3Jo 1,4
D.Rappard
Ich habe keine größere Freude denn die, daß ich höre,
wie meine Kinder in der Wahrheit wandeln.
3. Joh. V. 4.
Der greise Apostel Johannes nennt die von ihm geweideten
Schäflein der Herde Christi s e i n e K i n d e r. ,,Meine
Kindlein", redet er sie oftmals an. Das zeigt so recht das starke
Liebesband, das die Glieder der Gemeinde Jesu verbindet. Wer
selbst zu der großen Gottesfamilie gehört, dürstet danach, auch
andere herzuzuführen. Es gibt kein tieferes Glück als vom Herrn
zu solchem Dienst gebraucht zu werden. - Daß diese Kindlein
dann in den Wegen des Herrn wandeln mögen, ist die flehentliche
Bitte und die größte Freude derer, die ihnen eine helfende Hand
bieten durften.
Auch christliche Eltern stimmen in die schönen Worte unseres
Textes ein. Welch unaussprechliches Glück ist es für sie,
wenn sie solch gutes Zeugnis von ihren Kindern hören!
Was heißt das: i n d e r W a h r h e i t w a n d e l n?
Johannes denkt in diesem kurzen Brief wohl zunächst an die
Irrlehren, die damals im Schwang waren, und freut sich, wenn
seine Kinder treu bleiben in der ihnen bezeugten göttlichen
Wahrheit. Aber in der Wahrheit wandeln ist noch mehr. Es heißt:
i n J e s u, der wesentlichen Wahrheit, sein und ihm nachfolgen
mit aufrichtigem Herzen.
O ihr teuren Kindlein hin und her, wandelt in der
Wahrheit.
Mache mich frei! Mache mich treu!
Hier ist die Hand, knüpfe das Band!
W.MacDonald
»Eine größere Freude habe ich nicht als dies, daß ich höre,
daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln.« 3. Johannes 4
Der Apostel Johannes kannte sicherlich die Freude, die man
verspürt, wenn man persönlich einen Menschen für Gott
gewonnen hat. Es macht einen ungeheuer froh, wenn man einen
Sünder zum Herrn Jesus führen kann. Aber für Johannes war es
eine noch größere, ja, die größte Freude, zu sehen, daß seine
Kinder im Glauben wuchsen und standhaft bei ihrem Herrn
blieben.
Dr. M.R. DeHaan hat einmal geschrieben: »Es gab eine Zeit
in meinem Dienst, wo ich oft sagte: 'Die größte Freude eines
Christen ist es, einen Menschen zu Jesus Christus zu führen.'
Doch im Laufe der Jahre änderte ich meine Meinung darüber...
Es gab so viele, über die wir erst gejubelt hatten, als sie
ihr Bekenntnis ablegten, und die doch bald wieder umfielen
und am Wegrand liegenblieben, und dann wurde aus unserer
Freude schlimmer Kummer und tiefe Sorge. Aber an einen
Ort Jahre später zurückzukehren und die damals Bekehrten
wiederzufinden, wie sie in der Gnade wachsen und in der
Wahrheit vorangehen - das ist doch die größte Freude.«
LeRoy Eims sagte, als man ihn fragte, was am meisten Freude
im Leben einbringt: »Wenn der Mensch, den man zu Jesus
Christus geführt hat, innerlich wächst und sich zu einem
hingebungsvollen, fruchtbaren, reifen Jünger des Herrn
entwickelt, der weitermacht und andere Menschen zu Christus
führt und ihnen seinerseits weiterhilft.«
Es ist gar nicht so erstaunlich, daß das die größte Freude
einbringt. Denn das Geistliche hat durchaus seine Parallelen
im natürlichen Bereich. Es ist eine große Freude, wenn ein
Kind geboren wird, aber im Inneren bohrt ständig die Frage:
»Was wird einmal aus ihm werden?« Wie froh sind dann die
Eltern, wenn der kleine Junge heranreift und sich als ein
Mann von ausgezeichnetem Charakter und ungewöhnlichen
Leistungen bewährt! So lesen wir schon in den Sprüchen
23,15.16: »Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, freut sich
auch mein Herz; und meine Nieren frohlocken, wenn deine
Lippen Aufrichtiges reden.«
Eine ganz praktische Lehre, die wir aus alledem ziehen
können, ist die, daß wir uns nicht zufrieden geben sollen
mit einer oberflächlichen Art von Evangelisation und
Jüngerschaft. Wenn wir Kinder im Glauben haben wollen, die
in der Wahrheit leben, dann müssen wir auch bereit sein,
einen Teil unseres Lebens für sie zu opfern; und das ist ein
aufwendiger Prozeß, der Gebet, Unterweisung, Ermutigung,
Beratung und Ermahnung von uns verlangt.