anfang und Ende dieser Liebe kennt nur das Geschöpf, nicht aber der Schöpfer. Solange daher das erlösende Gottes-Ich einem unerlösten geschöpflichen Du gegenübersteht, wird es aus seinem göttlichen Selbst heraustreten und sich mit einer neuen Offenbarung der Liebe an das Geschöpf wenden. Auch im Erlösen wird Gott sich wirklich als Gott erweisen. Solange in seiner Schöpfung nicht alles seine ewigen Reichsgottesgedanken verkörpert, muss immer wieder ein neuer Schöpfungstag mit seiner Offenbarung beginnen. Denn auch in seinen Schöpfungstagen lebt Gott zahllos, solange es die Erlösung seines Geschöpfes erfordert.

Zwar hatten die göttlichen Imperative, die Schöpfungsbefehle der fünf Offenbarungstage mit ihrem: "Es werde!" bereits unendlich viel an Erlöstem geschaffen. Allein das Letzte und Höchste, was Gott an Erlösung zu offenbaren und aus sich herauszugeben hatte, konnte sich erst am sechsten Tage vollenden: nämlich im Menschen nach Seinem Ebenbild.

Denn zuletzt erscheint der Mensch als Ebenbild Gottes. Es ist Gottes köstlichste und höchste Gabe, unendlich mehr als nur Geschöpf und doch weit weniger als Er, der Schöpfer. Denn als alles Geschaffene in seiner unendlichen Fülle an Schönheit und Kraft, Zweckmäßigkeit und Harmonie vor Ihm stand, da suchte Gott nach einem Gleichnis zur Erschaffung des Menschen. Er fand es aber nicht in etwas bisher Geschaffenem. Er fand es allein in sich selbst, dem Schaffenden. Daher hebt sich der Mensch trotz all seiner Verwandtschaft mit der Natur und Kreatur doch in seinem tiefsten Wesen so wesentlich ab von allem Leben, das die Welt zu offenbaren vermag. Er war Gott gegenüber Sohn, und Herr gegenüber der Schöpfung.

"So ward Abend, so ward Morgen - der sechste Tag." Er vollendete durch seine Offenbarung die Erlösung einer unerlösten Schöpfung und hieß hinfort alles Erlöste auf das Geheimnis der Herrlichkeit des siebenten Schöpfungstages warten.





J.Kroeker Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.

"Und Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn." 1.Mose 1,27.

Als Gott den Menschen nach seinem Bilde schuf, da war er nach seinem ganzen Innenleben so angelegt, wie es einem zur Gottesähnlichkeit bestimmten Wesen entspricht. Was jedoch zunächst nur von Gott erschaffene Naturanlage war, sollte auf Grund freier Willensentscheidung Geistesbesitz und Geisteszustand werden. Das objektiv Göttliche im Menschen sollte in ihm zum subjektiv Erlebten werden. Die zunächst mehr natürliche Anlage, welche nur bekundete, dass in dem ganzen Wesen des Menschen nichts war, was der göttlichen Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit und Heiligkeit widersprach, sollte zur positiven Geistesgemeinschaft und zur vollen Anteilnahme an Gottes Art und an Gottes Wirken werden.

Denn bisher war Gottes Offenbarung nur Schöpfung gewesen. Auch der Mensch war es zunächst, wenn auch als höchstes Geschöpf. Aber hinfort sollte mit dem Anbruch des Schöpfungssabbats Gottes Offenbarung Geschichte werden und zwar auf Grund der gegenseitigen Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. In dieser Geschichte sollte sich im Menschen dauernd vollenden, wozu er im Prinzip von Gott erschaffen und berufen worden war. Aller Dienst und alle Ehrfurcht vor Gott, die sich in der übrigen Schöpfung auf Grund anerschaffener Gesetzlichkeit vollzieht, sollte im Menschen aus freier Liebe und bewusster Willenshingabe geboren werden. Gottes Herrschaft im Menschen sollte eine Hingabe und Anbetung auslösen, die für den Menschen nicht Knechtschaft, sondern das höchste Zusammenklingen geistesverwandter Seelen bedeutet. Die Grundlage aller wahren Anbetung ist die Bewunderung, das innerliche Ergriffensein von dem jeweiligen übernatürlichen Handeln Gottes. Für dieses innerliche Ergriffenwerden und diese beseligende Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit war im Menschen alles angelegt.

Diesen Weg der inneren Sohnesgemeinschaft und des freiwilligen Sohnesgehorsams ist der erste Adam trotz der von Gott ihm gewordenen Anlagen nicht gegangen. Er stand eines Tages bewundernd vor dem Geschöpf und wurde innerlich ergriffen von der Frucht des Geschöpfes, d.h. der Erde. Denn so wie Gottes übernatürliches Handeln die ergriffene Seele in sein ewiges Wesen hineinzieht, so zieht auch das G{eschöpf alles in sein geschöpfliches Wesen hinein, sobald der Mensch bewundernd und innerlich ergriffen vor ihm stehen bleibt. Anstatt vor dem Schöpfer kniet er alsdann vor dem Geschöpf. Er verliert Gott, auf den hin er geschaffen ist, und findet nur noch die Erde, durch die er sich geknechtet sieht.