Offenbarung Johannes

Offb 2,13 J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Ich weiß, wo du wohnst, nämlich da, wo der Thron des Satans steht." Offenb. 2,13a.

Christus ist vertraut auch mit dem ganzen Kampfterrain seiner Gemeinde. Wer einmal aus allen sieben Sendschreiben die starke Betonung jener Worte herausgehört hat: "Ich weiß!", dem bedeuten sie in unserem Sendschreiben: Ich bin vertraut mit deinem Kampfesboden. Gewiss, wir zittern vielfach innerlich, wenn wir sehen, dass derselbe in einer Welt liegt, die sich immer neu auf Grund ihres eigenen Geistes aufbaut, und daher unaufhaltsam in ihrer Lebensanschauung und Entwicklung widergöttlich werden muss. Ist es doch etwas Erschütterndes, wenn man in Russland zu erklären wagte: "Wir haben den Kampf mit den Göttern aufgenommen, und wir werden sie aufsuchen, wohin sie sich in ihren Himmeln auch immer verkriechen mögen."

Solche, dem Hasse eines antichristlichen Geistes entsprungenen Gotteslästerungen sind jedoch letzthin nur die letzte Konsequenz einer Welt, die in ihren Schöpfungen allein auf sich selbst eingestellt ist. Diese Geistesmacht macht nicht Halt vor unsern Kirchentüren und unseren Kreuzen und Altären. Sie respektiert auch nicht unseren äußeren Prophetenmantel und unsere Bekenntnissprache. Sie beugt sich auch nicht vor unseren heiligen Festen, unseren heiligen Einrichtungen und Orten. Sie macht auch nicht Halt vor unsern nationalen Grenzpfählen und politischen Überzeugungen. Ihr ist nichts heilig als nur sie sich selbst.

Diese Macht findet ihr "Halt!", ihre Grenze nur dem Einen gegenüber, der weit größer ist als sie. Das ist Christus und mit Ihm jene Gemeinde, die seines Geistes ist. In Russland ist diese Macht mit Religion und Staat fertig geworden. Mit der Gemeinde Jesu Christi aber nicht. Wohl vermochte man die Glieder Christi in die Gefängnisse zu werfen und zum Tode zu führen. Singend jedoch betraten sie ihre Zellen und sangen Christi Evangelium ins Herz der Rotgardisten. Eines Tages sanken diese wie ein Kerkermeister zu den Füßen ihrer Gefangenen mit der Frage nieder: "Was sollen wir tun, dass wir selig werden?" Es gibt Gottes- und Samariterdienste, die nicht mit einer Gebetsversammlung, sondern mit dem Wassereimer und dem Besen beginnen. Unsere Brüder in Russland haben so manchen Gottesdienst dieser Art in den Gefängnissen gehalten. Die Folge war vielfach die, dass ihre Feinde zu ihren Freunden wurden. Die Brüder hatten erfasst: Um einen Feind zu beugen, genügt ein Schwert, jedoch um einen Feind zu gewinnen, bedarf es einer Seele. Diese Seele offenbarte ihre aus dem Umgang mit Christo gewonnene Schönheit und Hingabe vielfach am reinsten auf dem Boden der Leiden.





J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Doch du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, nicht verleugnet, der bei euch ermordet ist, wo der Satan wohnt." Offenb. 2,13b.

Christus ist vertraut auch mit den einzelnen Positionen Satans und seinen Kampfesmethoden. "Der Thron Satans" - was ist das für ein Thron? Gewiss nicht ein Thron, auf dem wir eines Tages ein satanisches Wesen mit Hörnern und Klauen und blutunterlaufenen Augen sehen könnten. Diese Zeiten sind längst verschwunden, wo man sich das Widergöttliche nur in solch einem Schreckensbild vorzustellen vermochte. Es ist daher gewiss nicht ein Thron, auf dem, um in der bildlichen Sprache der Offenbarung zu reden, eines Tages "das Tier" sitzen wird. Thron ist hier nichts anderes als der Zentralsitz, das Sinnbild des Zentrums jener widergöttlichen Weltmacht, die durch ihre antichristlichen Geisteskräfte alles Leben ihrer Umgebung zu beherrschen sucht. Es ist daher der Thron, auf dem der Mensch sitzt, der aber eine tierische Seele in sich trägt. Wo der Mensch sitzt, der aber durch ein satanisches Evangelium die Welt zu inspirieren sucht. Wo der Mensch sitzt, der aber die Machtentfaltung als das höchste und letzte Kulturgut zu künden hat. Wo der Mensch sitzt, der in der Selbsterlösung die einzige Rettung und Zukunft der Menschheit zu sehen vermag und daher in bewusster Kreuzesfeindschaft lebt.

