Offb 2,1
J.Kroeker
Vom Dienst in der Gemeinde.
"Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe." Offb. 2,1.
Gott fing sein Werk niemals bei der Masse an. Er schuf
nicht zunächst den Schöpfungssabbat und zog dann allmählich
den ganzen chaotischen Zustand der Schöpfung in diesen
Sabbatcharakter hinein. Er fing an mit dem Licht des ersten
Schöpfungstages und vollendete zuletzt das Ganze für jenen
siebenten Tag einer erlösten Schöpfungsordnung, die hinfort
keinen Abend mehr sah.
Von dieser Art seines Wirkens ist der Geist Gottes niemals
abgewichen. Um ein ganzes Volk zu erlösen, berief er
zunächst Mose zu einem Propheten. Damit auch den Nationen
die Christusbotschaft gebracht würde, sonderte Er sich einen
Paulus zum Apostel des Kreuzes und der Auferstehung aus.
So wandte sich der Heilige Geist mit seiner Botschaft an die
kleinasiatischen Gemeinden zunächst an die einzelnen Engel
derselben. Sie sollen reden, nachdem zu ihnen geredet worden
ist. Das Geheimnis der göttlichen Sendung eines jeden wahren
Seelenhirten besteht darin, dass sein Dienst in der Gemeinde
von Gott her geschieht. Er hat zuvor vor Gott gestanden,
bevor er das Antlitz seiner Brüder sieht. Er war zuvor der
Empfangende, bevor er der Gebende wurde. Jesus kam vom
Vater, daher hatte Er uns so Unendliches vom Vater zu sagen.
Denn der Inhalt unserer Botschaft verrät immer den Ursprung
unserer Sendung. Wir können nur insoweit führen, als wir von
Gott geführt worden sind, nur insoweit eine Erlösung künden,
als uns eine Erlösung erschlossen worden ist. Wer nicht
seinen Dienst von Gott her in der Gemeinde und unter der
Menschheit tut, wird die Zagenden und Irrenden, Suchenden und
Gebundenen nie bis zu Gott zu führen vermögen. Niemals stieg
das Wasser einer Leitung höher als deren Quelle lag.
Hier liegt vielfach die Not unserer Gegenwart! Den Gemeinden
fehlen jene Hirten, die von Gott kommend vor die Gemeinde
treten. So mancher Seelenhirte sieht zwar den ganzen Jammer
und den herrschenden Tod innerhalb seiner Kirche. Ihm fehlt
aber die Botschaft, die zu einem heiligen Erwachen und zu
einer Auferstehung der Totengebeine führen könnte. Er hat
das Totenfeld seiner Gemeinde gesehen, ohne dass er den Geist
sprechen hörte: "Weissage zu diesen Totengebeinen, dass sie
leben sollen!" Das muss zum inneren Verzagen im geistlichen
Dienste führen. Die Welt in ihrem allmählichen Untergang und
die Kirche in ihrem geistlichen Zerfall zu sehen, ohne einen
Auftrag Gottes zu deren Heil in sich zu tragen, das führte
noch immer entweder zu jener Resignation eines Elia, der
sich nach seinem erloschenen Eifer entmutigt in die Wüste
zurückzog, oder zu jenem unfruchtbaren Dienst, der sich
in der Anklage der Brüder vor Gott erschöpfte.
J.Kroeker
Vom Dienst in der Gemeinde.
"Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der
inmitten der sieben goldenen Leuchter (Gemeinden) wandelt."
Off. 2,1.
Hört erst der Engel oder Hirte, dann soll auch die Gemeinde
hören, wie Christus ihr Leben einschätzt und ihren Dienst
beurteilt. Ihre Selbsteinschätzung geht vielfach völlig
fehl. Sie hat wie Ephesus eines Tages ihr Tiefstes verloren
und weiß es nicht. Sie begnügt sich wie Sardes mit dem
Namen, den sie aus reicher Vergangenheit gewonnen hat, und
ahnt nicht, dass sie gegenwärtig ohne Leben ist. Sie ist
zwar reich und satt wie Laodizäa in ihrem viel beschäftigten
Eigenleben, aber ihrem ganzen Aufbau und in ihrem Dienst
fehlt der Herr.
Christus spricht jedoch nicht nur von dem Fehlenden und von
der falschen Selbsteinschätzung. Er spricht in erster Linie
immer von dem Vorhandenen. Ihm entgehen nicht einmal die
wenigen in Sardes, "die ihre Kleider nicht befleckt haben".
Er sieht sie. Er tröstet und ermutigt sie mit den Worten:
"sie sollen mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind
es wert." Er weiß, dass die Gesamtkirche in Thyatira gesund
ist in ihrem Glauben, in ihrer Liebe und in ihrer Kraft.
Er macht sie aber aufmerksam auf die schleichende Gefahr
in ihrer Mitte. Sein Gericht an dem Falschen und
Widergöttlichen in ihrer Mitte soll für sie nur zum Leben
gereichen. Er sieht die kleine Kraft der Gemeinde zu
Philadelphia und wie gerade sie vor einer weitgeöffneten
Tür steht. Er kennt die schwere Stellung der Gemeinde in
Pergamus, dass sie wohnt, wo der Stuhl Satans ist, und gibt
ihr das wunderbare Zeugnis: "doch du hältst fest an meinem
Namen und hast den Glauben, den ich in dir gewirkt, nicht
verleugnet."
Und wenn Christus von der Krankheit der Gemeinden spricht,
dann zeigt Er auch immer den Weg der Gesundung. So sah sich
jede Gemeinde durch die Botschaft, die Christus für sie
hatte, vor eine innerliche Entscheidung gestellt. Über diese
kann sie weder von Christus noch vom Engel überhoben werden.
Die Buße, die Umkehr zum Leben vollzieht sich nicht ohne
bewusste Einwilligung jedes einzelnen Gliedes der Gemeinde.
Jedoch wer überwindet und zur ersten Liebe zurückkehrt, -
treu bleibt bis zum Tode auch angesichts schwerster Trübsale
und Leiden, - festhält im Glauben, so stark auch die Hölle
wüten mag, - sich zurückzieht von allen falschen
Spekulationen, durch die man die Tiefen Satans zu erkennen
hofft, - seine Kleider des Heils nicht befleckt mit dem
Scheinwesen eines erstorbenen Lebens, - den Namen Christi
nicht verleugnet, so klein die eigene Kraft auch sein mag, -
die Tür des Herzens dem Herrn wieder öffnet, damit Er
eintreten und das Abendmahl mit der Seele halten kann -,
wer so überwindet, soll entsprechend erben und teilhaben
am vollendeten Leben.