Ich sage nicht, dass es immer Jesusfeindschaft ist, sondern Kreuzesfeindschaft. Auch der große, so viel gelesene russische Schriftsteller Tolstoi bekannte sich zu Jesus. Er widerstand aber dem Kreuz Jesu. Er lebte trotz seiner so starken Jesusbejahung in einer Kreuzesverneinung. Bei all seiner Sehnsucht nach Erlösung für sich und die Welt hatte er nicht erfasst, dass es zur Auferstehung nur über Golgatha geht. Das heißt, dass es zu einer neuen Schöpfung nur kommen kann, wo sich zuvor die alte in ihrer eigenen Kraft gerichtet sieht. Im von Gott gewirkten Neuen liegt das Gericht über das Alte. Tolstoi hatte bei all seinem intellektuellen Scharfsinn und bei all der Tiefe seines Gemütes nicht erfasst, dass das letzte Wort, die letzte Tat einer alten Schöpfung immer wieder nur sein kann, dass man Christus als den Anbruch einer neuen Schöpfung ans Kreuz schlägt. Wo die alte Schöpfung sich in der Geschichte und in der Entwicklung eines Tages vor die Wahl gestellt sieht: Christus oder Barabbas? Göttliche oder menschliche Weltordnung? Gottesoffenbarung oder Menschenweisheit? Machtmittel oder Geisteswaffen? Gottesreich oder Weltstaat? - da rief sie noch immer: Barabbas! Diese Tat sieht sich jedoch durchs Kreuz gerichtet, daher der Kampf der Welt gegen das Kreuz. Um nicht in ihrem Wesen durch das Kreuz gerichtet zu werden, verwirft sie in ihrem Hass daher das Kreuz.





J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Doch du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, nicht verleugnet, der bei euch ermordet ist, wo der Satan wohnt." Offenb. 2,13b.

Es gibt Höhepunkte und Glanzzeiten auch in der Entwicklung des Bösen und Widergöttlichen. Dies sind immer Zeiten, wo der tierische Mensch sich im Bewusstsein seiner Macht fühlt und der Prophet Gottes als ein Ballast in der Geschichte empfunden wird. Solch eine Zeit hatte auch die Gemeinde in Pergamon mit durchlebt. Und eines ihrer Glieder, der treue Antipas, der als Prophet Gottes auch während dieser Glanzzeit der Welt nicht geschwiegen hatte, war getötet worden. Gottes beste Zeugen wurden in der Welt je und je als die am ersten Entbehrlichen unter ihren Untertanen abgegeben. Ein redendes und ein unbestechliches Gewissen war nicht nur dem einzelnen Menschen, es war auch den Staaten gelegentlich sehr unbequem. Aber die Gemeinde in Pergamon hatte sich durch diesen Gewaltakt der Zeit an einem Antipas nicht einschüchtern lassen. Sie bewährte sich in ihrer Wesensverwandtschaft mit Christo. Durch die Barmherzigkeit Gottes versetzt in die Königsherrschaft des Sohnes seiner Liebe, fühlte die Gemeinde in Pergamon sich nie mehr heimisch unter der Gewaltherrschaft der Finsternis und des Todes. Ihre Geistes- und Seelenverwandtschaft fand sie allein in dem, den die Welt zwar gekreuzigt hatte, der aber vom Vater zur Herrschaft über alles erhöht worden war. Mit Christo war sie der alten Welt mit ihren Prinzipien gestorben. Hinfort lebte sie in dem Geiste dessen, der der Anbruch einer neuen Schöpfung geworden war. Sie bewährte sich daher auch in ihrer Glaubensstellung in der Welt. "Du hast den Glauben, den Ich in dir gewirkt, nicht verleugnet", - lautet das Zeugnis, das der Gemeinde durch den Geist gegeben wird. Ihr Vertrauen, das sie zum Auferstandenen gewonnen hatte, war ihr durch keine schwere Zeit erschüttert worden. Ihr Glaube war weniger ein rein äußerliches Bekenntnis zu Jesu, es war ein tiefes innerliches Erleben der Kraft des Auferstandenen. Mochte nun auch die Welt meinen, dass sie diesen Christusglauben durch Leiden und Trübsale, durch Hass und Verfolgung erschüttern könne, in Wirklichkeit wurden die Christusjünger durch alles nur noch befestigter. Sie erkannten mit jeder einzelnen Prüfung immer tiefer, dass menschliche Machtmittel uns nie die Ewigkeitswerte aus der Seele reißen können, die wir in der Glaubensgemeinschaft mit Christus gewinnen.